Reizdarm-Symptome: Von Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen

Das besonders Tückische an deinen Reizdarm ist die enorme Vielfalt der durch ihn erzeugten Beschwerden. Die berichteten Symptome reichen dabei von den klassischen Darmleiden Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen und Blähungen bis hin zu weniger typischen extra-intestinalen Reizdarm-Symptomen wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Erschöpfung. Auch der obere Verdauungstrakt ist häufig betroffen und sowohl Appetitlosigkeit als auch Übelkeit Reizdarm-Symptome. Um dieses Chaos noch perfekt zu machen, unterscheiden sich diese Symptomkomplexe in ihrer individuellen Kombination auch noch abhängig vom Geschlecht und Alter der Betroffenen. Du hast richtig gelesen: Die Beschwerden männlicher RDS-Patienten unterscheiden sich maßgeblich von den Reizdarm-Symptomen der Frau, was unter anderem dafür sorgt, dass sich die Geschlechter in verschiedenen Subgruppen wiederfinden (Frauen sind beim Verstopfungstyp RDS-O vielfach überrepräsentiert). Leider werden diese Zusammenhänge viel zu selten kommuniziert, was nicht selten zu Verunsicherungen der Patienten führt. Könnte es sich aufgrund der zusätzlich vorhandenen Kopfschmerzen und Erschöpfung vielleicht doch um eine andere, vielleicht bedrohlichere, Erkrankung handeln? Bin ich überempfindlich und bilde mir das Herzrasen und die Nackenverspannung nur ein? Was bedeutet eigentlich der ständig auftretende Schleim im Stuhl?

 

Auf dieser Seite zeige ich dir detailliert, welche Reizdarm-Symptome absolut normal sind und bei welchen Beschwerden du lieber deinen Arzt konsultieren solltest. Los geht´ s! 

 

Inhaltsverzeichnis: Typische Reizdarm-Beschwerden

Auf der vorhergehenden Seite hast du gelernt, was ein Reizdarmsyndrom eigentlich ist und wie es durch die ROM-IV-Kriterien definiert wird.  Du hast dir sicherlich gemerkt, dass die für den Reizdarm klassischen Symptome Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfung direkt in die Definition einfließen? Zur Erinnerung: Von einem Reizdarm wird gesprochen, wenn über die vergangenen drei Monate an durchschnittlich mindestens einem Tag pro Woche Bauchschmerzen bestanden, welche mit dem Stuhlgang, einer veränderten Stuhlkonsistenz oder einer veränderten Stuhlfrequenz (Durchfall, Verstopfung) in Zusammenhang gebracht werden. Diese drei Symptome kann man also tatsächlich als die Klassiker des Reizdarmsyndroms bezeichnen. Weiterhin kannst du dich vielleicht erinnern, dass diese Symptome auch eine bedeutende Rolle bei der Einteilung unserer Erkrankung in die einzelnen Subtypen spielen:

 

Das RDS-D ist gekennzeichnet durch Durchfall oder weichen bzw. breiigen Stuhl und oft krampfartige Bauchschmerzen.  Für das RDS-O hingegen sind eine massive Verstopfung, harter Stuhl und Anstrengungen beim Stuhlgang und dem Ablassen von Blähungen charakteristisch. Die Bauchschmerzen sind beim RDS-O oft dumpf und dauerhaft zu spüren., während sie beim RDS-D eher anfallsweise und schneidend scharf auftreten.  Der Reizdarm vom Mischtyp oder kurz RDS-A (für alternierend) ist durch längere Phasen mit Verstopfung geprägt, welche durch Tage mit teils wässrigem Durchfall unterbrochen werden. Beim RDS-A handelt es sich also um eine Kombination aus RDS-D und RDS-O. Je nach Phase verändert sich die Qualität und Intensität der Bauchschmerzen. Es besteht eine Neigung zu Blähungen.  Der Reizdarm vom Durchfalltyp und vom alternierenden Typus sind eher durch eine Immunaktivierung (Mikroentzündungen) und durch eine Wasserstoffproduktion durch die Darmflora gekennzeichnet. Dadurch leiden diese Reizdarmbetroffenen eher unter systemischen und psychiatrischen Symptomen. Bei einem RDS-U (für unkategorisiert) stehen vor allem Bauchschmerzen und ausgeprägte Blähungen (durch Fermentation) im Vordergrund. Der postinfektiöse Reizdarm entspricht in der Symptomatik dem RDS-D, wobei die Durchfälle und Bauchschmerzen häufig intensiver sind und auch systemische Symptome gehäufter auftreten.

