Inhaltsverzeichnis: Was du in diesem Artikel lernen wirst.
- Warum sich so viele Menschen über Schleim im Stuhl, Schleimabgang beim Pupsen oder Schleim auf dem Toilettenpapier ernsthafte Sorgen machen.
- Dass Schleim im Stuhl eines der häufigsten Symptome des Reizdarms, sogar noch vor Durchfall und Verstopfung ist.
- Warum das Reizdarmsyndrom einst als "schleimige Colitis" bezeichnet wurde.
- Woher der Schleim im Stuhl kommt.
- Ob du dir deshalb Sorgen machen musst.
- Was du unternehmen kannst, um dieses für viele etwas eklige Symptom in den Griff zu bekommen.
Nach einem recht langen Telefonat mit vielen beruhigenden Worten und einer sich daran anschließenden Psychotherapieeinheit, in welcher unter anderem genau dieses Thema und die damit verbundenen Ängste thematisiert worden waren, hatte ich das gute Gefühl, dass ich ihr die meisten ihrer Sorgen nehmen konnte. Doch meine Klientin war eben nur eine unter vielen Tausenden.
Immer wieder erreichen mich die gleichen Fragen per Mail:
- "Woher kommt dieser komische Schleim in meinem Stuhl?"
- "Muss ich mir deshalb Sorgen machen?"
- "Habe ich vielleicht gar keinen Reizdarm, sondern [beliebige bedrohliche gastrointestinale Erkrankung einsetzen]?"
Das ist für mich tatsächlich beängstigend, denn es zeigt mir, dass es mit der Bereitstellung von Informationen über den Reizdarm seitens der Hausärzte, Gastroenterologen, aber auch der Gesundheitsdienstleister im Internet nicht besonders weit her ist.
Schließlich gehört der seltsame Schleim im Stuhl zu den häufigsten Symptomen des Reizdarmsyndroms! Auch, wenn komischerweise niemand darüber spricht ...
Es wird also wirklich Zeit mit einigen Missverständnissen aufzuräumen und über dieses doch sehr verbreitete Symptom des Reizdarms aufzuklären.
Schleim im Stuhl ist eines der häufigsten, wenn auch oft verschwiegenen, Symptome des Reizdarms
Bei der Häufigkeit der erfassten Symptome kam es dann zu einer großen Überraschung für die Wissenschaftler und wahrscheinlich auch für dich: Auf die typischsten Beschwerden des Reizdarms, nämlich Bauchschmerzen und das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung folgte bereits der hier zu besprechende Schleim im Stuhl! Er war also das dritthäufigste Symptom in dieser Stichprobe und dennoch spricht kein Arzt mit dir über dieses Phänomen. Über 55% berichteten demnach über Schleimabgänge mit dem Stuhlgang. Damit schob sich der weißlich bis gelbe Schleim im Stuhl, beim Abgang von Blähungen oder als Rückstand am Toilettenpapier noch vor die eigentlich klassischeren Symptome des Reizdarms wie Durchfall, Verstopfung oder starkes Pressen zum Absetzen von Stuhl.
Das ist auch deshalb verwunderlich, weil die Veränderungen der Stuhlfrequenz und -konsistenz, also Durchfall und Verstopfung, bekanntlich ihren Eingang in die Definitionskriterien für das Reizdarmsyndrom gefunden haben (aktuell die ROM-IV-Kriterien), während der Schleim im Stuhl dort gänzlich unerwähnt blieb! Manchmal diskutiert man in Foren, Ratgebern oder auch im Arztzimmer typische Begleiterscheinungen des Reizdarms wie Appetitlosigkeit, Übelkeit oder depressive Verstimmungen. Aber einmal Hand aufs Herz: Hast du schon einmal mit deinem Arzt oder einem anderen Betroffenen über Schleimabgang gesprochen?
Über die Gründe dieses Missverhältnisses kann ich nur mutmaßen. Vielleicht ist es einfach so, dass der regelmäßige Schleim im Stuhl eben keine Einschränkung des täglichen Lebens und keine Herabsetzung der Lebensqualität mit sich bringt? Welch kleines Übel ist doch etwas Schleim beim Pupsen gegenüber den quälenden kolikartigen Bauchschmerzen oder unvorhersehbaren Durchfallattacken beim Mittagessen mit den Kollegen oder beim Kinobesuch mit der Freundin?
