Was tun bei Verstopfung? Eine anhaltend-wirksame und natürliche Alternative!

Spreche ich mit meinen Klienten in der Psychosomatik über deren Behandlungsstrategien bei Verstopfung, dann schaue ich oft in leere Gesichter. Im Gegensatz zu meinen Klienten, welche bspw. unter einem Reizdarmsyndrom mit überwiegend Durchfall oder einem Morbus Crohn leiden, sind breit gefächerte Maßnahmen der Selbsthilfe bei der Verstopfung absolute Mangelware. 

 

Die mir berichteten Behandlungsversuche schwanken generell zwischen zwei Extremen.

 

Zum einen rückt man der Verstopfung mit chemischen Medikamenten zu Leibe. Beispiele wären die Wirkstoffe Linaclotid und Prucaloprid.  Die anhaltende Wirksamkeit dieser Pharmaka wird durch sehr häufig und häufig auftretende "unerwünschte Wirkungen" wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen und Durchfall erkauft. Unter Umständen kann es zu schweren Komplikationen mit Zittern, rektalen Blutungen und Fieber kommen (Quigley, 2012).  

 

Auf der anderen Seite neigen viele von chronischer Verstopfung Betroffene, mangels der Kenntnis einer besseren Alternative, zu einem von mir als "Griff zum letzten Strohhalm" bezeichneten Verhalten. Sie warten ab, bis sie die mit ihrer Verstopfung verbundenen Beschwerden, bohrend dumpfe Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Blähbauch und Übelkeit, absolut nicht mehr aushalten. Schließlich greifen sie zu den altbewährten Hausmittelchen Einlauf und Abführmittel. Diese Therapiemethoden zur Linderung der Verstopfung helfen schnell und sind auch relativ sicher (Christensen und Kollegen, 2009; Wesselius DeCasparis und Kollegen, 1968). Doch natürlich ändern sie nichts am Grundproblem bzw. den Ursachen der Verstopfung. Ganz im Gegenteil: Viele meiner Klientinnen muss man als nahezu "abhängig" von Einläufen und verschiedenen Laxantien beschreiben. Um so länger sie diese vermeintlich "harmlosen" Verfahren und Medikamente einsetzen, desto mehr sind sie auf diese angewiesen. Ein physiologischer Stuhlgang ist kaum noch möglich. 

 

Nun kommen viele Klienten in meine Praxis, eben weil sie eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung ihrer Beschwerden wünschen. Sie meiden die Therapie mittels der "chemischen Keule" oft aus Überzeugung und wünschen sich dennoch langfristige Erfolge. Der tägliche Einsatz von Einläufen und ähnlichen Dingen ist dabei natürlich keine passable Option. 

 

Bleiben also die Fragen: Was tun bei Verstopfung? Was sind einfache und effektive Schritte zur Selbsthilfe um die leidige Verstopfung endlich zu lindern?

Bild einer Klopapierrolle mit Herz. Wird durch die Behandlung der Verstopfung mittels Ernährungsumstellung endlich alles gut?
Im Gegensatz zu Patienten mit chronischem Durchfall oder Bauchschmerzen fehlen bei der Verstopfung effektive und vor allem langfristig wirksame Selbsthilfetricks. Dabei gibt es so einiges, was man bei Verstopfung tun kann.

Was hilft gegen Verstopfung? Der wichtigste Schritt zu deinem Wohlbefinden!

Die Grundlage für die Linderung der chronischen Verstopfung bildet meiner Einschätzung nach eine simple Ernährungsumstellung.  Beim Lesen dieses Satzes kommen dir sicherlich schon einige Assoziationen in den Sinn. Vermutlich lautet eine davon "mehr Ballaststoffe essen"? Genau vor diesem Fehlschluss möchte ich dich warnen! Die Hypothese, dass eine gesteigerte Ballaststoffzufuhr in Form von Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und viel rohem Gemüse zu einer Linderung der Beschwerden im Rahmen einer Verstopfung führt, ist zwar uralt, doch alles andere als wissenschaftlich fundiert. 

 

Ganz im Gegenteil! Befolgst du diese Empfehlung unhinterfragt, kannst du deine Verstopfung sogar massiv verschlimmern!

Studie: Keine Ballaststoffe = Keine Verstopfung mehr

In einer bahnbrechenden Studie manipulierten Wissenschaftler die Ballaststoffzufuhr von 63 Patienten mit Verstopfung (Ho und Kollegen, 2012).  Vorher hatten die Forscher verschiedene organische Gründe für die chronische Verstopfung ihrer Patienten ausgeschlossen. Innerhalb weniger Wochen zeigte sich, dass jene Patienten, welche keine Ballaststoffe zu sich nahmen, ihre Stuhlgänge von einem innerhalb von vier Tagen auf einen an jedem Wochentag erhöht hatten, während die Patienten mit einer hohen Ballaststoffzufuhr nur einen Stuhlgang in der Woche berichteten! Eine weitere Gruppe mit reduziertem Ballaststoffgehalt landete im Mittelfeld. 

