Milch und Milchprodukte bei FODMAP-Diät, SCD, Paleo, GAPS und Co. Sind Milchprodukte ungesund für dich?

"Sollte ich Milch und Milchprodukte in meine Ernährungsumstellung einbeziehen oder lieber nicht? Und wenn ja, welche?" ist eine der wohl häufigsten Fragen, die ich von Betroffenen mit einem Reizdarmsyndrom, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder auch einem Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS/ME) gestellt bekomme. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich! Zum einen befeuern Mainstreammedien und vegane Lobbygruppen die inzwischen breit akzeptierte Annahme, der Konsum von Milchprodukten sei generell ungesund. Dieser fördere nicht nur Entzündungen, sondern erhöhe sogar das Risiko für Krebs und stehe damit dem Fleischverzehr in nichts nach. Auf der anderen Seite haben auch populäre und progressive Ernährungsansätze im Kontext der Darmsanierung wie die low-FODMAP-Diät (LFD), die histaminarme Kost (LHD) die Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD), das GAPS-Protokoll (GAPS) und auch Autoimmun-Paleo (AIP) aus verschiedensten Gründen mindestens Berührungsängste, wenn es um das Thema Milchprodukte geht. So sind letztere kein Bestandteil der Paleodiäten, während die histaminarme Ernährung lediglich Frischmilchprodukte, die LFD hingegen nur fermentierte bzw. laktosefreie Milchprodukte vorsehen. SCD und GAPS wiederum empfehlen ebenfalls stark fermentierten Joghurt und Hartkäsesorten, aber erst auf fortgeschrittenen Stufen der Heilung des Darmsystems. Klingt recht kompliziert, oder? 

 

Und das ist es tatsächlich! Aus diesem Grund kann ich auf die eingangs gestellte Frage auch keine kurze und allgemeingültige Antwort geben. So leid es mir auch tut! Deshalb habe ich mich entschlossen, den den ultimativen Milchprodukte-Artikel zu schreiben, welcher aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage folgenden Fragen auf den Grund gehen wird:

 

  1. Sind Milchprodukte wirklich ungesund?
  2. Begünstigen Milchprodukte tatsächlich Entzündungen oder erhöhen sogar das Risiko für Krebs?
  3. Sind Milchprodukte eigentlich problematisch für unsere Darmflora?
  4. Was kann Milch und Milchprodukte zu Triggern bei Reizdarm, Colitis, Crohn, CFS/ME und Co. machen?
  5. Wann und wie sollte man Milchprodukte in seine Diät integrieren?

 

Du siehst, wir haben uns für heute so einiges vorgenommen. Fangen wir am besten gleich an! 

 


Inhaltsverzeichnis: Milch und Reizdarm, CFS/ME & Co.

Sind Milch und Milchprodukte generell ungesund? Milch und Evolution.

Um über die Auswirkungen und eventuellen Probleme von Milchprodukten bei chronischen Darmerkrankungen zu sprechen, müssen wir erst einmal ganz allgemein erörtern, ob es Hinweise darauf gibt, dass diese ungesund für den Menschen sind. Schließlich wird dies, wie bereits in der Einleitung erwähnt, immer wieder in Zeitungen und auf verschiedenen "Gesundheitsportalen" im Internet behauptet. Schauen wir uns also die vorliegende wissenschaftliche Evidenz mal etwas genauer an. 

 

Folgen wir den Hypothesen der Paleodiät (Steinzeiternährung) bzw. evolutionären Medizin, hat sich der menschliche Organismus in über vier Millionen Jahren an eine spezifische artgerechte Kost angepasst. Der Mensch ist demnach ein auf Fleisch spezialisierter Allesfresser, wofür zahlreiche strukturelle Merkmale sprechen (Verhältnis der Darmabschnitte untereinander, ein Magen-pH-Wert, welcher jenem von Carnivoren und Aasfressern entspricht etc.)[1]. Richtet der moderne Mensch nun seinen Lebensstil nach den bekannten evolutionären Prinzipien aus (= lebt artgerecht, nicht nur was die Ernährung betrifft), kann er den Zustand der gesundheitlichen Homöostase leichter aufrechterhalten oder wieder erreichen. Weicht er jedoch zu weit von den Gesetzen der Natur und der Evolution ab, sind Krankheiten, frühzeitiger Verfall und verminderte körperliche und psychische Widerstandskraft die unschönen Folgen. So weit zumindest die Theorie. 

 

Im Gegensatz zum Fleisch ihrer Beutetiere nutzen Menschen die Milch anderer Säugetiere erst seit kurzer Zeit, vermutlich seit ca. 8.500 Jahren, wobei direkte Hinweise bisher für die Bronzezeit (3.000 v.Chr.) vorliegen[2]. Aus diesem Grund unterstellt die evolutionäre Medizin (wie auch beim Getreide) eine fehlende evolutionäre Anpassung der menschlichen Physiologie an den Milchkonsum, weshalb die allermeisten Paleoprotokolle Milch und auch Milchprodukte ausschließen.

 

Doch ist diese Annahme wirklich stimmig? Schließlich finden sich bereits innerhalb dieser kurzen Zeitspanne (und im Gegensatz zum Getreideverzehr) maßgebliche Anpassungsleistungen des menschlichen Organismus, etwa das Fortbestehen der Produktion des den Milchzucker (Laktose) in Schleimzucker und Traubenzucker spaltenden Enzyms Laktase, welche ansonsten nach dem Abstillen von Säuglingen mit der Zeit zum Erliegen käme[3]. Während die Forscher ehemals annahmen, die fortbestehende Laktase-Produktion erkläre sich aus einem Zusammenwirken aus Genen, Kultur und evolutionärer Anpassung, stellen viele widersprüchliche Befunde diese Theorie infrage. So ist die Produktion des Enzyms, welche für die Spaltung und Verträglichkeit des Milchzuckers maßgeblich ist (Laktosemalabsorption bzw. Laktoseintoleranz), wider Erwarten in zentralasiatischen Hirtenstämmen gering, während die in einigen afrikanischen traditionell lebenden Jägerkulturen stark ausgeprägt ist.

