Wie du Erschöpfung und bleierne Müdigkeit buchstäblich "aus deinem Körper spülen" kannst. (Mastzellen, Histamin, RDS, CED, CFS etc.)

Man könnte glauben, tägliche Durchfälle und Schmerzen verschafften den Betroffenen chronischer Darmerkrankungen bereits genug Ärger, doch dabei tragen viele von ihnen eine gewaltige zusätzliche Schwere durch den Alltag - die massive chronische Erschöpfung
Man könnte glauben, tägliche Durchfälle und Schmerzen verschafften den Betroffenen chronischer Darmerkrankungen bereits genug Ärger, doch dabei tragen viele von ihnen eine gewaltige zusätzliche Schwere durch den Alltag - die massive chronische Erschöpfung

Ein ganz herzliches Willkommen, meine lieben Mitstreiter gegen die chronisch-entzündlichen Zivilisationskrankheiten und ihr Freunde der kultivierten Forschung! 

 

Heute habe ich endlich einmal wieder die Gelegenheit, etwas über meinen "Todfeind Nummer Eins" und mein wohl am inbrünstigsten gehasstes Symptom zu schimpfen - die chronische Erschöpfung. Denn ja, meine Krankheitgeschichte war geradezu ein Paradebeispiel für den so genannten "Dysbiose-Marsch", also die Entwicklung von einer reinen Darmsymptomatik hin zu einem systemischen Geschehen mit zahlreichen nicht-gastrointestinalen Beschwerden. Als mein Darm in meinen Jugendjahren begann "Amok zu laufen", beschäftigten mich vor allem meine täglichen Durchfälle (mit Schmerzen kam ich auch damals schon recht gut zurecht). Wann geht es wieder los? Gibt es unterwegs eine Toilette? Was passiert, wenn ich es in der Prüfung, im Bus usw. nicht mehr halten kann? Wie erkläre ich mein plötzliches Verschwinden aus dem Kino meinem Rendevouz?  Und so weiter. Viele von euch kennen diesen Gedankenterror sicherlich.

Damals glaubte ich Dummerchen tatsächlich, viel schlimmer könne es eigentlich gar nicht mehr werden. Ein junger sportlicher Mann, der panische Angst hat, sich bei einem Wettkampf oder einer Busfahrt in die Hosen zu machen. Doch was wusste ich damals schon von der Grausamkeit unserer Erkrankungen? Einige Jahre und unzählige Ärzte später, begann das wirkliche Leiden. Meine Symptome hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt rein symptomatisch kontrolliert (vor allem mit Unmengen Loperamid) und plötzlich fanden die Ärzte erhöhte Entzündungsmarker, die vorher noch im Referenzbereich gewesen waren. Parallel dazu ereilten mich verschiedene systemische Beschwerden - Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen. Doch das allerschlimmste dieser Symptome war eine bleierne und lähmende Müdigkeit. Jeden Morgen stand ich nach neun Stunden Schlaf auf und fühlte mich, als hätte ich gerade einen Ironman vollendet. Mein erster Gedanke damals war, wie ich den vor mir liegenden Tag nur bewältigen sollte. Für die Uniprüfungen lernen? Ohje ... Heute Nachmittag mit meiner kleinen Tochter spielen oder ihr etwas vorlesen? Puh ... Ein paar gesunde Lebensmittel vom nahe gelegenen Wochenmarkt holen? Bitte nicht ... An das Training für meinen geliebten Sport war damals schon gar nicht mehr zu denken. (Und das als gelernter Fitnesstrainer und Sporttherapeut.) Irgendwann wurde die Erschöpfung dann so schlimm, dass ich (ohne Übertreibung!) mehrere Tage und sogar Wochen hintereinander im Bett oder im Sessel verbrachte und die Wohnung kaum verließ. Traute ich mich in einer guten Phase mal wieder zum Gewichtheben oder zum Joggen, bezahlte ich diese mittelschweren Einheiten am nächsten Tag mit einer noch nie gekannten Intensität an Erschöpfung, Müdigkeit und "brain-fog". Es war einfach der Horror! Ich glaubte, meiner kleinen Familie und dem Studium nicht mehr gewachsen zu sein. 