 

Grundsätzlich unterteilen wir die Symptome des Reizdarms in gastrointestinale (auf Magen und Darm bezogen) und extraintestinale bzw. systemische Symptome (außerhalb des Darms). 

 

Welche Symptome gehören noch zu den gastrointestinalen Beschwerden des Reizdarms?

Für den Zweck einer besseren Übersichtlichkeit unterscheide ich hier noch einmal zwischen typischen Reizdarm-Beschwerden, welche dem oberen oder unteren Verdauungstrakt zugeordnet werden können. 

 

Reizdarm-Symptome, welche sich auf Mundraum, Speiseröhre oder Magen beziehen

  1. trockener Mund
  2. belegte Zunge
  3. Mundgeruch
  4. Aufstoßen
  5. Sodbrennen
  6. Übelkeit
  7. Kloßgefühl im Hals oder in der Speiseröhre
  8. Erbrechen
  9. Appetitlosigkeit
  10. Reizmagen
  11. Magenbrennen
  12. Magendrücken

Reizdarm-Beschwerden, welche sich auf Darm und After beziehen

  1. Durchfall
  2. breiiger Stuhl
  3. weicher Stuhl
  4. wässriger Stuhl
  5. Durchfall und Verstopfung im Wechsel
  6. Verstopfung
  7. harter Stuhl
  8. klumpiger Stuhl
  9. Bleistiftstuhl
  10. Schafstuhl
  11. Fettstühle (glänzend und ölig)
  12. Schleim im Stuhl
  13. Schleim am Toilettenpapier
  14. Bauchschmerzen
  15. Bauchkrämpfe
  16. Darmgeräusche
  17. unangenehm riechende Darmgase
  18. Blähungen
  19. Anstrengung zum Absetzen von Gasen
  20. Flatulenz
  21. Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  22. imperativer heftiger Stuhldrang (Stuhl kann kaum gehalten werden), bis hin zur 
  23. zeitweise Inkontinenz
  24. juckreiz am After
  25. Neigung zu Hämorrhoiden durch Pressen bei Durchfall oder Verstopfung
  26. wunder After durch Durchfall und Toilettenpapier

Ist Schleim im Stuhl ein normales Symptom bei einem Reizdarm?

Immer wieder taucht die besorgte Frage auf, ob Schleim ein typisches Symptom eines Reizdarms sei, oder ob dies ein Zeichen für eine bedrohlichere Erkrankung gedeutet werden müsse. Ich kann dich beruhigen: Sehr viele Betroffene entdecken ab und an Schleim auf ihrem Stuhl oder aber am Toilettenpapier. Der Schleim beim Reizdarmsyndrom ist klar-weiß bis gelblich, nicht sehr zähflüssig und zieht Fäden.  Unter Umständen ist er rötlich verfärbt. Dies kann ein Hinweis auf eine Blutung innerhalb des Darmes sein (siehe unten). Meist sind der Grund dafür Hämorrhoiden, die beim Reizdarm sehr häufig auftreten (vor allem durch starkes Pressen bei Verstopfung oder Durchfall). 

Der Schleim im Stuhl gehört so stark zum Reizdarm, dass der erste vorgeschlagene Name für unsere Erkrankung tatsächlich einmal Mucous Colitis (schleimige Colitis) lautete (Wilson, 1909)! Über 50% der Reizdarmbetroffenen berichten über Schleim im Stuhl als eines ihrer Symptome (Ghoshal und Kollegen, 2008). Obwohl noch nicht abschließend geklärt ist, warum es zu diesem Abgang von Schleim kommt, zeigten Studien, dass keine gesundheitlichen Gefahren mit diesem Symptom verbunden sind. 