 

Warum erfolgte also die evolutionäre Anpassung mit einer starken Selektivität in so kurzer Zeit? Eine bedeutende Rolle bei dieser Entwicklung scheinen in jedem Fall die Erweiterung des diätetischen Spektrums und die Möglichkeit, Traubenzucker aus Milch zu gewinnen, zu spielen. Dabei sind diese Faktoren aber vor allem durch Umweltvariablen moderiert worden. Zum Beispiel trinken einige Kulturen fast ausschließlich Frischmilch, während andere aufgrund klimatischer und anderer Bedingungen hauptsächlich fermentierte Milchprodukte konsumieren. Auf jeden Fall sollten wir die Frage aufwerfen, ob aufgrund dieser Datenlage Milch in die selbe Kategorie gepackt werden sollte wie das mit Antinährstoffen vollgepackte Getreide

 

Wenn Paleovertreter und Veganer ausnahmsweise mal einer Meinung sind und einen gemeinsamen Sündenbock für Krankheit und Verfall ausgemacht zu haben scheinen, sollten wir Skeptiker hellhörig werden. Dass die Paleohypothese nicht unbedingt auf den Milchkonsum anwendbar ist, habe ich eben versucht aufzuzeigen. Schauen wir uns als nächstes einmal an, ob sich epidemiologische Hinweise dafür finden lassen, dass Milchprodukte ungesund sind. Gehen wir dabei am besten in einer geordneten Hierarchie vor, von allgemein zu spezifisch. 

 

1. Erhöhen Milchprodukte die allgemeine Sterblichkeit bzw. verkürzen sie deine Lebenserwartung?

Zur Beantwortung dieser Frage steht uns beispielsweise eine große Metaanalyse europäischer Wissenschaftler zur Verfügung, welche die Ergebnisse aus 29 Kohortenstudien mit insgesamt fast einer Million Teilnehmern aggregierte und in ein Dosis-Wirkungs-Verhältnis setzte[4]. Im Untersuchungszeitraum wurden etwas mehr als 93.000 Todesfälle registriert. Die statistische Auswertung ergab keinen Zusammenhang zwischen der verzehrten Menge an Milchprodukten und der allgemeinen Sterblichkeit, ganz unabhängig davon, ob die Teilnehmer der Studien eher fettarme oder fettreiche Milchprodukte bevorzugten. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, Milchprodukte seien per se ungesund, zeigte sich sogar ein gegenteiliger Effekt für eine Subgruppe: Der regelmäßige Verzehr fermentierter Milchprodukte (Joghurt, Käse und andere Sauermilchprodukte) war pro zusätzlich verzehrter 20g mit einer jeweils geringeren allgemeinen Sterblichkeit assoziiert. (Bitte aber daran denken: Korrelation ist nicht immer gleich Kausalität! Es kann durchaus sein, dass regelmäßige Joghurtverputzer auch in anderen Lebensbereichen wie Bewegung, Rauchen etc. zu gesundheitsfördernden Entscheidungen neigen.)

 

2. Sind Milchprodukte ungesund für dein Herz?

Eine weitere Metastudie, diesmal aus den Niederlanden, fasst die Ergebnisse aus 17 Studien zum Zusammenhang von Milchkonsum und dem Verzehr von Milchprodukten und der Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen[5]. Im Beobachtungszeitraum kam es zu 2.300 Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 4.400 koronaren Herzerkrankungen und 15.600 Schlaganfällen. Die Wissenschaftler fanden ein leicht vermindertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit steigendem Milchkonsum, während dieser nicht mit einer Risikoerhöhung für koronare Herzerkrankungen oder Schlaganfälle assoziiert war. Auch der Verzehr von Milchprodukten wirkte sich nicht negativ auf die Inzidenz koronarer Herzerkrankungen aus, egal ob die Probanden fettarme oder fettreiche Produkte konsumierten. 

 

3. Steigt dein persönliches Risiko für Krebs, wenn du Milchprodukte verzehrst?

Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahre 2016 widmete sich der Klärung der Frage, ob der Konsum von Milch bzw. der Verzehr von Milchprodukten die krebsspezifische Sterblichkeit erhöht[6]. Knapp 780.000 Teilnehmer gingen in die statistische Auswertung ein.  Auch in diesem Kontext zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der absoluten Menge von getrunkener Milch und verzehrten Milchprodukten und negativen Auswirkungen auf das Krebsrisiko. Die Subgruppenanalysen blieben nicht-signifikant, wobei Milch und Joghurt zumindest negative Trends (=geringere Sterblichkeit bzgl. Krebs) und Butter und Käse positive Trends (=höhere Sterblichkeit bzgl. Krebs) zeigten. Wie in vielen vorhergehenden Studien auch kristallisierte sich jedoch ein positiver Zusammenhang heraus: Bei Männern ist ein verstärkter Konsum von Vollmilch und vor allem auch fetthaltiger Milchprodukte recht deutlich mit der Entstehung und Sterblichkeit von und durch Prostatakrebs assoziiert.  

 

Der Mechanismus hinter dem gesteigerten Risiko für Prostatakarzinome ist noch weitgehend ungeklärt. Erste Spekulationen, welche diese Assoziation mit einem gesteigerten Kalziumspiegel in Zusammenhang brachten, wurden entkräftet, nachdem gezeigt werden konnte, dass dies nicht für eine vermehrte Kalziumzufuhr via Supplemente oder aus anderen Nahrungsquellen gilt[7].

 

4. Verstärken Milchprodukte Entzündungen im Körper?

Bis hierhin haben sich die Milch und die aus ihr gewonnenen Produkte doch recht wacker geschlagen, findest du nicht? Dann muss deren Verzehr doch mindestens die Entstehung von Entzündungen begünstigen oder aber bereits bestehende entzündliche Zustände (z.B. im Rahmen chronisch-entzündlicher Erkrankungen) verstärken, oder? 

