Hilft die Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD) bei einem Reizdarm?

Die Spezielle Kohlenhydratdiät (engl. Specific Carbohydrate Diet, kurz SCD) ist in gewissem Sinne die Urgroßmutter aller Darmdiäten. Erfunden wurde das eigentliche Konzept von Dr. Sidney Haas, einem amerikanischen Kinderarzt. Dr. Haas betreute in den 50ern Kinder mit Zöliakie und hatte festgestellt, dass viele von ihnen trotz glutenfreier Kost keine oder nur langsam Fortschritte machten. Er verwendete daraufhin einen neuen Ansatz, der vollkommen auf stärkehaltige Lebensmittel verzichtete und auch bspw. Laktose eliminierte. Der Ansatz wurde als recht restriktiv empfunden, hatte aber sehr große Erfolge bei der Therapie von Zöliakiepatienten.

 

Viele Jahre später behandelte Dr. Haas die entzündliche Darmerkrankung eines Mädchens. Dieses Mädchen war die Tochter von Elaine Gottschall und erzielte mit der SCD solche Verbesserungen, dass ihre Mutter als Frau im fortgeschrittenen Alter die Universität besuchten und Biochemie studierte, um die Wirkweise der SCD zu verstehen. Sie schrieb ein Skript und veröffentlichte wenige Zeit später das Buch "Breaking the Vicious Cycle" (dt. Diät bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa).

 

 

Viele Patienten von chronisch entzündlichen Darmkrankheiten und dem Reizdarmsyndrom profitierten von der Diät, welche auf der Theorie schwer verdaulicher Kohlenhydrate basiert. Obwohl die SCD damit den Nährboden für die sehr gut belegte FODMAP- Diät bereitete, wird sie heute von der Fachwelt nicht besonders gewürdigt. Doch ein kurzer Blick in die Amazon- Rezensionen zeigt, wie vielen Menschen Elaine Gottschall geholfen hat.

 

Die Spezielle Kohlenhydratdiät erscheint vielen Anwendern restriktiver, da sie gegenüber der FODMAP- Diät auch Reis, Hafer, weitere glutenfreie Getreide und Kartoffeln eliminiert. Sie ist dadurch meistens recht kohlenhydratarm, was vor allem Patienten mit Durchfällen entgegenkommt.

Ein Problem aber ist, dass die SCD aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keine FODMAPs berücksichtigt und somit alle Früchte, Nüsse in großer Menge und auch Honig erlaubt.

 

Wer mit der FODMAP- Diät keine Erfolge erzielt, der sollte versuchen sich einmal an den Prinzipien der Speziellen Kohlenhydratdiät zu orientieren und Lebensmittel mit enormen FODMAP- Anteil zu reduzieren (Äpfel, Birnen, Honig, Nüsse).

 

 

Einige wenige Forschergruppen widmen sich auch aktuell der Speziellen Kohlenhydratdiät. Olendzki und Kollegen (2011) behandelten eine kleine Stichprobe Crohn- und Colitispatienten mittels SCD. Alle Patienten erreichten eine Reduzierung ihrer Symptome und 9 aus 11 konnten ihre Medikamentengaben deutlich verringern. Inzwischen ist auch die Wirkungsweise der SCD erforscht, denn die Wissenschaftler fanden heraus, dass die SCD eine höhere Biodiversität begünstigt (also das Vorhandensein mehr probiotischer Bakterienstämme im Dickdarm).