Muss es wirklich immer BIO sein?

Im unten eingebetteten Video erklärt Dr. Andreas Rädler, Chefarzt für Gastroenterologie an der Asklepios- Klinik in Hamburg und ein gefragter Experte für chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie vom Körper nicht einzuordnende Fremdstoffe (u.a. künstliche Farb-, Geschmacks-, Konservierungsstoffe, Pestizide, ATIs, Antibiotika und andere Medikamente in Fleisch etc.) das menschliche Immunsystem aktivieren und außer Kontrolle geraten lassen. Diese verbreitete Hypothese wird dadurch gestützt, dass die CEDs, wie auch der Reizdarm in den letzten Jahrzehnten sprunghaft angewachsen sind. Bei noch in althergebrachten Traditionen lebenden Volksgruppen sind die CEDs übrigens unbekannt.

Unter anderem aus diesem Grund empfehlen wir eine Reizdarm- Diät basierend auf frischen und unverarbeiteten ("echten") Lebensmitteln, möglichst frei von chemischen Nebenerzeugnissen. Viele Klienten und Leser stöhnen verständlicherweise über die rapide steigenden Ausgaben für Lebensmittel, wenn sie auf eine solche Ernährung umsteigen. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen heute gern ein paar praktische Tipps an die Hand geben, wie Sie Ihre Reizdarm- Diät kostengünstiger gestalten können, ohne gesundheitliche Risiken in Kauf zu nehmen.

Ein deutscher Experte über die möglichen Ursachen von chronischen Darmerkrankungen


Der für diesen Artikel relevante Teil beginnt etwa bei 07:30min, aber das ganze Interview ist natürlich sehr sehenswert. Im zweiten Video zu den Ergebnissen einer deutschen Zwillingsstudie wird Dr. Rädler noch konkreter (ab ca. 03:45min.)

Das Kostenproblem

Wir wissen also, dass wir uns möglichst von industriell verarbeiteten Lebensmitteln fernhalten sollten, um unsere Krankheit positiv zu beeinflussen, bzw. unsere Liebsten vor dem Ausbruch einer solchen Krankheit zu schützen. Nun stoße ich allerdings immer häufiger auf das Problem, dass neben der Gewöhnung an neue Geschmäcker, des Erlernens neuer Würz- und Kochtechniken, des zeitlichen Mehraufwands beim selber zubereiten von Speisen, vor allem auch die finanziellen Mehraufwendungen den Klienten erheblich zu schaffen machen. So manch eine Leserin, welche versucht unsere Richtlinien umzusetzen wird wohl sehr frustriert nach ihrem ersten Bioladeneinkauf zurückkehren, was natürlich noch durch die größeren Portionen an Fleisch (bspw. bei der SCD) unterstützt wird.


Von einigen Kollegen hören wir oft Durchhalteparolen: "Kopf hoch, wer gesund werden will, dem sollte das auch was wert sein!" oder "Nur in den deutschsprachigen Ländern wird so sehr an Lebensmitteln geknausert. Schaut doch einmal nach xyz und prüft dann noch einmal!"

Wie so oft ist mit diesen allgemeinen Phrasen niemandem wirklich geholfen, denn sie berücksichtigen weder individuelle Unterschiede in den Lebenslagen (Student oder Arbeitsloser vs. Bankerin oder Beamte; Familienvater von fünf Kindern vs. Single), noch in den vorhandenen Ressourcen (Bioläden, Direktvermarkter, eigener Garten).

Gesund einkaufen ja, aber mit Sachverstand

Ganz ehrlich: Mir persönlich ist es am allerliebsten, wenn Sie auf Rücksicht auf sich und Ihre Gesundheit, sowie unser aller Umwelt ausschließlich BIO oder noch viel lieber natürliche Weidelandhaltung und organische Aufzucht bevorzugen würden. Hierbei muss ich betonen, dass ersteres dem letzteren nicht unterlegen sein muss. Es gibt viele Bauern, welche teilweise höhere Standards als die verschiedenen BIO- Siegel erfüllen, aber nicht zertifiziert sind. Meistens bekommt man deren hochwertige Produkte auch noch für einen super Preis.