 

Auch zu diesem Thema liegen uns natürlich Daten vor. Und im Gegensatz zu den vorangegangenen Korrelationen, welche sich hauptsächlich auf epidemiologische Erhebungen stützten, handelt es sich hierbei um Evidenz der höchsten Qualitätsstufe. So aggregiert eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 die Ergebnisse aus 11 Interventionsstudien (randomisierte kontrollierte Studien=RCTs), welche den Einfluss einer milchproduktreichen Ernährung gegenüber einer milchproduktarmen oder -freien Kost auf verschiedene entzündliche Parameter untersuchten[8]. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung verminderte der Konsum von Milchprodukten entzündliche Biomarker wie CRP, TNF-alpha oder IL6 signifikant, wirkte also antientzündlich. 

 

5. Aber was ist mit den Hormonen, Pestiziden und Antibiotikarückständen in der Milch?

Ein weiteres Argument, welches immer wieder als Beleg für die vermeintliche Schädlichkeit von Milchprodukten ins Feld geführt wird lautet, Milch und Milchprodukte würden per se schiere Unmengen an Antibiotikarückständen (v.a. als Mastmittel in der Rinderhaltung), Hormonen und Pestiziden (von Futtermitteln) enthalten

 

Das herausstechende Merkmal der vorliegenden Untersuchungen zu diesem Themenkomplex ist, dass sinnvollerweise zwischen konventioneller Tierhaltung und -fütterung und ökologischer Landwirtschaft differenziert wird (was natürlich auch bei den vorab behandelten Punkten interessant und sicher auch relevant für die Ergebnisse gewesen wäre). In einer Studie aus dem Jahr 2019 zeigten bis zu 60% der getesteten Milchsorten aus konventioneller Milchproduktion Rückstände von Antibiotika und Pestiziden, wobei mehrfach geltende staatliche Grenzwerte überschritten wurden[10]. In keiner einzigen getesteten BIO-Milch wurden entsprechende Rückstände gefunden. Die getesteten Hormone in der Milch (bGH und IGF1) lagen in konventionellen Produkten 23 mal höher als in den BIO-Varianten, was auf den massiven Einsatz synthetischer Wachstumshormone schließen lässt.

 

Beim Thema Pestizide, Antibiotika und Hormone bleibt mir also nur, auf meine ohnehin oft verkündete Meinung zu verweisen, schon aus Gründen des Tier- und Klimaschutzes auf BIO-Produkte aus regenerativer Landwirtschaft zu setzen. Auch deine Gesundheit profitiert von diesem Schritt!  

 

6. Wirkt sich der Konsum vonsum von Milchprodukten negativ auf deine Darmflora aus?

Heute wissen wir, dass für die menschliche Gesundheit generell, aber vor allem auch die Funktionalität des Darm- und Immunsystems das gastrointestinale Mikrobiom (deine Darmflora) von zentraler Bedeutung ist. Da es sich bei diesem Blog um ein Selbsthilfe-Projekt für Betroffene von Reizdarm, MCAS bzw. Histaminintoleranz, CFS/ME etc. handelt, kommen wir also bei der Pro- und Contrabewertung von Milchprodukten nicht umhin, deren Wirkungen auf unsere Darmflora zu diskutieren. Für die Gesundheit und Robustheit deines gastrointestinalen Mikrobioms hat die Wissenschaft inzwischen zwei Variablen als besonders relevant eingeschätzt:
  1. Das Verhältnis von probiotischen (=die Gesundheit des Wirtes fördernden) Mikroorganismen und pathogenen bzw. potenziell pathogenen Keimen; überwiegen Vertreter der letzten beiden Kategorien, wird häufig von einer Dysbiose gesprochen.
  2. Der Artenreichtum (gastrointestinale Biodiversität) deiner Darmflora entscheidet über deren Stabilität gegenüber Störfaktoren und ihre Entzündungsneigung. Eine verminderte Biodiversität ist sowohl mit dem Reizdarmsyndrom, den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, aber auch Depressionen und vielen anderen chronischen Erkrankungen assoziiert.

Ein systematisches Review aus dem Jahr 2020 widmet sich dem Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Milchprodukten und beiden genannten Variablen[17]. Der regelmäßige Konsum von Milchprodukten war generell nicht mit ungünstigen Veränderungen der Darmflora assoziiert. Milch und fermentierte Milchprodukte (Joghurt, Kefir) vermehrten sogar probiotische Gattungen wie Laktobazillen und Bifidobakterien, während sie die Anzahl pathogener Keime reduzierten - sie verbesserten also die Qualität des Mikrobioms. Weiterhin wurden zusammenfassend keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität berichtet. 

 

Fazit: Milch und Gesundheit allgemein

An diesem Punkt unserer Fragestellung angelangt, lohnt es sich, die zentralen Ergebnisse aus vorhandenen Metastudien und Interventionen noch einmal bündig zusammenzufassen und darzustellen:
  1. Kein Zusammenhang zwischen Milchprodukten und allgemeiner Sterblichkeit, fermentierte Milchprodukte sind sogar mit verminderter allgemeiner Sterblichkeit assoziiert
  2. Milchkonsum ist mit einem verminderten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, Milchprodukte haben keine Auswirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, koronare Herzerkrankungen oder Schlaganfall
  3. Keinerlei Zusammenhang zwischen Milch(produkt)konsum und Krebsrisiko bzw. -sterblichkeit (einzige signifikante Ausnahme: Prostatakrebs bei ungeklärtem Mechanismus)
  4. Milchprodukte wirken in vielen Interventionsstudien entzündungshemmend
  5. In BIO-Milch sind keine Antibiotika- und Pestizidrückstände nachweisbar, keine Hinweise auf den Einsatz synthetischer Hormone
  6. Milch und einige fermentierte Milchprodukte verbessern die Qualität der Darmflora, während der Konsum von Milchprodukten allgemein keine negativen Auswirkungen für das Mikrobiom hat