 

Fast forward: Die ersten Laufrunden um den benachbarten See, Wanderungen durch die zerklüfteten Sandsteinfelsen meiner Heimat und das wieder erlebte Gefühl einer schweren Hantel auf dem Rücken waren beinahe göttliche Offenbarungen oder spirituelle Erlebnisse für mich. Man kann es wohl niemandem treffend beschreiben, der nicht selbst einmal hinter die ehernen Mauern des Tartaros geblickt hat oder sogar für einige Zeit hinter diesen leben musste. Selbst in diesem Augenblick, beim Tippen auf der Tastatur, spüre ich einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. 

 

Aus vielen eurer Mails weiß ich, dass es zahllosen Lesern und Zuschauerinnen ganz ähnlich geht. Sie müssen heute das erleiden und erdulden, was ich - den Göttern sei Dank! - bereits hinter mir lassen durfte. Im Kampf gegen meine Erschöpfung habe ich einige Tipps und Kniffe gelernt, wie man diese nachhaltig vermindern kann. Eine besonders effektive Intervention mit schneller und zuverlässiger Wirkung möchte ich euch heute vorstellen. 

 

Schluss mit der Erschöpfung und hinein ins "richtige" Leben! 

 

Inhaltsverzeichnis: Was du in diesem Artikel lernen wirst.


Chronische Erschöpfung und Reizdarm, Crohn, Colitis, Mastzellaktivierung und Fibromyalgie gehen Hand in Hand!

Auch wenn die chronische Erschöpfung und lähmende Müdigkeit gern gegenüber den krankheitsdefinierenden Beschwerden, also etwa den Durchfällen und Bauchschmerzen beim Reizdarm bzw. den CEDs oder aber den Gelenk- und Muskelschmerzen bei der Fibromyalgie, vernachlässigt werden, zählen sie doch zu den häufigsten Symptomen dieser Erkrankungsgruppe und beeinträchtigen vor allem nachhaltig die Lebensqualität und die alltägliche Funktionsfähigkeit der Patienten. Folgend einige wissenschaftliche Belege für die ausufernde Prävalenz des Phänomens.
  1. Eine Metaanalyse berichtete für die chronische Erschöpfung nach der Auswertung von 17 Studien an Reizdarmpatienten eine Prävalenz von 54,2%. Die Erschöpfung war positiv mit psychologischem Stress und negativ mit der gesundheitsassoziierten Lebensqualität korreliert (Han et al.,2016). 
  2. Norwegische Wissenschaftler fanden in einer Untersuchung hingegen für die chronische Erschöpfung beim Reizdarm eine Prävalenz von 79% der Betroffenen (Vara et al.,2016).
  3. Für die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa berichtet ein Team spanischer Forscher Prävalenzen von bis zu 41% (in Remission) bzw. bis zu 72% (im aktiven Krankheitsschub) (Villoria et al.,2017). 
  4. Die zitierten Raten für chronische Erschöpfung bei dem Schmerzsyndrom der Fibromyalgie sind ähnlich erschreckend wie beim Reizdarmsyndrom und liegen im Mittel bei 76% (Vincent et al.,2013). 
  5. Erste explorative Untersuchungen aus Norwegen berichten auch für Mastzellerkrankungen hohe Quoten chronischer Erschöpfung über 50% (Omdal et al.,2018). 
  6. Schließlich finden sich erhebliche Überschneidungen zwischen den einzelnen Erkrankungen und dem Chronischen Erschöpfungssyndrom bzw. der Myalgischen Enzephalomyelitis (CFS/ME): So ist annähernd die Hälfte der Patienten mit CFS/ME, einer Fibromyalgie oder einem Reizdarmsyndrom gleich von mindestens zwei dieser Leiden gleichzeitig betroffen (Hyland et al.,2019). 

Diese Evidenz sollte verdeutlichen, dass ich hier keineswegs über ein Randphänomen innerhalb unserer Patientencommunity spreche. Für mehr als die Hälfte von uns sind der tägliche Kampf gegen die lähmende Erschöpfung, das Rennen durch das Leben mit halbleeren Akkus oder der symbolische Elefant auf dem Rücken ein Teil des echten Lebens! 

 

Doch warum ist das eigentlich so?

 

Vor allem eine gestörte Darmbarriere, sowie die resultierende Endotoxämie und Immunaktivierung tragen zur Erschöpfung bei.

