SCD-Lebensmittelliste: Welche Nahrungsmittel sind bei der SCD-Diät erlaubt oder verboten?

Über die beinahe wundersamen Wirkungen der Speziellen Kohlenhydratdiät (SCD) bei der Therapie und sogar Heilung chronischer Darmerkrankungen wie des Reizdarmsyndroms, Morbus Crohns oder der Colitis ulcerosa habe ich hier schon oft berichtet. Die SCD-Diät lindert nicht nur nachweislich Entzündungen im Darm und hilft vielen Betroffenen ihre Medikamente und Beschwerden nachhaltig und dauerhaft zu reduzieren (z.B. Burgis et al.,2016Obih et al.,2016Suskind et al,2016). Sie ist zusätzlich neben der Stuhltransplantation (fecal microbiota transplantation, FMT) auch eine der effizientesten Interventionsstrategien zur Darmsanierung, also der Verbesserung des Milieus und Artenreichtums deiner Darmflora (z.B. Suskind et al.,2018; Suskind et al.,2020Walters et al.,2014)! 

 

Du kannst deinem Körper also mit dem Befolgen der SCD-Richtlinien und einer entsprechend gesunden Ernährung einen großen Gefallen tun. Allerdings fällt vielen Patienten der Einstieg in die Spezielle Kohlenhydratdiät schwer, da doch einige Stolperdrähte und Fettnäpfchen zu beachten sind. Die allerwichtigste und am häufigsten gestellte Frage lautet: "Welche Lebensmittel sind bei der SCD erlaubt und welche verboten?" Eigentlich eine ganz simple Frage, auf die es nur eine konkrete Antwort geben sollte, oder? Leider kursieren inzwischen zahlreiche verschiedene Darstellungen im Internet, welche mitunter stark voneinander abweichen. Doch möchtest du in den Genuss einer möglichst starken Verbesserung deiner Bauchschmerzen, Durchfälle, Erschöpfung usw. kommen, solltest du dich möglichst genau an jenes Protokoll halten, welches von der Biochemikerin Elaine Gottschall publiziert wurde. Einzig und allein dieses vielen übermäßig rigide erscheinende Vorgehen garantiert etwa die notwendige Verringerung der Entzündungslast (siehe etwa Suskind et al.,2020).

 

In den folgenden SCD-Lebensmittellisten werde ich dir detailliert erläutern, welche Lebensmittel zu einer korrekten SCD gehören und welche eben nicht. Dabei orientiere ich mich ausschließlich an Elaines Büchern und erweitere die dort dargestellten Übersichten durch ihre Kommentare in Foren und Ausführungen in ihrem Newsletter. 

 

Fangen wir also an! Beginnen möchte ich mit der in "Diät bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa / Breaking the Vicious Cycle" (in deutscher Sprache derzeit leider nur antiquarisch - eine wahre Schande!) abgedruckten Kurzvorstellung der Diät. 

 

Die Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD): Kurzvorstellung erlaubter Lebensmittel

Zulässige Proteine
  • frisches oder tiefgefrorenes, unverarbeitetes Rindfleisch, Lamm, Schweinefleisch, Geflügel, Fisch (einnschließlich Meeresfrüchte)
  • Eier
  • durch den Reifeprozess laktosefreie Käsesorten (v.a. Cheddar, Havarti, Emmentaler, Appenzeller, selbst gemachter Hüttenkäse), selbst gemachter SCD-Joghurt (mind. 24h fermentiert), selbst gemachter Quark
  • Dosenfisch (in Öl oder Wasser)
Zulässige Gemüsesorten und Hülsenfrüchte
  • frisches oder tiefgefrorenes, nicht stärkereiches Gemüse ohne Zusatz von Zucker oder Stärke (v.a. Artischocken, Auberginen, Blumenkohl, Brechbohnen, Brokkoli, Brunnenkresse, Erbsen, grüne Bohnen, Gurken, Grünkohl, Knoblauch, Kohl, Kürbis, Möhren, Paprika, Petersilie, Pilze, Rosenkohl, rote Beete, Rüben, Salat, Sellerie, Spargel, Spinat, Tomaten, Zucchini, Zwiebeln)
  • getrocknete weiße Bohnen und Linsen, Limabohnen 

Erlaubte Früchte

  • frisches, tiefgefrorenes oder getrocknetes Obst (v.a. Apfel, Aprikose, Ananas, Avocado, Banane (reif - mit dunklen Punkten), Beeren, Birnen, Datteln, Grapefruit, Kirschen, Kiwis, Kokosnuss, Kumquat, Limone, Mandarinen, Mangos, Melonen, Nektarinen, Orangen, Papayas, Pfirsiche, Rhabarber, Rosinen, Trauben, Zwetschgen, Zitronen)
Erlaubte Nüsse (bis zum Abklingen des Durchfalls stark eingeschränkt!)
  • ungeröstete Cashews, Esskastanien, Haselnüsse, Mandeln, Paranüsse, Pekannüsse, Walnüsse
  • Erdnussbutter ohne Zusätze
Zulässige Getränke
  • Tomaten- und Gemüsesaft (ausschließlich gesalzen)
  • Apfel-, Trauben-, Ananas-, Orangen- und Grapefruitsaft
  • Milchshakes aus selbst gemachtem Joghurt und Früchten
  • Pfefferminztee
  • schwacher Tee oder sehr schwacher Kaffee (ohne Milch oder Sahne)
Erlaubte Süße
  • Honig
  • erlaubte Früchte und Trockenobst