Es handelt sich bei Milch und Milchprodukten also um ein nährstoffreiches, entzündungshemmendes, probiotisches Lebensmittel, welches mit günstigen Korrelationen bezüglich Herzgesundheit und allgemeiner Sterblichkeit aufwarten kann. Würden die veganen Lobbygruppen epidemiologische Untersuchungen so ernst nehmen, wie sie dies bei rotem Fleisch tun, dann müssten sie konsequenterweise den Verzehr zumindest fermentierter Milchprodukte wärmsten Herzens empfehlen ... aber Evidenz muss eben in die eigene Agenda passen. Doch auch die Paleohypothese ist hier zumindest brüchig geworden, denn schließlich sollte ein Verzehr nicht-artgerechter Kost zu negativen Konsequenzen führen, was aber augenscheinlich nicht der Fall ist. Dass an den Paradigmen der evolutionären Medizin zum Thema Milch aber dennoch etwas dran sein könnte, könnten Befunde zur vermehrten Immunogenität des menschlichen Körpers gegenüber Milchproteinen nahelegen.

 

Sind Milch und Milchprodukte problematisch bei Autoimmunerkrankungen, Reizdarm, CFS/ME und Co?

Wir haben also anhand wissenschaftlicher Daten festgestellt, dass Milchprodukte für gesunde Menschen unproblematisch sind und im besten Fall sogar einige Vorteile bieten. Sie sind antientzündlich, nährstoffreich und können die tägliche Ernährung geschmacklich erweitern und aufpeppen. Wie kommt es aber dann dazu, dass sehr viele Betroffene chronischer Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, oder auch der Fibromyalgie, deren Verzehr bewusst meiden und ihre Elimination vom Speiseplan mit symptomatischen Verbesserungen in Zusammenhang bringen[11]? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Pathophysiologie dieser Erkrankungsgruppe begründet und hat gleich mehrere Subkategorien. Also der Reihe nach ...

 

1. Milch und viele Milchprodukte enthalten Laktose (Milchzucker), viele Betroffene mit chronischen Darmerkrankungen sind laktoseintolerant

Milch und viele Frischmilchprodukte enthalten Laktose, also Milchzucker. Wie du bereits weiter oben lesen konntest, ist die Fähigkeit deines Körpers, Milchzucker in Traubenzucker und Schleimzucker zu spalten und somit verwertbar zu machen, von der Aktivität des Enzyms Lactase abhängig. Letztere wiederum verliert sich in vielen Kulturkreisen nach dem Abstillen, ist also weitestgehend genetisch determiniert. Allerdings haben Patienten mit einem Reizdarm[11] oder einem Morbus Crohn[12] ein deutlich erhöhtes Risiko an einer Laktoseintoleranz (=Laktosemalabsorption plus Hypersensitivität) zu leiden, selbst wenn sie nicht zu den ethnischen Risikogruppen für diese Störung gehören. Im Klartext: Leidest du an einem Reizdarmsyndrom, hast du gute Karten, zusätzlich von einer Laktoseintoleranz betroffen zu sein, auch wenn deine Vorfahren schon seit Generationen Ackerbau und Viehzucht in Norddeutschland betreiben ... (ist natürlich nur ein Beispiel). Die unschönen Folgen: Der nicht aufgespaltene Milchzucker gelangt in deinen Dickdarm, wo er von Darmbakterien und anderen Mikroorganismen verstoffwechselt wird. Bei diesem Fermentationsvorgang entstehen Gase wie Methan und Wasserstoff, welche für Blähungen und Bauchschmerzen sorgen. Durch osmotische Effekte kommt es weiterhin zu für die Laktoseintoleranz typischen Durchfällen. Zusätzlich ist die Laktoseintoleranz im Rahmen chronischer Darmerkrankungen mit vermehrten Ängsten, Immunaktivierung, Mikroentzündungen und verminderten rektalen Reizschwellen assoziiert[11].

 

Unabhängig vom Trigger bei der Laktoseintoleranz fungiert der Milchzucker auch als FODMAP. Dieses Akronym steht für "Fermentable Oligo-, Di-, Monosaccharides and Polyols", eine Gruppe kurzkettiger, schwer verdaulicher und vor allem fermentierbarer Kohlenhydrate. Patienten mit CEDs[13], Reizdarm[14] oder auch Fibromyalgie[15] haben nachweislich Schwierigkeiten bei der Verdauung dieser Kohlenhydratgruppen und leiden bei deren Verzehr unter Beschwerden wie Blähungen und Bauchschmerzen. Obwohl Milchzucker neben Fruktanen, Fruchtzucker, Galaktooligosacchariden und anderen nur ein problematisches Kohlenhydrat von mehreren ist, haben FODMAPs die Eigenschaft, ihre Wirkung zu potenzieren[16]. Milchzucker kann also auch ohne das Vorliegen einer Laktosemalabsorption bzw. Laktoseintoleranz (welche bei RDS und Co. ohnehin häufig ist) zum Problem werden, indem sie die fermentierbare Last erhöht und dazu beitragen kann, deine individuelle Toleranz gegenüber FODMAP-reichen Lebensmitteln zu überschreiten. 

 

Du glaubst, wir könnten diese beiden aufgezeigten Probleme mit Milch und Milchprodukten schnell beheben, indem wir einfach auf laktosefreie Produkte setzen? Aber nur in der besten aller anzunehmenden Welten, mein Freund ... 