 

Ein besonders häufiges Reizdarm-Symptom: Durchfall am Morgen bringt Kummer und Sorgen

Sehr viele Reizdarmpatienten sind vom morgendlichen Durchfall betroffen. Oft beginnt der Tag nach dem Aufstehen mit krampfartigen Bauchschmerzen und die Betroffenen sind gezwungen, schnellstmöglich eine Toilette aufzusuchen. Die wahrscheinlichste Erklärung für dieses Phänomen liegt im Erwachen des Nerven- und Hormonsystems. Studien zeigen, dass Reizdarmbetroffene sowohl über ein dysreguliertes autonomes Nervensystem verfügen (Salvioli und Kollegen, 2015), als auch am Morgen mehr Stresshormone freisetzen als gesunde Vergleichspersonen (Patacchioli und Kollegen, 2001).  Diese "Beschleunigung von 0 auf 100" nach dem Erwachen kann die Überreaktivität der Darmprozesse gut verdeutlichen. 

Kommt es erst nach dem Frühstück zu den Symptomen Bauchschmerzen und Durchfall, kann eher der gastrokolische Reflex verantwortlich gemacht werden. Dieser bezeichnet die Reaktion des Dickdarms auf eine Reizung des Magens ("Platz schaffen"). Der gastrokolische Reflex ist bei Reizdarmpatienten übermäßig stark ausgeprägt (Deiteren und Kollegen, 2010). Du stehst vor genau diesem Problem und weißt nicht, was du vor der Schule, der Uni oder Arbeit essen sollst? Dann probiere doch einmal mein Reizdarm-Frühstück, welches deinen Darm für den Tag stabilisiert, lästifge Beschwerden verhütet und dir ordentlich Kraft liefert! 

 

Qualitäten von Bauchschmerz nach Reizdarm-Subtyp

  1. Reizdarm mit Durchfall: heftig, anfallsweise, schubhaft, schneidend, ziehend, brennend,stechend, scharf, zerreißend, kolikartig, zerrend, Erleichterung bis Erlösung erst durch teils mehrfachen Stuhlabgang
  2. Reizdarm mit Verstopfung: dumpf, stumpf, nagend, pochend, dauerhaft, sägend, bohrend, aufdrückend, sprengend, kontinuierlich
  3. Reizdarm mit alternierenden Beschwerden: je nach vorherrschender Phase eine Mischung aus RDS-D und RDS-V
  4. Unkategorisiertes Reizdarmsyndrom: blähend, schiebend, stauchend, mahlend, drückend, kontinuierlich, drückt und schiebt auch nach oben, quetschend, meist dauerhaft, selten: kolikartig
  5. Postinfektiöser Reizdarm: stechend, ziehend, brennend, schneidend, kolikartig, heftig, entzündlich, kaum aushaltbar, schneidend, hitzig, Erlösung meist durch Stuhlgang 

Extraintestinale bzw. Systemische Symptome bei einem Reizdarmsyndrom

Vielleicht wird es dich überraschen, aber zu unserem Reizdarm gehören auch extraintestinale oder systemische Symptome, also Beschwerden, die nicht auf den Darm bezogen sind. Annähernd 80% der Reizdarmpatienten berichten über diese Symptome (Vara und Kollegen, 2016). Sie sind also erst einmal kein Grund zur Sorge. Zu den am häufigsten berichteten extraintestinalen Symptomen des Reizdarms gehören Erschöpfung, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.  Zu den ersten beiden Symptomen muss ergänzt werden, dass es starke Überschneidungen zwischen den Patientengruppen mit einem Reizdarmsyndrom, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (51% der Patienten leiden auch unter einem Reizdarm) und einer Fibromyalgie (49% der Patienten leiden auch unter einem Reizdarm) gibt (Whitehead und Kollegen, 2002).

 

Verantwortlich für diese sonderlichen Symptome des Reizdarms sind nach Einschätzung der Forscher vor allem die Darmbarriere durchdringende Mikroorganismen und Toxine (Undseth und Kollegen, 2016).  Die Darmbarriere von Patienten mit einem Reizdarmsyndrom ist durchlässiger als bei gesunden Vergleichspersonen. So können Proteine, Mikroorganismen und andere Eindringlinge in unseren Organismus gelangen und lokale oder systemische Reaktionen unseres Körpers hervorrufen. 

