Buchrezension: Prof. Storr - FODMAP

Seit bereits 15 Jahren geistert die FODMAP- Diät nunmehr durch die Fachzeitschriften der Gastroenterologen. Viele Studien bewiesen seitdem ihre Effektivität bei einem Reizdarm, aber auch bspw. bei Morbus Crohn oder Sodbrennen. Die des Englischen mächtigen Betroffenen entdeckten die einzige wissenschaftlich geprüfte Diät gegen Reizdarmbeschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen dann etwa 2005. Doch es sollten immerhin noch zehn Jahre vergehen, bis endlich ein Werk in deutscher Sprache zu diesem inzwischen viel diskutierten Thema erschien. Nach dieser immensen Wartezeit und dem Überwasserhalten mit Infos aus dem Netz sind die Erwartungen der Betroffenen an ein solches Buch natürlich entsprechend hoch. Kann das Buch FODMAP - Der Ernährungsratgeber zur FODMAP- Diät diesem Anspruch gerecht werden?



Der Autor

Professor Martin Storr ist Facharzt für Gastroenterologie und Innere Medizin. Er lehrt an der LMU- München und hat seinen Schwerpunkt auf die Funktionellen Magen- Darm- Krankheiten gelegt. Zu diesem Thema hat er zahlreiche Forschungsarbeiten veröffentlicht. Herr Storr ist auch der Autor des unserer Meinung nach besten Patientenratgebers zum Reizdarmsyndrom, welchen wir >hier< bereits rezensiert haben und welchen Sie auch in unserem Shop erwerben können.

Professor Storr zeichnet besonders seine hohe Empathie aus. Er ist einer der wenigen Ärzte, die fähig sind, die Patientenperspektive einzunehmen und dennoch nie den Blick für das Wesentliche verliert, genauer: Er versteht die Sorgen und Nöte der Betroffenen, ist aber auch ehrlich und tritt falschen Konzeptionen und Erwartungen strikt entgegen. Ich schätze seine Arbeit deshalb sehr und freute mich ganz besonders, dass das erste deutsche Buch zur FODMAP- Diät nun ausgerechnet von ihm stammt.

 


Dr. Martin Storr: FODMAP- Diät zur Linderung des Reizdarms!

Das Buch

Ganz voran möchte ich ein großes Lob an den Zuckschwerdt- Verlag aussprechen. Das Buch ist, wie bereits der Patientenratgeber Reizdarmsyndrom, ein optischer Leckerbissen: übersichtlich, kompakt, ansehnlich gestaltet und es hält zahlreiche Tabellen, Abbildungen und Grafiken bereit, welche zum Stöbern einladen. So sollte meiner Meinung nach ein Patientenratgeber aussehen!


Doch nun zum eigentlichen Inhalt des Buches. Dieses gliedert sich in zwei Hauptteile. Im ersten Teil finden wir die Theorie hinter der FODMAP- Diät erklärt. Dort wird u.a. beantwortet, wie die kurzkettigen Kohlenhydrate die Reizdarm- Beschwerden verursachen, oder ob diese auch andere Symptome erzeugen können. Dann wird auch auf die Praxis der Diät eingegangen, die einzelnen Phasen (Eliminations- und Provokationsphase) werden beschrieben und zahlreiche Tipps gegeben. Dies alles geschieht in der bekannt angenehmen und unaufdringlichen Art. Man fühlt sich, als würde man einem Ernährungsmediziner gegenüber sitzen, der sich zwei Stunden Zeit für einen einzelnen Patienten nimmt.


Der zweite Hauptteil besteht aus einer Sammlung von FODMAP- armen Rezepten, welche nach Mahlzeiten kategorisiert worden sind. Es finden sich neben den klassischen Hauptmahlzeiten auch Desserts und Brotrezepte.



Unsere Bewertung

Es gibt an dem Buch von Professor Storr wie erwartet nicht viel auszusetzen. Die Gestaltung und Verarbeitung durch den Verlag sind, wie bereits erwähnt, auf allerhöchstem Niveau. Der Inhalt ist umfangreich, aber nicht erschlagend und wird wieder in einer sehr angenehmen Art und Weise präsentiert. Der Theorieteil ist dabei ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Leicht verständlich geschrieben und dennoch auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft und nicht zu oberflächlich.

Eine kleine Kritik haben wir allerdings gegenüber dem Rezeptteil. Die einzelnen Rezepte werden zwar schön präsentiert und mit Bildern ergänzt, aber uns fehlt es etwas an der Alltagstauglichkeit. Dieses Problem findet sich leider auch bei den meisten amerikanischen Veröffentlichungen. Manchmal wäre auch ein ganz einfaches Rezept, oder vielmehr ein Tipp, für unterwegs ganz hilfreich (Haferflocken oder Cornflakes mit Reismilch am Morgen, ein laktosefreier Hüttenkäse mit Beeren als Snack, oder Reiswaffeln mit Emmentaler, glutenfreie Sandwiches etc). Diese Ideen scheinen vielleicht sehr banal, doch viele unserer Klienten und Leser fragen gezielt nach diesen Lösungen für Berufsalltag, Reisen usw. Ein weiteres Manko sind nach unserer Ansicht die manchmal fehlenden Mengenangaben bei den Früchten. Die Rezepte gehen teilweise sehr liberal mit der Fruktosemenge um, was bei einigen Patienten zu Problemen führen könnte. In der Eliminationsphase halten wir diese Rezepte für eher ungeeignet.

 

Der letzte Punkt ist eher eine Differenz in den Ansichten, als eine wirkliche Kritik. Professor Storr verwendet in einem Rezept Weizen, um die Backeigenschaften zu verbessern. Ich verstehe die Intention und er begründet dies auch, indem er schreibt, dass es ja um eine FODMAP- arme und keine glutenfreie Diät gehe. Aufgrund unserer persönlichen, aber auch der Erfahrung vieler Klienten und hinsichtlich neuerer Erkenntnisse zu bspw. ATIs distanzieren wir uns von diesem Vorgehen. Natürlich beruft sich die FODMAP- Theorie auf eine möglichst liberale Gestaltung der Ernährungsgewohnheiten (So vielseitig und reichhaltig wie möglich), doch hier sollten sich die Praktizierenden unbedingt auf ihr eigenes Körpergefühl verlassen.

 

 

Unser Fazit

Wir fassen uns kurz: Der Ratgeber zur FODMAP- Diät ist absolut zu empfehlen und Professor Storr hat seine Arbeit sehr gut gemacht. Das Buch ist interessant und motivierend geschrieben und regt absolut zum Experimentieren und Ausprobieren ein. Wissenschaftlich und theoretisch kann man bei einem Experten wie Martin Storr ohnehin kaum etwas kritisieren.

 

Dieses Buch gehört unserer Meinung nach in die Bibliothek jedes Reizdarmpatienten!

 

Die low- FODMAP- Diät ist inzwischen als Mittel der Wahl zur Linderung von Reizdarmsymptomen anzusehen und so wie früher Loperamid und Duspatal in die Handtasche oder den Rucksack gehörten, sollte dieser Ratgeber eigentlich bei der Diagnosestellung an jeden Patienten ausgegeben werden. Eine Ernährungsumstellung ist eine natürliche Therapie, hat keine Nebenwirkungen und kostet weder Patienten noch das Gesundheitssystem etwas. Dennoch ist der Nutzen immens. Nur das grundlegende Wissen muss man sich vorher anlesen ... Und dies kann man nun endlich auch auf Deutsch. =)