 

2. Viele Milchprodukte enthalten große Mengen Histamin

Um das Laktoseproblem zu umgehen, empfehlen populäre Diäten zur Linderung chronischer Darmerkrankungen und anderer immunologischer Leiden, wie etwa die Spezielle Kohlenhydrat Diät oder auch das GAPS-Protokoll, ausschließlich durch einen langen Reifungsprozess von der Laktose "befreite" Milchprodukte (beispielsweise 24h fermentierten SCD-Joghurt oder viele Hartkäsesorten). Ganz ähnlich handhabt es die low-FODMAP-Diät, welche zusätzlich zu den durch den natürlichen Fermentationsprozess laktosefreien Produkten auch mit Laktase vorbehandelte Frischmilchprodukte (Joghurt, Frischkäse, Quark usw.) erlaubt. Trotz ihres nicht vorhandenen, oder sehr geringen, Laktosegehaltes gehören Hartkäse und lange fermentierter Joghurt zu den von den Betroffenen ausgemachten Haupttriggern bei SCD-Diät und Co. Dies hängt neben dem in Kürze zu besprechenden dritten und wichtigsten Punkt unserer Abhandlung (der Immunogenität) vor allem mit dem hohen Histamingehalt der gereiften Milchprodukte zusammen. Histamin ist ein biogenes Amin und besonders für seine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen bekannt. Doch auch bei der immunologischen Abwehr körperfremder Stoffe ist es beteiligt. Im Magen-Darm-Trakt reguliert es u.a. die Magensäureproduktion und die Motilität. Histamin hat proentzündliche Eigenschaften und lässt Gewebe anschwellen. Gebildet und gespeichert wird der inflammatorische Mediator in spezifischen Immunzellen namens Mastzellen, welche bei Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom oder den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nicht nur pathologisch vermehrt, sondern auch überaktiv sind[18]. Eine größere Menge von Mastzellen setzt also bereits bei geringen Reizen (z.B. Nahrungsproteine, mikrobielle Bestandteile oder Stoffwechselendprodukte) große Mengen Histamin (und andere entzündliche Botenstoffe) frei. Zusätzliche Mengen an Histamin aus der Nahrung können dann wie ein Brandbeschleuniger wirken und die Kompetenzen des Körpers beim Histaminabbau überschreiten. Gereifte Milchprodukte gehören zu den absoluten Spitzenreitern bezüglich des Histamingehaltes[19]. 

 

Weiter verstärkt wird die Histaminproblematik durch die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO), welche hauptsächlich für den Abbau des entzündlichen biogenen Amins verantwortlich ist. Sowohl bei Subgruppen des Reizdarmsyndroms[20] als auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen[21] ist die DAO-Aktivität signifikant ungünstig verändert. Diese Betroffenen haben also eine deutlich verminderte Toleranz gegenüber aus der Nahrung aufgenommenem Histamin - eine durch ihre Erkrankung erzeugte sekundäre Histaminintoleranz (HIT)

 

Nun gut, wirst du jetzt vielleicht etwas resigniert mit den Schultern zucken. Möchten wir also den Laktose- UND den Histamin-Stolperdraht umgehen, dann bleiben uns wenigstens noch mit Laktase behandelte Frischmilchprodukte wie Quark und Joghurt ... Zu früh gefreut! 

 

3. Milchproteine gehören zu den verbreitetsten Allergenen und prpvozieren besonders Reaktionen bei Reizdarm, Crohn, CFS/ME etc.

Zu den relevanten Proteinen in Milch und Milchprodukten gehören v.a.:
  1. Kasein
  2. Lactoglobulin
  3. Lactalbumin

Besonders Lactoglobulin und Lactalbumin gehören (meist in Kombination) zu den häufigsten Triggern von Lebensmittelallergien[22], wobei sowohl IgE-vermittelte Reaktionen (TypI, Sofortreaktion), nicht-IgE-vermittelte Reaktionen (z.B. TypIV, Langzeitreaktion) und auch Mischtypen bekannt sind. Wir befinden uns nun also im Bereich der immunologisch vermittelten Nahrungsmittelunverträglichkeit

 

 Bereits in der Allgemeinbevölkerung ist eine IgE-vermittelte Allergie gegenüber Milchproteinen recht häufig. In verschiedenen Metaanalysen erreicht ihre Prävalenz bis zu 17% (Selbstbericht) bzw. 9% (sIgE), wobei die Verbreitung zwischen den Altersgruppen schwankt[23]. Du hast also ohnehin ein gewisses Risiko (etwa 1/10), von einer Kuhmilchallergie betroffen zu sein. Doch diese Wahrscheinlichkeit erhöht sich noch einmal deutlich, solltest du unter einer Erkrankung wie dem Reizdarm, einer CED oder auch dem Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden[24]. Studien, welche spezifisches fäkales Immunglobulin E als Marker für eine Sensibilisierung gegenüber Lebensmitteln nutzen, berichten eine Betroffenenquote von knapp 20%[25].  

 

Noch typischer für das auf dem Blog besprochene Krankheitsspektrum sind aber immunologische Langzeitreaktionen, welche etwa durch IgG-Testpanels oder aber den verwertbareren Lymphozyten-Transformations-Test (LTT) nachgewiesen werden können. Milch und Milchprodukte zählen in diesem Kontext, neben Hefe und Weizen, zu den häufigsten Triggerproteinen. Bis zu 85% der RDS-Patienten zeigen in diesen Tests positive Reaktionsmuster bezüglich des Milchproduktekonsums[26]. Nun werden die angesprochenen IgG-Tests (im Gegensatz zum anerkannten IgE-Screening) von vielen Ärzten und Gastroenterologen sehr kritisch bewertet, da das Wirkprinzip der Langzeitreaktionen (noch) nicht vollständig erklärbar ist. Vielversprechende Interventionsstudien legen aber nahe, dass auch diese Form einer Immunreaktion große Relevanz hat und vor allem auch für symptomatische Fortschritte genutzt werden kann. So betrug der Unterschied zwischen einer Scheindiät und einer Interventionsdiät, die auf den Ergebnissen eines IgG-Tests beruhte, für Reizdarmbetroffene über 100 Punkte auf dem Severity Symptom Score. Ein Plazeboeffekt ist aufgrund der Kontrollgruppe und der signifikanten hohen Differenz sehr unwahrscheinlich, wobei ein Testlauf mit einer FODMAP-Kontrollgruppe hochinteressant wäre ...

