Mikronährstoffe bei einem Reizdarm? Mehr als nur Hausmittelchen!

Viele Mikronährstoffe haben sich zur Linderung von Reizdarmsymptomen bewährt. Dabei reicht die Bandbreite der eingesetzten Mittel von Anis (krampflösend) bis Zimt (entzündungshemmend).

In dieser Übersicht möchten wir Ihnen allerdings nur Supplemente vorstellen, die sich in klinischen Studien als besonders wertvoll und symptomverbessernd erwiesen haben. Beachten Sie bitte, dass Probiotika unter dem Menüpunkt Darmflora behandelt werden.

 

Für eine bessere Übersichtlichkeit werden die einzelnen Präparate unter ihrer jeweiligen Haupteigenschaft aufgeführt (bspw. krampflösend).

 

Achtung: Kurz noch wenige Worte aus unserer persönlichen Erfahrung. Achten Sie beim Kauf von Mikronährstoffen bitte nicht auf den günstigsten Preis, denn bei den Produkten spielt vor allem die Qualität der einzelnen Wirkstoffgruppen eine große Rolle. Bezahlen Sie lieber ein paar Euro mehr, als dass Sie später von der ausbleibenden Wirkung enttäuscht sind. Zu jeder Kategorie haben wir Produktvorschläge zusammengestellt. Sie können sich aber natürlich auch in Ihrer Apotheke beraten lassen, oder ganz andere Produkte wählen!

 

Entzündunsghemmer

Weihrauchkapseln (Boswelliasäure)

Der wirksame Bestandteil dieser Kapseln sind die so genannten Boswelliasäuren. Sie haben sich in Studien als stark entzündungshemmend und antibakteriell erwiesen. Gerhardt und Kollegen (2001) bescheinigen den Weihrauchkapseln eine vergleichbare Wirkung für Morbus Crohn- Patienten wie der von Mesalazin. Da auch beim Reizdarmsyndrom erwiesenermaßen Mikroentzündungen eine Rolle spielen, kann dieses Supplement einen enormen Nutzen haben. Es eignet sich auch zur natürlichen Beeinflussung der Dünndarmfehlbesiedlung.

Weihrauchkapseln sollten recht hoch dosiert werden, was leider bei einigen Patienten zu Übelkeit und Unwohlsein führt.

 

Fischölkapseln (Omega3- Fettsäuren)

Omega3- Fettsäuren sind einer der bekanntesten Entzündungshemmer überhaupt. Sie bieten einen Schutz vor vielfältigen Erkrankungen. In den westlichen industrialisierten Ländern werden leider viel zu wenig Kaltwasserfisch, Meerespflanzen usw. verzehrt. Fischölkapseln können eine Möglichkeit sein, diesen Mangel auszugleichen.

Die EPIC- Studie (2009) konnte den entzündungshemmenden Effekt anhand der Erkrankung Colitis ulcerosa nachweisen. Befanden sich die Versuchspersonen im oberen Quartil des Omega3- Konsums (sie aßen viel Fisch, oder supplementierten), sank die Wahrscheinlichkeit auf eine CU- Diagnose um bis zu 77%.

Einige Patienten berichten von einem gelegentlichen

"ranzigen" Aufstoßen als Nebenwirkung.

 

Melatonin

Die meisten Menschen wissen nur, dass Melatonin ein Hormon ist, das während des Schlafens gebildet wird. Doch wahrscheinlich wird es neu für Sie sein, dass ein Großteil des wichtigen Hormons im Darmtrakt entsteht und dort Entzündungen reduziert und zusätzlich die Darmschleimhaut repariert.

Diese Eigenschaften rückten es in den Fokus der forschenden Gastroenterologen. So beschäftigen sich u.a. Terry und Kollegen (2009) mit den Wirkungen von Melatonin auf die Colitis ulcerosa. Melatonin scheint dabei eine besonders gute Wirkung auf Schmerzsymptome zu haben.

Melatonin erhalten Sie teilweise rezeptfrei in Ihrer Apotheke.

 

 

Krampflöser (Spasmolytika)

In dieser Kategorie finden sich einige der schon traditionell angewendeten Mittel aus Omas Hausapotheke. Wichtig ist dabei jedoch eine konzentrierte und hoch dosierte Anwendung der Wirkstoffe.

 

Pfefferminzöl

Pfefferminzöl ist das wohl bekannteste Mittel zur Linderung eines überreizten Darms. Neben den krampflösenden Effekten wirkt es auch antimikrobiell und antiviral. Allerdings müssen in einem Produkt mindestens 1,2% ätherisches Öl enthalten sein, um die medizinische Wirkung zu entfalten.

 

 

Hierunter fallen auch alle bekannten Markenprodukte zur Behandlung von akuten Magen- Darm- Beschwerden (bspw. Iberogast etc). Wir sparen uns eine Aufzählung und verweisen Sie an die Apotheke Ihres Vertrauens.

 


Natürliche Antibiotika

Vitamin D

Vitamin D wird von Forschern als das antibiotische Vitamin bezeichnet. Es hindert Darmbakterien an einer Besiedlung des Dünndarms und vor einer Überpopulation (Dysbiose). Weiterhin kann es akute Infektionen therapieren.

Sonnenlicht ist essenziell für die Bildung von Vitamin D. Gerade im Winter und bei längeren Arbeitszeiten sollten aber gerade Darmpatienten supplementieren.

Vitamin D ist unserer Meinung nach eines der wichtigsten Supplemente für Reizdarmpatienten.

 

Vitamin C

Hochdosiertes Vitamin C konnte die Wahrscheinlichkeit an Colitis ulcerosa erkrankt zu sein in der Studie von Sakamoto und Kollegen (2005) um 55% senken. Das Vitamin fungiert als Antioxidant und wird für die Wundheilung benötigt.

 

 


Reparaturstoffe

L- Glutamin

Die Aminosäure L- Glutamin ist ein bedeutender Baustein der Darmbarriere. In Studien zeigte sich die Verringerung einer bereits erhöhten Permeabilität bei regelmäßigen Gaben von L- Glutamin.

L- Glutamin wird neben Ernährungsumstellung und Probiotikagaben als eine der wichtigsten Säulen der Darmsanierung angesehen!

 


Diese Liste ist sicherlich nicht erschöpfend, aber es handelt sich dabei um die am meisten angewendeten und am besten erforschten Produkte. Sollten Sie Fragen zur Anwendung usw. haben, dann können Sie sich gern an uns wenden.

Beachten Sie aber bitte, dass die Mikronährstofftherapie nur eine Säule der Reizdarmtherapie darstellt. Ohne eine entsprechende Ernährungsumstellung bspw. ist der Einsatz von darmregenerierenden Supplementen ein Schuss mit Kanonen auf Spatzen. Ihr Darm wird sich nicht erholen können, so lange ihm immer wieder Reizstoffe (bspw. FODMAPs) zugeführt werden.