Land in Sicht? Neue Medikamente gegen RDS-D, TEIl I

Liebe Leser, vielleicht gibt es für einen großen Teil der Reizdarmpatienten bald einen Grund zur Freude. Obwohl bereits mehrfach nachgewiesen wurde, dass Patienten mit Durchfällen (RDS-D) unter stärkeren Entzündungen leiden, öfter von der so genannten Dünndarmfehlbesiedlung betroffen sind und im Durchschnitt eine stärkere Einschränkung ihrer Lebensqualität beschreiben, wurde gerade diese Gruppe in der Vergangenheit von der pharmazeutischen Forschung vernachlässigt und so warten viele Betroffene geradezu sehnsüchtig, dass sich in diesem Bereich etwas tut. Noch vor einigen Jahren lagen die Hoffnungen vor allem auf einer Medikamentengruppe, zu der u.a. auch Ramosetron gehört, welches in Japan und Indien gegen das durchfalldominierte Reizdarmsyndrom verordnet wird und laut Patientenberichten sehr effektiv ist. Doch nachdem es bei der Verschreibung des verwandten Medikaments Alosetron in den USA zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kam, wurden diese Hoffnungen mehr als gedämpft. Doch nun hat die Zulassungsbehörde in den USA zwei Medikamente mit der Indikation IBS-D (Reizdarm mit Durchfall) durchgewinkt. Wir möchten Ihnen beide Medikamente kurz vorstellen.

 


Eluxadolin - Mittel gegen Durchfall und Krämpfe

Eines der beiden neu zugelassenen Medikamente ist Eluxadolin, ein Opioid- Rezeptor- Modulator. Wenn Sie bei letzterem Begriff gerade an den Wirkstoff Loperamid gedacht haben, dann liegen Sie ganz richtig. Eluxadolin hemmt ebenfalls den Durchfall und lindert bis zu einem gewissen Grad auch Schmerzen. Dabei hat es aber einen entscheidenden Vorteil: Es bindet an verschiedenen Opioid- Rezeptoren und so zeigt es durch seinen Antagonismus am Delta- Rezeptor ein deutlich besseres Nebenwirkungsprofil, d.h. es kommt mit dem Medikament seltener zu Verstopfungen mit der Gefahr von Darmverschluss etc.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Einnahme von Eluxadolin regelmäßig (im Normalfall 2x täglich) erfolgen kann. Bei Loperamid waren sich die Experten zu diesem Thema eher uneinig. Während viele Gastroenterologen meinten, man könne Loperamid ohne Sorge täglich in bedarfsangepassten Mengen über längere Zeiträume einnehmen, verwiesen die Hersteller immer wieder darauf, dass es zu diesen Empfehlungen (über der empfohlenen Höchstdosis und längerfristiger Einnahme) keine Untersuchungen gäbe.

In unserer Beratungspraxis haben wir immer wieder Betroffene, welche sich zwar auf Loperamid verlassen müssen, wenn sie außer Haus gehen oder wichtige Termine haben, während der Einnahmedauer aber über gesteigerte Schmerzen, Blähungen etc. berichten. Eluxadolin mit seinem günstigeren Nebenwirkungsprofil könnte hier eine echte Alternative sein.


Das alles ist aber natürlich noch Zukunftsmusik. Wir haben aber in der Vergangenheit gesehen, dass die Erfahrungen in den USA sich auch sehr stark auf die europäische Zulassungspraxis auswirken. Vielleicht wird das Medikament schon in einiger Zeit auch bei uns verfügbar sein.


Was sagt die Wissenschaft?

Dove und Kollegen (2013) berichten von einer Untersuchung an über 800 RDS-D- Patienten. Die einzelnen Gruppen erhielten täglich Placebo oder Eluxadolin in verschiedenen Wirkstoffmengen über insgesamt 12 Wochen. Als Endpunkt wurden eine Reduktion der Bauchschmerzen um mindestens 30% und eine Stuhlkonsistenz von 3 oder 4 auf der Bristol Stool Scale nach vier Wochen festgelegt.

Mit 100 bzw. 200mg Eluxadolin erreichten deutlich mehr Patienten den Endpunkt (mehr als 2x). Sie zeigten signifikante Verbesserungen bei den Faktoren Stuhlkonsistenz, Stuhldrang, Lebensqualität und globaler Reizdarmscore. Während der Untersuchung traten nur sehr wenige Nebenwirkungen auf, es kam selten zu Verstopfungen.