Wie wird der Reizdarm diagnostiziert?

Die Diagnostik eines Reizdarmsyndroms ist letztendlich eine so genannte "Ausschlussdiagnose". Es wird also nicht nach Nachweisen für die eigentliche Krankheit gesucht, sondern es werden systematisch alle möglichen Ursachen, welche die Symptome ebenfalls verursachen könnten, ausgeschlossen.

 

Zuerst müssen die Kriterien für das RDS erfüllt sein, bevor der Arzt sich an die Differenzialdiagnostik machen kann. Nach einer ausführlichen Anamnese und einer grundlegenden Untersuchung folgt also je nach Beschwerden eine gezielte Labor- bzw. apparative Untersuchung.

Welche Krankheiten müssen ausgeschlossen werden?

Durchfall

infektiöse Kolitis (pathogene Keime, Parasiten, Pilze)

Morbus Crohn

Colitis ulcerosa

Zöliakie

Dünndarmfehlbesiedlung

Laktoseunverträglichkeit

Fruktoseunverträglichkeit

mikroskopische Kolitis

chologene Diarrhö

Clostridium difficile

Pankreatitis

Hyperthyreose

Diabetes

neuroendokrine Tumoren

Mastzellüberaktivität
kolorektale Tumore

Nahrungsmittelallergie

Schmerz

Morbus Crohn

Ulkus Krankheit

gastrointestinale Tumoren

mesenteriale Ischämie

Porphyrie

Endometriose

Ovarialtumoren

Dünndarmstenosen

C1-E-I -Mangel

Verstopfung

Medikamentennebenwirkung

Hypothyreose

kolorektale Tumore

chron. Divertikelkrankheit

funkt. oder strukt. Entleerungsstörung


Welche Untersuchungen sind beim Reizdarm sinnvoll?

Zur Orientierung sollte eine Grunddiagnostik im Labor durchgeführt werden:

 

  1. Großes Blutbild
  2. BRG/CRP
  3. Urinstatus

 

Weiterführend sind möglich und evtl. notwendig:

 

  • Serumelektrolyte
  • Pankreas- und Leberenzyme
  • TSH
  • Blutzucker
  • Stuhlmikrobiologie
  • Zöliakie- Antikörper
  • Calprotectin A und Laktoferrin

 

 

Bei Vorliegen von Hinweisen aus Anamnese und Basisdiagnostik sind evtl. folgende apparative Untersuchungen angezeigt:

 

  • Magen-/Dünndarmspiegelung
  • Dickdarmspiegelung
  • H2- Atemtest auf Fruktose-/Laktoseunverträglichkeit
  • H2- Atemtest (Laktulose/Glukose) auf Dünndarmfehlbesiedlung
  • Ultraschall
  • MRT zum Ausschluss bspw. neuroendokriner Tumoren
  • bei Frauen: eingehende gynäkologische Untersuchung

 

 

Zu beachten ist, dass bei recht klarem Krankheitsbild nicht unbedingt alle diagnostischen Stationen durchlaufen werden müssen, auch wenn dies für Reizdarmpatienten typisch ist (Suche nach einer "wirklichen, handfesten Diagnose mit Therapiemöglichkeit").

Untersuchungen wie bspw. eine Darmspiegelung geben den Patienten aber auch die Sicherheit, dass keine schädigenden Krankheiten vorliegen, sondern die Probleme "lediglich" symptomatischer Natur sind.

 

Besonders wichtig ist deshalb eine gute Anamnese (bspw. mit Hilfe eines Symptom- und Ernährungstagebuchs). Ergeben sich daraus Anhaltspunkte auf eine organische Erkrankung kann diese systematisch ausgeschlossen werden.

 

Vielen Patienten fällt es schwer die Diagnose "Reizdarm" wirklich anzunehmen. Es kann hilfreich sein, sich auf die verschiedenen Ursachen zu besinnen. Hilft den Betroffenen einer der zugehörigen Therapieansätze oder kann, wie bei der Dünndarmfehlbesiedlung, sogar eine eigene (Sub-)Diagnose gestellt werden, kann der Patient seine Beschwerden neu definieren, ordnen und natürlich behandeln.

 

Eine "Diagnose" allein anhand der berichteten Symptome oder der Kategorisierung über die Rom- Kriterien ist nicht angemessen und erfüllt keine medizinischen Standards! Alternative Erklärungsansätze mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen müssen immer ausgeschlossen werden!