Nichtsdestotrotz scheint allein schon das regelmäßige und häufige Auftreten dieses Schleims Betroffene sehr stark zu verunsichern und trägt bereits dadurch zu Krankheitslast und verminderter Lebensqualität bei. Wir sollten uns also um Aufklärung dieses geheimnisumwobenen Symptoms bemühen!
Es war nicht immer so: Die "schleimige Colitis" und die Anfänge der Reizdarm-Forschung
Woher kommt der Schleim im Stuhl beim Reizdarmsyndrom (RDS)?
Bei jedem Stuhlgang geht prinzipiell etwas von diesem Schleim verloren, allerdings ist die Menge bei gesunden Menschen so gering, dass wir den Mukus mit dem bloßen Auge nicht erkennen könnten.
So weit, so gut. Nun sind der Wissenschaft aber verschiedene Faktoren bekannt, welche zu einem Aufbrechen unserer Darmbarriere und damit zu einer vermehrten Abgabe von Schleim im Stuhl führen. An erster Stelle stehen hierbei bakterielle Infektionen, aber auch weitere entzündliche Prozesse, z.B. im Rahmen der verschobenen Darmflora oder Dysbiose (Sattar & Singh, 2019). Im Ergebnis findet sich ein klarer, oder weiß-trüber bis leicht ins gelbe reichender Schleim im Stuhl bzw. am Toilettenpapier. Das ist natürlich erst einmal keine gute Sache, denn eine gestörte Darmbarriere kann vielerlei Probleme nach sich ziehen. Allerdings kann ich auch erst einmal Entwarnung geben: Beide Faktoren - Mikroentzündungen und bakterielle Infektionen sind typische Merkmale des Reizdarmsyndroms (Cuomo und Kollegen, 2007; Ng und Kollegen, 2018).
Williams und Kollegen (2016) weisen außerdem darauf hin, dass Schleim im Stuhl besonders häufig kurz nach einer Ernährungsumstellung beobachtet werden kann, z.B. wenn der Darm erst lernen muss, mit einer größeren Menge Fett in der Ernährung umzugehen. Dies könnte einen Hinweis darauf geben, warum viele meiner Leser nach diesem Phänomen fragen. Schließlich geht es hier hauptsächlich um Dinge wie die low-FODMAP-Diät, die Spezielle Kohlenhydratdiät usw.
Solltest du dir über Schleim in deinem Stuhl Sorgen machen?
- Treten weitere Alarmsignale wie Blut im Stuhl, nächtliche Durchfälle, Gewichtsverlust oder Fieber hinzu, solltest du dich unbedingt noch einmal bei einem Gastroenterologen vorstellen. Diese Zeichen können auf eine aktive Infektion oder auch eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hinweisen.
- Regelmäßiger Schleim im Stuhl (Ausnahme: kurzfristiger Prozess nach Ernährungsumstellung) deutet auf einen degenerativen Prozess der Darmbarriere hin. Es ist also durchaus möglich, dass du in die nächste Stufe deiner Krankheit Reizdarm gleitest, wenn du jetzt nicht aktiv wirst! Eine gestörte Darmbarriere begünstigt das Übertreten von Mikroorganismen, Proteinen und Endotoxinen in den Organismus. Die möglichen Folgen sind systemische Entzündungen, Autoimmunität, Neuroinflammation und eine dauerhafte Irritation des Immunsystems (evtl. Chronisches Erschöpfungssyndrom oder Mastzellaktivierung).
- Modernste molekularbiologische Abklärung bzgl. Biodiversität und Komposition des Mikrobioms, Entzündungen im Darm, Integrität der Darmbarriere und anderer bedeutender Parameter für die Darmgesundheit!
- Umstellung der Ernährung nach Paleo-AIP, SCD oder GAPS zum Stärken der Darmbarriere, Lindern von Entzündungen und Restaurierung des Mikrobioms!
- Selektives Anfüttern probiotischer, barrierestärkender Darmbakterien mit Beta-Galaktooligosacchariden!
- Glutamin zur Stärkung der Darmbarriere, besonders bei Schleim im Stuhl und postinfektiösen Prozessen!
- Bei entzündlichen Prozessen unter Beteiligung von Mastzellaktivierung, Nahrungsmittelallergien etc. Quercetin!
Alle diese Vorschläge sind übrigens zahlreich in Studien als effektiv und sicher bestätigt worden (siehe dazu auch meine Empfehlungsseite mit Studienhinweisen).
Viel Erfolg und immer schön die Nerven bewahren!
Euer Thomas
Lass uns gemeinsam die Welt verändern!
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