 

Graphische Darstellung der symptomatischen Verbesserungen des Reizdarmsyndroms nach IgG-Test auf Nahrungsmittelallergie gegenüber Scheindiät. Die Differenz im Reizdarm Severity Symptom Score betrug über 100 Punkte.
Symptomatische Verbesserung des Reizdarmsyndroms nach diätetischer Intervention. Unterbrochener Graph - Scheindiät, durchgängiger Graph - Diät basierend auf IgG-Test: Milchallergie TypIV über 80%). Entnommen: Atkinson et al.,2004.[26]

 

Spezifisch für Patienten mit ausgeprägter Darmsymptomatik möchte ich eine weitere denkbare Option nicht unerwähnt lassen: die weitestgehend isolierte gastrointestinale Allergie (oft allergische Colitis). Wir sprechen hierbei von einer lokalen allergischen Reaktion des Darmgewebes gegenüber Lebensmittelproteinen, welche nicht über die herkömmlich verwendeten Blut- und Hauttests nachgewiesen werden können, sondern lediglich endoskopisch via beispielsweise segmentaler Darmlavage[27]. Diese lokalen Reaktionen sind ebenfalls weit verbreitet und Milchproteine gehören (gemittelt über die drei Darmabschnitte) wieder zu den Haupttriggern bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen (Prävalenz bis zu 30%). 

 

Fassen wir diese Befunde zu Milchproteinen als weit verbreiteten Allergenen also gedanklich zusammen, bleibt uns nur festzustellen, dass Milch und Milchprodukte über eine sehr hohe Immunogenität verfügen, welche sich im Rahmen von Reizdarm, CED, CFS/ME und Co. noch weiter verstärkt. Dabei schwanken die Risikowahrscheinlichkeiten zwischen 20% (IgE), 30% (lokale Sensibilisierung) und 80% (IgG/LTT). Wie aber lassen sich diese Befunde mit den weiter oben berichteten epidemiologischen Daten in Einklang bringen? Diese Diskrepanz hängt vermutlich mit einem Schlüsselfaktor in der Pathophysiologie unserer Erkrankungen zusammen: der erhöhten gastrointestinalen Permeabilität (Leaky Gut Syndrom). Ist deine Darmbarriere geschwächt, kommen Nahrungsproteine verstärkt in Kontakt mit dem Immunsystem, was zu einer erhöhten Sensibilisierung gegenüber den Bestandteilen dieser Nahrungsmittel führt[28]. Lange Zeit wurde versucht, die beobachtete Korrelation zwischen Leaky Gut und Lebensmittelallergie dadurch zu erklären, dass entzündliche Botenstoffe aus Mastzellen in Reaktion auf die verzehrten Allergene die Darmbarriere schwächen würden. Allerdings lässt sich die gesteigerte Durchlässigkeit der Barriere auch bei Personen mit Nahrungsmittelallergien nachweisen, welche eine strenge, vollständig allergenfreie Diät befolgen[29]. Das Leaky Gut Syndrom bzw. die gestörte Darmbarriere ist nun wiederum ein Hauptkrankheitsmechanismus beim Reizdarmsyndrom[30], der Fibromyalgie[31], dem Chronischen Erschöpfungssyndrom[32], der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen[32] und des Mastzellaktivierungssyndroms bzw. der Histaminintoleranz[33]. Es sollte also einleuchten, warum Lebensmittelallergien im Allgemeinen und ihre Hauptvertreter wie Milchproteine im Speziellen bei unseren Erkrankungen häufiger zu beobachten sind. 

 

Das enorme immunogene Potenzial der Milchproteine passt nun übrigens wieder ganz hervorragend zur Idee hinter der Paleohypothese ... 

 

Milch und Milchprodukte bei Reizdarm, Crohn, Fibro etc. - ein Fazit

Obwohl der Verzehr von Milch und Milchprodukten also epidemiologisch betrachtet kaum Risiken birgt bzw. sogar mit einigen günstigen Konsequenzen für die Gesundheit verknüpft ist, gilt es einige mögliche Stolperdrähte zu umgehen bzw. zu überspringen. Doch gerade bei den hier besprochenen Erkrankungen sind diese nicht nur zahlreich, sondern auch in unterschiedlichen Höhen aufgespannt, was das Manövrieren deinerseits erheblich erschwert. Grundsätzlich stehen dir gleich drei Mechanismen im Wege, die bei deiner Entscheidung bezüglich der Inklusion von Milch bei SCD, FODMAP und Co. bedacht werden sollten: Laktose-/FODMAP-Gehalt, Histamingehalt und Immunogenität/allergisches Potenzial. Alle drei Faktoren sind für dich als Betroffener von RDS, CED oder auch CFS/ME aufgrund der hohen Prävalenzen deutlich relevanter als für einigermaßen gesunde Zeitgenossen.
Das Risiko, mit Symptomverstärkungen oder sogar pathophysiologischen Verstärkungen auf den Milchkonsum zu reagieren, ist enorm hoch (denke etwa an die 80%-Raten bei IgG/LTT). 

 

Heildiäten für den Darm und Milchprodukte: Wie solltest du am besten vorgehen?

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Wege, um zu klären, ob du Milchprodukte in deine Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD), dein GAPS-Protokoll usw. einbinden solltest:
  1. ausgiebige (Labor-)Diagnostik
  2. logisches praktisches Austesten

Generell solltest du auch erst einmal hinterfragen, warum du überhaupt auf Milchprodukte zurückgreifen möchtest. Geht es dir um eine bessere Lebensqualität, eine Erweiterung deines Speiseplans zu Genusszwecken? Mir liegt absolut fern, deine Motive infrage zu stellen, aber ich möchte hier auch betonen, dass Milchprodukte auch nicht unbedingt notwendig sind, um sich gesund und vollwertig zu ernähren. Wir Menschen haben Millionen Jahre ohne den Milchkonsum gelebt und können dies auch heute problemlos tun ... Zumindest würdest du so automatisch alle vermeintlich mit ihnen verbundenen Nachteile umschiffen. 