Um nicht zu weit vom Zweck dieses Artikels, nämlich der Vorstellung einer praktischen Intervention mittels hochdosierten Vitamin-C-Infusionen, abzugleiten, möchte ich auf diesen Punkt nur stichpunktartig eingehen. Wer sich tiefer mit der Pathogenese der chronischen Erschöpfung bei unseren Erkrankungen auseinandersetzen möchte, dem sei die Lektüre meiner beiden Artikel "Darm und Erschöpfung und was beide verbindet" und "Der Dysbiose-Marsch"  ans Herz gelegt. 

 

Hier also eine kurze Zusammenfassung der Zusammenhänge (orientiert an Lakhan & Kirchgessner,2010):

  1. Akute (Infektionen, Antibiosen, Trauma) oder langfristige (Fehlernährung, chronischer psychologischer Stress) Stressoren führen zu einer Dysbiose des Darmmikrobioms (Darmflora) und zu einer ersten Schädigung der Darmbarriere
  2. Durch den Stressor selbst (etwa bei einer Infektion) oder aber durch das nun veränderte Darmmilieu werden Entzündungen induziert, welche die Darmbarriere weiter schädigen. 
  3. Durch den fehlenden Schutzschirm der geschädigten Darmbarriere gelangen Nahrungsproteine und Bestandteile von Mikroorganismen des Darmhabitats in den menschlichen Organismus. Eine Dysbiose zugunsten gram-negativer Bakterien (v.a. auch bei Dünndarmfehlbesiedlung) begünstigt die Freisetzung sog. Endotoxine (Lipopolysaccharide), welche die Darmbarriere weiter schädigen und ins System gelangen.
  4. Das Immunsystem reagiert auf die Anwesenheit dieser fremden Komponenten mit einer heftigen Antwort des Immunsystems. Es kommt zu einer chronischen Immunaktivierung mit Freisetzung proentzündlicher Zytokine und der vermehrten Aktivität von Mastzellen (Histamin, Tryptase). 
  5. Direkte Folge ist ein Zustand systemischer (Mikro-)Entzündung samt Neuroinflammation, Aufweichen der Blut-Hirn-Schranke und vor allem einer Dysfunktion der zur Energieproduktion unerlässlichen Mitochondrien ("Kraftwerke der Zellen"). 

Der Kreislauf aus Dysbiose, gestörter Darmbarriere und chronischer Immunaktiverung ist sowohl für das Reizdarmsyndrom, die Fibromyalgie als auch das Chronische Erschöpfungssyndrom gut nachgewiesen. Unterbrechen wir den Kreislauf, beispielhaft etwa an der Funktion der Darmbarriere, können wir die Progression der Erkrankungen stoppen und deren vorhandene Symptome lindern (siehe nächster Artikel zur Therapie des CFS). 

 

Hochdosierte Vitamin-C-Infusionen greifen wirkungsvoll in diesen Pathomechanismus ein!

Darstellung der Entstehung metabolischer Endotoxämie bzw. daraus resultierender systemischer Entzündung aus einer Dysbiose des Darmmikrobioms via Lipopolysaccharide (LPS) (Bildquelle: Traber et al.,2019)
Darstellung der Entstehung metabolischer Endotoxämie bzw. daraus resultierender systemischer Entzündung aus einer Dysbiose des Darmmikrobioms via Lipopolysaccharide (LPS) (Bildquelle: Traber et al.,2019)
Bei der hocheffektiven Intervention gegen Erschöpfung, über welche ich heute berichten möchte, handelt es sich um hochdosierte Vitamin-C-Infusionen. Mein größter Dank gebührt in diesem Zusammenhang Prof. Dr. Martin Raithel (Erlangen), einem der führenden Spezialisten im Bereich Mastzellerkrankungen. Er gab mir damals die Empfehlung, diese Infusionen einzusetzen, um das überschüssige Histamin und andere Entzündungsmarker "aus meinem Blut herauszuspülen".  Und was soll ich sagen? Meine n=1-Studie war erfolgreich.  Ich ließ mir etwa alle 14 Tage 7,5g Vitamin-C verdünnt in etwas Kochsalzlösung durch die Blutbahn jagen, der Histaminspiegel sank und meine Erschöpfung wurde deutlich besser. Aber wie hatte das Vitamin-C eigentlich meine Beschwerden so drastisch beeinflusst?