 

Extraintestinale Symptome des Reizdarms (angelehnt an die DRs. Palsson und Whitehead)

Die beiden Koryphäen auf dem Gebiet der Reizdarmforschung beobachteten tausende von Patienten. Die folgende Auflistung ist ihre Zusammenfassung der am häufigsten berichteten systemischen Symptome

 

Häufigste systemische Beschwerden bei einem Reizdarmsyndrom nach Palsson und Whitehead

  1. Kopfschmerzen
  2. Schwindel
  3. Herzklopfen
  4. Herzrasen
  5. Rückenschmerzen
  6. Atemlosigkeit
  7. Kurzatmigkeit
  8. Muskelschmerzen
  9. Häufiges Wasserlassen
  10. Reizblase
  11. Verzögertes oder schmerzhaftes Wasserlassen
  12. Probleme mit Hitze und Kälte
  13. Müdigkeit
  14. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  15. Händezittern
  16. Schlafstörungen
  17. Mundgeruch
  18. schlechter Geschmack im Mund
  19. Zähneknirschen
  20. Kieferschmerzen
  21. Flush
  22. Erröten
  23. Mundtrockenheit
  24. Schwäche in den Beinen
  25. Halskratzen
  26. Brustenge, Engegefühl in der Brust
  27. fehlendes sexuelles Verlangen
  28. Appetitlosigkeit
  29. Gelenkschmerzen
  30. Muskelschmerzen
  31. steife Muskulatur
  32. trockene Augen
  33. Augenzucken, "Tics"
  34. übermäßiges Schwitzen, Hyperhidrose, Schweißausbrüche

Ich habe einen Reizdarm und ein Symptom aus dieser Liste. Sollte ich mit meinem Arzt darüber sprechen?

Unbedingt! Es sollte dich erst einmal beruhigen, dass vier von fünf Reizdarmbetroffenen ebenfalls unter diesen Symptomen leiden. Es muss also keinesfalls ein Anzeichen für eine andere, vielleicht sogar bedrohliche, Erkrankung sein. Allerdings ist es tatsächlich möglich, gleichzeitig "Läuse und Flöhe" zu haben, wie mein Immunologe immer zu sagen pflegt (ein wirklich großartiger Arzt übrigens). Man sollte also nicht den Fehler begehen und alle neu auftauchenden Symptome dem Reizdarm anhängen. Auch wir können natürlich eine Schilddrüsenstörung, einen Diabetes mellitus und andere Zivilisationserkrankungen bekommen. Also bespreche bitte jedes auftretende Symptom mit deinem Arzt, damit dieser es in deine Krankengeschichte und Laborwerte einordnen kann. Sie oder er wird dann schon wissen, ob vielleicht ein aufklärender Test benötigt wird. Tue mir den Gefallen und gehe einen sicheren Weg!

 

Der Sonderfall: Psychische Symptome und der Reizdarm. Von Ängsten und Depressionen.

Ich weiß, du hörst oder besser liest es nicht gern. Aber psychische Symptome gehören einfach zum Reizdarm dazu. Sage und schreibe bis zu 94% der untersuchten Reizdarm-Betroffenen erfüllen die Kriterien für die Diagnosen Depression, Angststörung (soziale Phobie, Agoraphobie, Panikstörung, Generalisierte Angststörung) oder somatoforme Störung (Whitehead und Kollegen, 2002). 

Diese enorme Häufung hat mehrere Gründe: Zum einen zeigen viele Betroffene diese psychischen Symptome schon vor der Entwicklung des Reizdarms (Spiller und Lam, 2012). Stress- und Angsterleben dysregulieren das Immunsystem derart, dass dieses seine Reaktionen auf eine Infektion (etwa eine Magen-Darm-Grippe) nicht mehr kompensieren kann. Außerdem spielen natürlich Bewältigungsprobleme bezüglich der Symptome des Reizdarms eine große Rolle. Oft haben die Betroffenen Schwierigkeiten, ihren Alltag ohne Einschränkungen zu meistern. Es entstehen Schwierigkeiten im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Die depressiven Verstimmungen sind dann reaktiv auf diese Situationen zu verstehen. Ängste entstehen häufig bezüglich der Darmfunktionen: "Ich kann keinesfalls mit ins Kino gehen. Was ist, wenn ich dort mit heftigem Stuhldrang plötzlich den Saal verlassen muss oder mir sogar in die Hosen mache?" Dies kann die Betroffenen in ein extremes Vermeidungsverhalten treiben. In beiden Fällen sind die psychischen Symptome als Folge des Reizdarms zu interpretieren