 

Ungeachtet deiner Antwort auf die obige Frage, möchte ich nun zuerst auf die mögliche und sinnvolle Labordiagnostik eingehen, da ich diesen Ansatz für den überlegeneren halte. Da ich schon viele Ernährungsumstellungen begleiten durfte, kenne ich die Schwierigkeiten des praktischen Ansatzes zur Genüge (Nozebo- und Plazeboeffekt, externen Störvariablen wie Stress, Hitze, Supplemente usw.), welche das kausale Ein- und Zuordnen auftretender Symptome fast unmöglich machen. 

 

Diagnostik zum Ausschluss von Milchunverträglichkeiten

Generell halte ich eine ausschöpfende Diagnostik beim Reizdarm, den CEDs und anderen mikrobiomassoziierten Erkrankungen für den wichtigsten Schritt zur Linderung der Beschwerden. Nur, wenn du einen Überblick über die bei dir individuell wirkenden Krankheitsprozesse gewinnen kannst, ist eine zielführende und ökonomische Therapie überhaupt möglich! Das gilt insbesondere auch für die Ernährungstherapie. Denn, wie wir gerade am Beispiel der Milch gesehen haben, gibt es zahlreiche Optionen, eine grundsätzlich gesunde oder sogar "heilsame" Diät wie die Spezielle Kohlenhydrat Diät durch individuelle Unverträglichkeiten zu torpedieren. Nehmen wir an, du hältst dich strikt an die Lebensmittellister der SCD. Laut vielen Studien solltest du deine Darmflora verbessern, deine Entzündungen lindern und deine Darmbarriere stabilisieren können. Doch was passiert, wenn du zu früh die erlaubten gereiften Milchprodukte einbeziehst, obwohl du aufgrund eines Leaky Gut Syndroms (noch) unter einer Milchproteinallergie oder einer Histaminintoleranz leidest? Richtig, deine Mastzellen setzen vermehrt Histamin und andere Entzündungsmediatoren frei, stören die Funktion deiner Darmbarriere, sorgen für vermehrt auftretende Symptome und sogar eine Verschlimmerung deines Krankheitszustandes. Keine gute Prämisse für eine Heilkost, oder? Schon aus diesem Grund würde ich zumindest die zentralen Mechanismen (Kohlenhydratunverträglichkeiten bzw. Dünndarmfehlbesiedlung, Histaminintoleranz, Allergien gegenüber typischen Triggern wie Eiern, Nüssen, Milch) diagnostisch abklären lassen (andere Störungen wie der Hypomorphismus des SI-Gens sind lediglich für die klassische FODMAP-Reduktion relevant). 

 

Als Betroffener einer chronischen Erkrankung mit Darmbezug hast du vermutlich bereits viele Tests über dich ergehen lassen müssen und kannst deshalb wohl schon einige Querverbindungen ausschließen. Dennoch möchte ich dir ein paar Untersuchungen mit besonderem Bezug zur Milchunverträglichkeit ans Herz legen. Die allermeisten davon kannst du bequem von zuhause aus oder kostenfrei über deinen Arzt durchführen lassen, egal ob Atemgastest oder Histaminbestimmung. 

 

1. Laktoseintoleranz bzw. FODMAP-Unverträglichkeit

Natürlich sollte eine Laktoseintoleranz ausgeschlossen werden, wenn du laktosehaltige Milchprodukte in deine Ernährung einbeziehen möchtest. Hierzu eignen sich besonders Laktose-Atemgastests, welche die Fermentation nicht-absorbierten Milchzuckers anhand der Fermentationsendprodukte (Wasserstoff) in der Atemluft bestimmen. Die Tests sind also nicht-invasiv und werden von den Krankenkassen erstattet. Sprich einfach deinen Gastroenterologen darauf an! 

 

Weiterhin würde ich bezüglich des Milchzuckers empfehlen, eine Dünndarmfehlbesiedlung auszuschließen, welche die Verarbeitung von Kohlenhydraten stark beeinträchtigen kann. Oft bestehen eine Milchzucker- oder Fruchtzuckermalabsorption aufgrund einer Dünndarmfehlbesiedlung. Nach einer entsprechenden Therapie verschwinden diese Kohlenhydratunverträglichkeiten oft vollständig. Viele Gastroenterologen stehen inzwischen auch der Diagnostik der Dünndarmdysbiose offen gegenüber, doch dabei sind einige Dinge zu beachten. Das Unternehmen Dr. Gut bietet einen qualitativ hochwertigen Test für zuhause an, der in vielen Punkten selbst den Analysen beim Arzt überlegen ist (enge Messzeitpunkte, Messung von Methan und H2, CO2-Kontrolle etc.). Mit dem Rabattcode "heroes" sparst du übrigens noch einmal 10€. Egal ob beim Arzt oder von zuhause aus diagnostiziert - eine eventuell bestehende Dünndarmfehlbesiedlung sollte in jedem Fall behandelt werden, bevor du Milch und Milchprodukte in deine Ernährung integrierst!

 

2. Histaminintoleranz bzw. DAO-Mangel

Zum Ausschluss einer Histaminintoleranz empfehle ich ebenfalls zwei verschiedene Verfahren. Dies ist zum einen die Bestimmung der Aktivität des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO). Zu diesem Zweck muss dir Blut abgenommen werden, weshalb du dich an einen Arzt oder Heilpraktiker deines Vertrauens wenden solltest. 