Voilá! SCD - as basic at it gets: Ein Ernährungskonzept basierend auf viel Gemüse, Obst, qualitativ hochwertigem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, gesunden Fetten (Olivenöl, Leinöl, Butter, Talg von Weiderindern etc.), frischen Kräutern und einigen spezifischen probiotischen Milchprodukten - später auch Hülsenfrüchten und Nüssen. Die jüngeren Leser könnten auf das Studieren dieser Lebensmittelliste zur Speziellen Kohlenhydratdiät wohl am ehesten mit dem Ausruf: "Ach, du meinst die Paleodiät" reagieren. Und tatsächlich sind die Gemeinsamkeiten dieser beiden Ernährungsstrategien deutlich größer als die Unterschiede, die sie voneinander trennen. 

 

So weit, so gut! Allerdings definiert sich eine Diät wie die SCD nicht nur über die erlaubten Lebensmittel, sondern vor allem auch über ihre Verbote. Obwohl dies eine schauderhafte Sichtweise für deinen zukünftigen Lebensstil ist (du solltest dich lieber auf das Entdecken erlaubter Lebensmittel konzentrieren, mit denen du noch nicht experimentiert hast), möchte ich dir natürlich auch jene Nahrungsmittel nicht vorenthalten, welche du im Rahmen der Speziellen Kohlenhydratdiät vermeiden solltest.

 

Die Spezielle Kohlenhydratdiät: Nicht erlaubte oder verbotene Lebensmittel

Nicht erlaubte Proteine
  • verarbeitete Fleischwaren (v.a. Würstchen, Salami, Geflügelwurst, Schinken, Dosenfleisch etc.)
  • paniertes Fleisch oder Fisch
  • Dosenfisch in Soße
  • laktosehaltiger Käse (v.a. Hüttenkäse, Frischkäse, Feta, Gjetost, Greyerzer, Mozzarella, Neufchatel, Prim, Ricotta, Räucherkäse, Schmelzkäse)
  • geräucherte Fleisch- oder Fischwaren (es sei denn, die Räucherung erfolgte ohne jegliche Zusätze)
  • Fleischersatzprodukte (Tofu, Gluten usw.)  
nicht erlaubte Gemüsesorten und Hülsenfrüchte
  • Kartoffeln, Süßkartoffeln, Jamswurzeln, Pastinaken
  • Kohlrabi
  • Weizenkeime
  • Seetang
  • Kichererbsen, Sojabohnen, Mungobohnen
Verbotene Getreide und Pseudogetreide
  • alle Getreide- und Pseudogetreidesorten (v.a. Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Mais, Reis, Hafer, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Baumwollsaat usw.)
  • Stärkearten als Zusatz und Backzutat (z.B. Maisstärke, Kartoffelstärke, Tapiokastärke etc.)
  • alle aus den obigen hergestellten Back- und Teigwaren, Mehle u.v.m.
Verbotene Getränke
  • Milch und Milchpulver
  • im Handel erhältliche Milchprodukte (v.a. Kefir, Buttermilch, saure Sahne, Joghurt usw.)
  • mit Enzymen behandelte Milch
  • Sojamilch und Pflanzendrinks (Ausnahme: Kokos)
  • Instanttee oder -kaffee
  • Kaffeeersatz
Weiterhin verboten sind alle Lebensmittel (z.B. Konserven), welche neben einem erlaubten Bestandteil auch mindestens eine verbotene Zutat (z.B. Stärke oder Zucker enthalten.

Zufrieden? Vermutlich nicht! Inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt, dass nach dem Besprechen solcher grundlegenden Lebensmittellisten mit meinen Klienten tausende Fragen auf mich einprasseln: Was ist mit Alkohol bei der SCD? Darf ich Backtriebmittel verwenden? Wie steht es mit Senf und Ketchup? 

 

Diese Fragen sind natürlich absolut menschlich und verständlich. Bei der SCD handelt es sich um einen neuen Lebensstil für dich und um diesen dauerhaft in deinen Alltag zu integrieren, musst du Strategien entwickeln, wie du dieses Ernährungsprotokoll an deine Vorlieben und Gewohnheiten anpassen kannst. Nicht umgekehrt, denn das geht nach hinten los. Die wichtigste Variable für das Gelingen einer Therapie, besonders aber einer komplexen Ernährungsumstellung ist Geduld und Kontinuität. Der Heilprozess, der durch die SCD in Gang gesetzt wird, kann Monate, bei manchen Betroffenen sogar Jahre dauern. Gib ihr deshalb ausreichend Zeit und sei geduldig mit dir, der Diät und deinem Körper. Dafür solltest du es dir innerhalb der nun abgesteckten Leitlinien so bequem wie möglich machen. 

 

Zu diesem Zweck habe ich ausführlicher SCD-Lebensmittellisten gestaltet, welche aber den Rahmen dieses Blogartikels sprengen würden. Du findest sie deshalb neben anderen nützlichen Ressourcen im druckerfreundlichen PDF-Format auf meiner Download- und Ressourcenseite! 

 

Nun wünsche ich dir erst einmal maximale Erfolge und viel Spaß mit deiner neuen Diät. Möge sie dich genauso aus dem Tal der nervtötenden Durchfälle und quälenden Bauchschmerzen herausführen, wie es mir vor mehr als zehn Jahren vergönnt war! 

 

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