 

Ganz einfach: Es hatte tatsächlich direkt in den oben beschriebenen Teufelskreislauf eingegriffen und zwar gleich an verschiedenen Stellen! (Sun Tzu und andere Kriegsstrategen hätten wohl ihre helle Freude ...)

  1. Vitamin C verbessert die Funktion der Darmbarriere via Kollagensynthese (Traber et al.,2019)
  2. Vitamin C vermindert die Konzentration proentzündlicher Zytokine wie TNF-alpha, IL-1beta, IL6 (Mikirova et al.,2016) und wirkt dadurch entzündungshemmend sowohl lokal im Darm als auch systemisch
  3. Vitamin C spielt eine bedeutende Rolle beim Histaminabbau (bedeutendster proentzündlicher Mediator der überaktivierten Mastzellen bei RDS, MCAS usw.) und hochdosierte Infusionen senken nachweislich stark den Histaminspiegel im Serum (Hagel et al.,2013 unter Beteiligung von Dr. Raithel).
  4. Vitamin C ist weiterhin ein bedeutender Kofaktor bei der Biosynthese von L-Carnitin, welches für die Bereitstellung von Fettsäuren zur Produktion metabolischer Energie (ATP) in den Mitochondrien benötigt wird (Carr et al.,2014).

So viel zum theoretischen Hintergrund. Aber wie schlagen sich die Vitamin-C-Infusionen eigentlich in der Praxis?

 

Vitamin-C-Infusionen in der Praxis: Hocheffektiv gegen Erschöpfung und Müdigkeit für Kranke und Gesunde!

Vergleich der Wirkungen einer Vitamin-C-Infusion mit einer Plazeboinfusion auf die Erschöpfung von Büroarbeitern von Suh et al.,2012.
Vergleich der Wirkungen einer Vitamin-C-Infusion mit einer Plazeboinfusion auf die Erschöpfung von Büroarbeitern von Suh et al.,2012.
Die obige Grafik stammt aus einer Untersuchung von Suh und Kollegen (2012)  an mehr oder minder gesunden (eben typischen) koreanischen Büroarbeitern. In der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie wurden den Teilnehmern entweder 10g Vitamin C + Kochsalzlösung oder aber nur Kochsalzlösung verabreicht. Die Vitamin-C-Gruppe erlebte signifikante Verbesserungen ihrer Erschöpfung sowohl zwei Stunden als auch noch einen Tag nach der Intervention. Eine Subgruppenanalyse ergab ein besonders gutes Ergebnis für Büroangestellte, welche mit einer niedrigeren Blutkonzentration gestartet waren. Die Forscher ermittelten weiterhin Werte für reduzierten oxidativen Stress in der Interventionsgruppe. Der erschöpfungslindernde Effekt lässt sich also auch für nicht von einer chronisch-entzündlichen Erkrankung betroffene Menschen nachweisen! 

 

2018 untersuchten Vollbracht und Kollegen (auch Dr. Raithel war wieder beteiligt) die Auswirkungen von wöchentlichen Vitamin-C-Infusionen (7,5g) über 2-3 (akut) oder 11-12 Wochen (chronischer Verlauf) auf die Symptome von Patienten mit allergischen Erkrankungen. Neben den starken Effekten auf die spezifischen Symptome der Allergien (z.B. Rhinitis) und verschiedene Schmerzsymptomatiken überraschten vor allem die enormen Reduktionen der unspezifischen Beschwerden, darunter die chronische Erschöpfung. Die Intervention wurde ausgezeichnet toleriert und als sicher bewertet.

 

Vergleich von unspezifischen Symptomen allergischer Erkrankungen vor und nach Vitamin-C-Infusionen (7,5g): Erschöpfung, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen. Quelle: Vollbracht et al.,2018
Vergleich von unspezifischen Symptomen allergischer Erkrankungen vor und nach Vitamin-C-Infusionen (7,5g): Erschöpfung, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen. Quelle: Vollbracht et al.,2018

Weiterhin existieren zahlreiche Studien, welche durchgängig zeigen, dass regelmäßige Infusionen mit hochdosiertem Vitamin-C die chemotherapeutisch und krankheitsinduzierte Erschöpfung bei verschiedenen Krebserkrankungen (z.B. Brustkrebs) zu vermindern (zusammengefasst bspw. bei Carr et al.,2014). Carr und Kollegen (2015) demonstrierten auch die erschöpfungslindernden Eigenschaften der Infusionen im Rahmen der Rheumatoiden Arthritis. 