Schließlich muss noch festgehalten werden, dass durch die erwiesene Störung der Hirn-(Mikrobiom)-Darm-Achse tatsächlich auch eine Veränderung des Erlebens und Verhaltens der Reizdarmpatienten erfolgt (Moser und Kollegen, 2017). Psychische Symptome sind also unumgänglich mit dem Reizdarm verbunden, auch wenn dieser natürlich keine psychische Erkrankung ist. 

 

Aufgepasst: Die "Red-Flag" Symptome beim Reizdarm. Ab zum Arzt!

Es gibt ein paar besondere Symptome beim Reizdarm, welche wir die "Red-Flags" nennen. Es kann sich dabei um Alarmzeichen für andere Erkrankungen handeln. Dies muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Auf jeden Fall solltest du, wenn du an einem Reizdarmsyndrom leidest, diesen Symptomen besondere Aufmerksamkeit schenken.

Untersuchungen zeigen, dass tatsächlich über 70% der Reizdarmpatienten ein oder mehrere Red-Flag Symptome zeigen (Black und Kollegen, 2012). Dennoch leiten die behandelnden Ärzte selten abklärende Tests ein. Das ist ein hochproblematisches Versäumnis seitens der Mediziner. Nimm die folgenden Symptome deshalb ernst und stelle dich eventuell auch bei einem anderen Arzt vor, wenn dein behandelnder Gastroenterologe diese besonderen Symptome ohne weitere Diagnostik einfach deinem Reizdarm zuschreibt!

 

Blut im Stuhl (Hämatochezie) kann ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung sein. Als mögliche Ursachen sind Blutungen im oberen Verdauungstrakt (etwa Magengeschwüre, Entzündungen der Speiseröhre, Lebererkrankungen) als auch im unteren Verdauungstrakt (z.B. Tumore des Dünndarms, Divertikulitis, chronische-entzündliche Darmerkrankungen) in Betracht zu ziehen. Ein für den Reizdarm weitaus typischeres Symptom, die Hämorrhoiden, sind ebenfalls in der Lage Blut im Stuhl zu verursachen. Die Blutungen sind dann eher hellrot gefärbt und vermischen sich teilweise mit dem, ebenfalls für einen Reizdarm typischen, Schleim. Hämorrhoiden sind für den größten Anteil von Blut im Stuhl bei einem Reizdarm verantwortlich. 

 

Nächtliche Beschwerden zählen ebenfalls zu den Alarmzeichen. Die Symptome des Reizdarms zeigen sich meist tagsüber mit einer deutlichen Häufung bzw. einem Anstieg der Intensität in den frühen Morgenstunden. Nachts werden die meisten RDS-Betroffenen hingegen von den quälenden gastrointestinalen Beschwerden verschont. Wachst du nachts regelmäßig mit Bauchschmerzen auf, oder musst sogar die Toilette aufsuchen, dann könnte eher eine andere Erkrankung für deine Beschwerden verantwortlich sein.

 

Auch als Alarmsignal wird ein plötzlicher Beginn der Symptome eines Reizdarms nach dem 50. Lebensjahr gewertet. Wie im vorhergehenden Abschnitt bei der Epidemiologie erläutert, entwickelt sich der Reizdarm am häufigsten im jungen Erwachsenenalter, während das Alter einen gewissen "Schutz" vor unserer Erkrankung zu bieten scheint. Treten Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen im höheren Lebensalter erstmals auf, sollte definitiv noch strikter bei der Erforschung von Ursachen vorgegangen werden. Ein Reizdarm ist dann eher untypisch (aber dennoch möglich). 