Die Art der aufgenommenen Ballaststoffe ist entscheidend!

Ballaststoffe sind, entgegen ihrer Namensgebung, eigentlich alles andere als "Ballast". Sie können zwar aufgrund verschiedener Gründe (fehlende Transportproteine und Enzyme) nicht vom menschlichen Verdauungstrakt verwertet werden. Dafür freuen sich unsere immer hungrigen bakteriellen Mitbewohner (die Darmflora bzw. das Mikrobiom) umso mehr über diese Überreste der Verdauung ihres Wirtes. Einige Darmbakterienstämme sind tatsächlich Spezialisten im Verwerten von Ballaststoffen. Bei dieser Verstoffwechselung (Fermentation) entstehen u.a. Gase (Methan, Wasserstoff u.a.) und Endotoxine. 

 

Ballaststoffe haben viele gesundheitliche Vorteile. Über verschiedene Mechanismen, u.a. die Produktion kurzkettiger Fettsäuren im Dickdarm lindern sie bspw. Entzündungen, stärken die Darmbarriere und mindern das Risiko für zahlreiche Erkrankungen von Herzinfarkt bis Darmkrebs.  Weiterhin sind Ballaststoffe als so genannte Präbiotika einer der Haupteinflussfaktoren auf unsere Darmflora und deren Gesunderhaltung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb eine tägliche Aufnahme von 35 Gramm. 

 

Anhand ihrer physiologischen Eigenschaften und der Neigung zur Fermentation durch Mikroorganismen können wir Ballaststoffe in vier Untergruppen aufteilen.

Unlösliche Ballaststoffe

schwer fermentierbar

Lösliche Ballaststoffe

nicht viskös, komplett fermentierbar

Lösliche Ballaststoffe

viskös, fermentierbar

Lösliche Ballaststoffe

viskös, wenig fermentierbar

 Vollkornprodukte

Kleie

Gemüse

Obst

Hülsenfrüchte

Nüsse

Samen

Inulin

Weizendextrin

Oligosaccharide

resistente Stärke

FODMAPs

Hafer

Gerste

Guaran

Quinoa

Reis braun

Karotte

Kürbis

Banane

Papaya

 Flohsamenschalen

Pektin

Acacia senegal

Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten weisen darauf hin, dass vor allem unlösliche Ballaststoffe und komplett fermentierbare lösliche Ballaststoffe über keinen laxativen Effekt verfügen.  Die Erhöhung deines Konsums an Vollkornbrötchen, Nüssen, Leinsamen, Linsen und Salaten hat also kaum Auswirkungen auf deine Verstopfung. Einige dieser Ballaststoffe können deine Verstopfung sogar verschlimmern (McRorie, 2015; Lambeau und Kollegen, 2017).  Aus diesem Grund kamen die Ergebnisse der oben beschriebenen wissenschaftlichen Untersuchung zustande. Die Teilnehmer reduzierten den Anteil problematischer - verstopfender Ballaststoffe.

 

Visköse lösliche Ballaststoffe bilden hingegen eine Art Gel durch die Aufnahme von Flüssigkeit. Sie erleichtern die Darmpassage und werden von den Bakterien der Darmflora nur spärlich fermentiert. Dadurch behalten sie ihren laxativen Effekt und wirken sich extrem positiv auf die Darmtätigkeit aus.  Die Erhöhung der Ballaststoffzufuhr im Rahmen einer Verstopfung sollte deshalb immer über Nahrungsmittel wie Hafer, Quinoa und Karotten, bzw. über spezifische Nahrungsergänzungsmittel wie Flohsamenschalen oder Acacia senegal erfolgen (El-Salhy und Kollegen, 2017). 

 

Entgegen der Werbeaussagen zahlreicher Produkthersteller weisen die oben zitierten Studien explizit darauf hin, dass Ballaststoffe wie Inulin oder FOS keine laxativen Effekte haben und die Darmtätigkeit nicht regulieren! 

Welches Mittel hilft gegen Verstopfung?

Die obige Frage "Was tun gegen Verstopfung?" können wir also recht einfach beantworten.  Wir müssen das Verhältnis unserer Ballaststoffzufuhr überdenken. Hierfür kann es genügen, mehr Hafer und Quinoa zu essen. Andererseits kann es auch notwendig werden, dass du unlösliche und nicht-visköse Ballaststoffe reduzierst. Das kann vor allem dann der Fall sein, wenn du dich in der Vergangenheit von dem Dogma "mehr Ballaststoffe bei Verstopfung" hast anstecken lassen. Fange dann mit der Elimination zusätzlicher Quellen wie Leinsamen, Kleie, oder Samen an und füge später gezielt visköse lösliche Ballaststoffe hinzu. 

 

Nahrungsergänzungsmittel, welche sich zur Behandlung der Verstopfung bewährt haben, sind:

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