 

In einer hochinteressanten Studie an Fibromyalgie-Patientinnen, welche nicht auf eine herkömmliche Therapie ansprachen, erprobten die Ärzte der alternativmedizinischen Abteilung eines Krankenhauses die Auswirkungen der sog. "Myers-Kur". Sie verabreichten den Frauen wöchentlich hochdosierte intravenöse Mikronährstoffe (Vitamin-C, Magnesium und die Gruppe der B-Vitamine). Lag der berichtete Erschöpfungsgrad in Woche eins der Intervention noch bei durchschnittlich unter 1 (niedrige Energie: Schwierigkeiten kleinste Anforderungen des Alltags zu bewältigen), erreichte er in Woche acht annähernd den Wert 3,5 (wobei 5 für die volle Energie/keine Erschöpfung: alle Anstrengungen des Alltags sind mühelos zu bewältigen stand) signifikant anstieg (Massey,2007).

 

Und hilft intravenöses Vitamin-C auch bei der Erschöpfung im Rahmen des Reizdarmsyndroms?

Leider gibt es noch keine klinischen Studien, welche die Wirkung von hochdosierten intravenösen Vitamin-C-Gaben auf das Reizdarmsyndrom ergründen. Dabei wäre dies bei den oben beschriebenen Prävalenzen für Erschöpfung in dieser Patientenpopulationen und den vielversprechenden Ergebnissen für sowohl Allergiker, Krebserkrankte, Patienten mit verschiedenen Autoimmunstörungen und auch gesunden Probanden durchaus wünschenswert! Besonders wenn man zusätzlich die positiven Ergebnisse erster Pilotstudien an Labortieren mit induzierten chronischen Darmerkrankungen in seine Überlegungen einbezieht. So konnten bspw. chinesische Forscher zeigen, dass hochdosierte Ascorbinsäure (Vitamin-C) die klinischen Beschwerden, den oxidativen Stress und die Entzündungen von Mäusen mit Colitis lindert (Yan et al.,2015). 

 

Schauen wir uns vielleicht kurz die Hauptwirkungspfade der Vitamin-C-Infusion im menschlichen Körper an und wie eng diese Pfade mit der Pathogenese des Reizdarmsyndroms verwoben sind:

  1. Vitamin-C stärkt die Darmbarriere: Ein großer Teil der Reizdarmpatienten zeigt Anzeichen einer gestörten (überdurchlässigen) Darmbarriere im Sinne eines "Leaky Gut Syndroms") (z.B. Zhou et al.,2009).
  2. Vitamin-C vermindert die Konzentration proinflammatorischer Zytokine: RDS-Betroffene zeigen deutlich erhöhte Blutspiegel für proinflammatorische Zytokine, vor allem für Interleukin 6 und TNF alpha (z.B. Vara et al.,2018). 
  3. Vitamin-C begünstigt den Histaminabbau: Für das Reizdarmsyndrom sind sowohl die Hyperplasie und Überaktivität von Mastzellen, als auch erhöhte Konzentrationen ihres bedeutendsten Mediators Histamin gut nachgewiesen. Das Hemmen der Histaminrezeptoren (bspw. mittels Ketotifen) führt zu symptomatischen Verbesserungen (siehe etwa Fabisiak et al.,2017).

Die intravenöse Vitamin-C-Therapie sollte sich also aufgrund der engen Zusammenhänge beim Reizdarmsyndrom, dem Mastzellaktivierungssyndrom und den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erheblich stärker auf die Erschöpfung auswirken, als dies für gesunde Menschen der Fall ist. Aufgrund der geteilten Pathogenese (Mastzellen, Histamin, Zytokine etc.) könnte der Effekt vermutlich jenem bei den Allergikern gleichen, was für die meisten von uns ein gewaltiger Sprung in Richtung besserer Lebensqualität wäre. 

