Gluten oder doch nur FODMAP?

Können Sie sich noch entsinnen? Vor nicht allzu langer Zeit machte das Gerücht die Runde, dass Gluten angeblich keine Rolle bei der diätetischen Behandlung des Reizdarmsyndroms spiele. Die erzielten Erfolge in vorangegangenen Untersuchungen wären lediglich dadurch entstanden, dass die Versuchspersonen durch den Verzicht auf glutenhaltiges Getreide auch eine FODMAP- Gruppe (Fruktane) eliminierten, so viele Journalisten. Wir haben die Inhalte der zugrunde liegenden Studie und vor allen Dingen auch die unzulässigen Schlüsse, die aus deren Ausgang gezogen wurden, >hier< bereits kritisch hinterfragt.


Jetzt bekommen wir Schützenhilfe durch eine neue wissenschaftliche Untersuchung aus dem Iran. Gluten ist und bleibt problematisch für Reizdarm- Patienten.



Eine neue Untersuchung zum Thema Gluten & RDS

Shahbazkhani und Kollegen (2015) widmeten sich der Fragestellung, wie eine glutenfreie Diät die Symptomatik des Reizdarmsyndroms beeinflusst. Weiterhin wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob andere Faktoren (etwa FODMAPs) das Ergebnis verfälschen können.

Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine randomisierte, placebo- kontrollierte Doppelblindstudie. 80 Reizdarmpatienten (nach ROM-III- Kriterien) wurden für sechs Wochen auf eine glutenfreie Diät gesetzt. 72 von 80 Patienten waren bei der Verbesserung ihrer Symptomatik erfolgreich. FODMAPs wurden dabei nicht gezielt reduziert!

Danach wurden die 72 Versuchspersonen per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe A bekam täglich eine Packung (100g) mit einer glutenhaltigen Speise (FODMAP-frei), während Gruppe B ein nicht unterscheidbares Paket (Zutaten Reisstärke, Maisstärke, Glucose) erhielt. Beide Gruppen aßen weitere sechs Wochen "glutenfrei", verzehrten jedoch täglich ihre Zusatznahrung. Ginge die Hypothese auf, dass lediglich FODMAPs für die Beschwerden in den vorangegangenen Untersuchungen verantwortlich waren, dürfte es unter reinem Gluten nicht zu stärkeren Beschwerden kommen, als unter Placebo.


Ergebnis: Nach den 12 Wochen empfand lediglich 1 aus 4 Patienten der Glutengruppe seine Beschwerden als ausreichend kontrolliert. Bei der Glutenfreigruppe waren es mehr als 4 von 5! Eine Woche nach Wiedereinführung von Gluten verschlimmerten sich im Mittel alle Symptome, vor allem aber Blähungen und Bauchschmerzen.


Wir sehen also, dass Gluten sehr wohl auch isoliert zu Beschwerden führen kann. Es benötigt nicht die zusätzliche Variable "FODMAP" um negative Wirkungen zu erzielen.


Die Autoren schließen, dass sehr viele Reizdarmpatienten in Wahrheit glutensensitiv sind. Der Begriff "Reizdarmsyndrom" kann für diese Betroffenen irreführend sein und eine zielgerichtete und effektive Therapie verhindern. Glutensensitivität muss von einer FODMAP- Empfindlichkeit abgegrenzt werden!