 

Eine nicht-invasive Methode wäre die Erhebung der Histaminkonzentrationen lokal im Darm nach histaminarmer Kost. Dadurch erfährst du, ob du evtl. ein Problem mit dem Histaminabbau bzw. dessen Akkumulation im Verdauungstrakt hast. Das Labor medivere:diagnostics bietet einen unkomplizierten Stuhltest für zuhause an

 

3. Immunologische Reaktionen bzw. Nahrungsmittelallergie

Bleiben uns noch die vielfältigen allergischen bzw. immunologischen Reaktionen. Ein Bluttest bzgl. Sofortreaktionen gegenüber Nahrungsmittelproteinen (Immunglobulin-E-vermittelt) bildet dabei die absolute Grundlage. Sollte dein Immunologe oder Allergologe diesen nicht veranlassen wollen, kannst du ihn bequem vom heimischen Sofa via Kapillarblut aus der Fingerkuppe durchführen lassen. Neben Milch und Kasein werden auch Reaktionen auf weitere relevante Allergene (z.B. Eiklar, Weizen etc.) getestet.

 

Beim Austesten der Langzeitreaktionen wird es etwas komplexer. Ich persönlich verlasse mich auf den Lymphozyten-Transformations-Test (LTT), welcher verlässlich eine nicht-IgE-vermittelte Sensibilisierung des Immunsystems gegenüber spezifischen Nahrungsmitteln aufzeigen kann. Zu beziehen ist ein entsprechendes Testkit bspw. über das Institut für Medizinische Diagnostik Berlin (IMD). Zur Durchführung benötigst du allerdings einen Arzt vor Ort, welcher dir das Blut entnimmt und einen Termin mit dem Kurierservice des IMD vereinbart. Der LTT kann als Panel oder aber auch bezüglich Einzelproteinen durchgeführt werden (was deutlich preisgünstiger ist). 

 

Als letzte Option stünde noch eine segmentale gastrointestinale Lavage auf dem Programm. Diese kann beispielsweise im Waldkrankenhaus Erlangen (Professor Dr. Raithel als Spezialist für Mastzellerkrankungen) durchgeführt werden. Sie erfordert allerdings eine Darmspiegelung. 

 

Müsste ich aufgrund monetärer Ressourcen eine Auswahl für eine Basisdiagnostik zur Entscheidungsfindung bzgl. Milch und Milchprodukten treffen, würde ich mich am ehesten für den Laktose-Atemgastest, die Diaminoxidase, sowie das spezifische IgE entscheiden.

 

praktisches Austesten der Milchverträglichkeit - Milchprodukthierarchie

Eine weitere Möglichkeit der Entscheidungsfindung wäre das praktische Austesten der Verträglichkeit, welches aber eben naturgemäß einige Schwierigkeiten in sich birgt (v.a. Subjektivität). Dennoch möchte ich dir einige Tipps mit auf den Weg geben. Wichtig ist erst einmal das Etablieren einer reizarmen Basiskost. Diese ist durch eine Handvoll Lebensmittel gekennzeichnet, die du gut verträgst und welche so wenig Symptome wie möglich erzeugen sollten. Charakterisiert sind die Nahrungsmittel durch ein geringes immunogenes Potenzial, einen geringen FODMAP-Gehalt etc. Bei der SCD könnte diese Basiskost aus Rindfleisch, Huhn, Lamm, Karotten, Gurken, Eisbergsalat, Butter, Olivenöl und Bananen oder Orangen bestehen (in entsprechenden Mengen, um eine kalorische Sättigung zu erreichen). In dieser Basiskost sollten Milchprodukte nicht enthalten sein (auch kein SCD-Joghurt). Ich persönlich würde es bevorzugen, diese Basiskost nach und nach über einige Monate um weitere FODMAP-arme Gemüse- und Obstsorten, Fisch usw. zu ergänzen. Gelingt dies ohne Symptomverschlechterungen und bei gutem Ansprechen auf die Diät, würde ich mich einer der problematischeren Kategorien (bei SCD Milchprodukte, Eier, Nüsse) widmen und dabei nach einer Hierarchie vorgehen. Starten würde ich nach etwa sechs Monaten einer Grund-SCD, indem ich jeweils ein Milchprodukt einführe und beobachte, wie es meinem Darm, meiner Haut und meinem Gesamtwohlbefinden ergeht. Lassen sich keine negativen Veränderungen dokumentieren, würde ich nach einer Woche zum nächsten Lebensmittel übergehen.
Die Hierarchie der Milchprodukte richtet sich nach den oben geschilderten Problemstellungen - Laktosegehalt, Histamingehalt, Proteinanteil (Immunogenität gegenüber Proteinen).
  1. Ghee
  2. Butter, geringere Mengen Schlagsahne (meist unproblematisch)
  3. kleinere Mengen laktosefreier Mozzarella, Frischkäse, Hüttenkäse, Quark (Nicht SCD-konform! Bei FODMAP oder liberaler Auslegung der SCD.)
  4. SCD-Joghurt
  5. Hartkäsesorten, Histaminbomben wie Parmesan etc.
  6. Milchkefir (oft problematisch wegen Hefe
 Ich persönlich kenne sehr viele Betroffene, welche lediglich Butter und etwas Schlagsahne tolerieren, aber unendlich froh sind, dass sie ihr Gemüse etc. dadurch etwas aufpeppen können! Mit der Zeit wird sich aber die Toleranz gegenüber den Milchprodukten weiter verbessern, wenn es dir gelingt, deine Darmbarriere wieder funktionstüchtig zu bekommen! Solltest du also keine Labordiagnostik veranlassen wollen, wäre mein ernst gemeinter Tipp an dich: Warte lieber etwas länger mit den Milchorgien, ehe du dir damit schadest. Eine etwas strengere Auslegung wie das AIP-Paleo wäre dir sicher ein guter Partner in den ersten 6-24 Monaten. Danach musst du eben Forscher spielen und einen n=1-Versuch starten. Viel Erfolg! 

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