 

Zu den weiteren Red-Flag Symptomen bei einem Reizdarm gehören Fieber, Gewichtsverlust (bei unveränderter Kost! Vorsicht bei Eliminationsdiäten!), Anämie (Blutarmut) und Inkontinenz. Diese Beschwerden sind absolut untypisch für den Reizdarm und legen eine andere Ursache nahe. Ebenfalls zu beachten ist eine positive Familienanamnese hinsichtlich gastrointestinaler Tumoren (Darmkrebs). Hier sollte eine genaue Prüfung der Beschwerden erfolgen. 

 

Halten wir noch einmal fest: Für den Reizdarm sind einige Symptome eher untypisch. Sie werden als Red-Flag Symptome zusammengefasst, da sie unter Umständen auf eine andere, eventuell gefährliche Erkrankung hindeuten können. Eine spezifische Prüfung durch den Arzt ist deshalb vonnöten. Allerdings leiden mehr als zwei von drei Reizdarmpatienten unter einem oder mehreren dieser Red-Flag-Symptome. Hinter diesen verbergen sich häufig auch unproblematische Ursachen. So leidet über ein Drittel der von einem Reizdarm betroffenen Personen an Blut im Stuhl. Die verbreitetste Ursache sind dabei Hämorrhoiden. Weiterhin verliert mehr als jeder fünfte Reizdarmpatient Gewicht. Viel häufiger als eine zugrundeliegende organische Erkrankung finden sich die Ursachen dieses Gewichtsverlustes in der oft vorhandenen Appetitlosigkeit oder in einer extremen Ausführung von Eliminationsdiäten. 

 

Hier noch einmal die Red-Flag-Symptome des Reizdarmsyndroms in einer Übersicht:

  1. Blut im Stuhl
  2. Symptome in der Nacht (z.B. Aufwachen und Aufstehen-müssen wegen Durchfall)
  3. Inkontinenz
  4. Zeichen der Anämie (Blutarmut)
  5. regelmäßig wiederkehrendes Fieber, nichtinfektiöser Ursache
  6. Gewichtsverlust, nicht beabsichtigt
  7. Beginn der Symptome nach dem 50. Lebensjahr (eher untypisch, deutlich erhöhtes Risiko für eine alternative Erklärung)
  8. positive Familienanamnese bezüglich Darmkrebs, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen etc.

 

Was du dir bis hier über die Symptome des Reizdarms gemerkt haben solltest:

  1. Der Reizdarm ist charakterisiert durch typische gastrointestinale Symptome. Sie prägen sowohl seine Definition als auch die Kategorisierung in einzelne Subtypen. Dazu gehören vor allem Durchfall, Bauschmerzen, Blähungen, Verstopfung und Flatulenzen (unterer Verdauungstrakt), als auch Übelkeit, Appetitlosigkeit und Sodbrennen (oberer Verdauungstrakt). 
  2. Zwei ganz typische gastrointestinale Symptome für den Reizdarm sind der Schleim im Stuhl und morgendliche Durchfälle oder Bauchschmerzen mit Beruhigung zum Abend hin und meist kompletter Symptomfreiheit in der Nacht. 
  3. Der Großteil der Reizdarmpatienten leidet außerdem unter extraintestinalen Symptomen wie Kopfschmerzen, Erschöpfung, Gelenkschmerzen usw. Diese werden vermutlich vor allem durch die gestörte Darmbarriere beim Reizdarm begünstigt.
  4. Psychische Symptome sind beim Reizdarm ebenfalls weit verbreitet. Über 90% der von einem Reizdarm betroffenen Personen erfüllt die Kriterien für eine psychiatrische Diagnose (Angststörungen, Depressionen, somatoforme Störungen). Hierfür sind verschiedene Ursachen evident: Immunmodulation, Lernverhalten, Somatisierung, Reaktion auf körperliche Symptome und vor allem auch Störungen der Hirn-Darm-Achse. 
  5. Einige Red-Flag Symptome sind eher untypisch für den Reizdarm. Sie werden meist durch unkomplizierte Auslöser verursacht, können aber auch Warnsignale für ernsthafte Erkrankungen sein. Hier sollte definitiv der Arzt mit einbezogen werden. 

 

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