 

Welche Prädiktoren deuten auf einen Erfolg der hochdosierten Vitamin-C-Infusionen hin?

Für einige Patienten kann sich der Versuch der dauerhaften intravenösen Vitamin-C-Versorgung deutlich mehr lohnen als für andere. Dies ist eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung: Obwohl die Vitamin-C-Präparate nicht wirklich die Welt kosten (z.B. das in den Studien von Dr. Raithel verwendete Pascprbin 7,5g - aktuell um die 12€ in der Apotheke), müssen die Anwender evtl. für die regelmäßigen Infusionen bezahlen (sprecht hier aber bitte mit euren Ärzten, die meisten sind freundlich genug, dies ohne Kosten in ihren Laborzeiten durchzuziehen - Sie brauchen dafür lediglich eine Infusion und eine Kabine, die für etwa 30 Minuten verfügbar ist). 

 

In den Studien haben sich einige Prädiktoren herauskristallisiert, welche einen großen Erfolg der Infusion versprechen:

  1. Patienten mit einem schlechten Vitamin-C-Status im Serum reagieren erwartungsgemäß mit starken symptomatischen Verbesserungen.
  2. Patienten mit allergischen Erkrankungen oder einer allergischen Beteiligung reagieren ebenfalls mit starken Linderungen der spezifischen und unspezifischen Beschwerden. Hast du also laborspezifische Hinweise auf eine solche Beteiligung (z.B. erhöhtes Gesamt- oder spezifisches IgE, ECP, positive Prick-Tests etc., kannst du vermutlich auf einen großen Erfolg der Vitamin-C-Gabe hoffen.
  3. Dieser Punkt passt nahtlos an den Zweiten: Patienten mit einem erhöhten Histaminspiegel reagieren ebenfalls sehr positiv. Wurde also eine vermehrte Aktivität der Mastzellen festgestellt (Histamin, Methylhistamin im Sammelurin, Tryptase, DAO-Mangel etc.), lohnt sich der Versuch ebenfalls. 
  4. Ein weiterer Prädiktor ist das Vorliegen chronischer Entzündungen im Rahmen des Reizdarmsyndroms (Calprotectin, Alpha-1-Antitrypsin, hs-CRP). 
  5. Und schließlich finden sich symptomatische Verbesserungen auch bei verschiedenen Erkrankungen aufgrund infektiöser Erreger, bei einem Reizdarmsyndrom typischerweise Blastocystis hominis und Campylobacter. 

Ich kann euch also aus meiner eigenen Erfahrung und nach der Zusammenschau der wissenschaftlichen Evidenz (vor allem eben beim Vorliegen eines der Prädiktoren) nur guten Gewissens ans Herz legen, eine Infusionstherapie mit hochdosiertem Vitamin-C einmal auszuprobieren, solltet ihr unter chronischer Erschöpfung leiden. Das typische Schema waren wöchentliche Infusionen mit 7,5g Vitamin-C verdünnt in Kochsalzlösung. Jede Arztpraxis und jeder Heilpraktiker können euch an diese Infusion anschließen. 

 

Ich wünsche euch damit maximale Erfolge!

 

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Ich schreibe als Betroffener für Betroffene und arbeite dafür ungezählte Stunden in meiner Freizeit. Doch auch die am besten recherchierten und informationshaltigsten Inhalte sind kaum etwas wert, wenn sie in den unendlichen Weiten des Internets einfach untergehen und nicht von den Patienten gefunden werden!

 

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Bildquellen:

Traber MG, Buettner GR, Bruno RS. The relationship between vitamin C status, the gut-liver axis, and metabolic syndrome. Redox Biol. 2019;21:101091. doi:10.1016/j.redox.2018.101091

 

Suh SY, Bae WK, Ahn HY, Choi SE, Jung GC, Yeom CH. Intravenous vitamin C administration reduces fatigue in office workers: a double-blind randomized controlled trial. Nutr J. 2012;11:7. Published 2012 Jan 20. doi:10.1186/1475-2891-11-7

 

Vollbracht C, Raithel M, Krick B, Kraft K, Hagel AF. Intravenous vitamin C in the treatment of allergies: an interim subgroup analysis of a long-term observational study. J Int Med Res. 2018;46(9):3640–3655. doi:10.1177/0300060518777044