TIPP1: Kaufen Sie wenn möglich bei Direktvermarktern in Ihrem regionalen Umfeld, wenn Sie mit den Produktionsbedingungen einverstanden sind und den Bauern hinsichtlich dem Einsatz von Pestiziden bzw. Medikamenten vertrauen!



Für viele Menschen, gerade in größeren Städten, ist dieses Thema allerdings irrelevant. Ihnen ist eher geholfen, wenn Sie sich bspw. am BIO- Siegel orientieren können, da dies zumindest einen verminderten Einsatz von Pestiziden und Medikamenten garantiert. Als nächstes folgt nun eine Auflistung mit Gemüse- und Obstsorten, welche besonders stark bzw. besonders gering mit Pestiziden belastet sind. Die gering belasteten Produkte können Sie relativ risikolos konventionell kaufen, während Sie die belasteten Produkte immer in BIO- Qualität wählen sollten!


TIPP2: Kaufen Sie nur das besonders pestizidbelastete Obst und Gemüse in BIO- Qualität, während Sie bei den nicht weiter belasteten Produkten auch konventionelle Herstellung wählen können!



Konventionell möglich

  • Avocado
  • Zuckermais
  • Ananas
  • Kohl
  • Erbsen
  • Zwiebeln
  • Mango
  • Papaya
  • Kiwi
  • Aubergine
  • Grapefruit
  • Blumenkohl
  • Süßkartoffel

Immer BIO: Pestizidbelastet

  • Apfel
  • Erdbeeren
  • Trauben
  • Sellerie
  • Pfirsisch
  • Spinat
  • Paprika
  • Nektarinen
  • Gurke
  • Tomate
  • Kartoffel


Die Erhebung stammt leider aus den USA und es gibt noch kein europäisches Äquivalent. Allerdings zeigen Vergleiche mit anderen Listen, bspw. aus Israel, dass die meisten Ergebnisse übereinstimmen, so dass wir vorerst von der Richtigkeit dieser Daten ausgehen können.

Aber das eigentliche Teure ist doch das Fleisch ...

Bei einer Reizdarm- oder CED- freundlichen Diät, wie bspw. SCD, GAPS oder low- FODMAP,  kommt man an Fleisch und Fisch eigentlich kaum vorbei. Eine überwiegend pflanzlich gestaltete Ernährung ist hierbei kaum möglich. Achtet man dann noch auf Eigenschaften, wie Freilandhaltung, Grasfütterung und eine geringst mögliche Medikamentenbelastung, treibt das den Preis schnell in schwindelerregende Höhen.

Doch auch hier können Sie auf eine ähnliche Auswahlheuristik zurückgreifen, wie oben für Obst und Gemüse beschrieben: Toxine und Medikamentenrückstände lagern sich hauptsächlich im Fettgewebe ab. Sie können also bspw. einen Kompromiss schließen und mageres Fleisch konventionell kaufen, während Sie fettigere Fleischsorten IMMER BIO bzw. vom Bauern Ihres Vertrauens wählen.


TIPP3: Wenn es Ihre ethischen Grundsätze zulassen, können Sie mageres Fleisch aus konventioneller Haltung kaufen, während Sie bei fettigen Sorten und Stücken immer auf die Haltungsbedingungen etc. wertlegen sollten!



Ich hoffe, dass wir Ihnen mit diesen praktischen Tipps etwas weiterhelfen konnten. Dazu kommen natürlich noch Dinge wie Verbrauchergemeinschaften, Vorratskäufe, reduzierte Ware etc. Gerade Schüler, Studenten, große Familien und Geringverdiener werden nicht darum herum kommen, Kompromisse zu schließen. Doch dann sollten sie dies auch an der richtigen Stelle tun!