Die wirkungsvollsten Medikamente gegen Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe!

Bauchschmerzen und schneidende Bauchkrämpfe gehören neben Stuhlveränderungen wie Durchfall oder Verstopfung zu den Leitsymptomen des Reizdarmsyndroms. Inzwischen gibt es für die Betroffenen aber wirkungsvolle Therapien. Bild: Jutta Rotter/pixelio.de
Bauchschmerzen und schneidende Bauchkrämpfe gehören neben Stuhlveränderungen wie Durchfall oder Verstopfung zu den Leitsymptomen des Reizdarmsyndroms. Inzwischen gibt es für die Betroffenen aber wirkungsvolle Therapien. Bild: Jutta Rotter/pixelio.de

Ja, ich fühle mich tatsächlich schuldig! Meine lieben Leser haben wieder einmal recht behalten. Ich habe einige Subtypen des Reizdarmsyndroms sträflich vernachlässigt. Ich gebe es zu! Das mag daran liegen, dass ich selbst jahrelang unter schwerem Durchfall litt, oder aber daran, dass meine Klienten in der Psychotherapie hauptsächlich über dieses Symptom klagen. Wer weiß das schon so genau. Auf jeden Fall fand ein unbewusster Selektionsprozess statt, welchen ich nun feierlich durchbrechen möchte. Beginnen möchte ich mit Zusammenstellungen der wirkungsvollsten Medikamente für die jeweiligen verbleibenden Hauptsymptome - Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung.

Jedes dieser Symptome ist schon für sich genommen eine wahre Landplage, aber beginnen möchte ich dennoch mit dem verbindenden Element, den Bauchschmerzen nämlich. Die noch recht neuen ROM-IV-Kriterien, also die gängigen Diagnosekriterien für Ärzte und Wissenschaftler, fordern beispielsweise das Vorhandensein von wiederkehrenden Bauchschmerzen in Verbindung mit Stuhlveränderungen (Konsistenz oder Frequenz) oder Defäkation. Der Begriff "abdominal discomfort", wohl am ehesten mit Unwohlsein oder Unbehagen zu umschreiben, wurde zugunsten des Wortes Schmerz ersatzlos gestrichen. Wer einen Reizdarm hat, der hat also per definitionem auch Bauchweh.

Diese Bauchschmerzen können nun mit einem stuhlgangsbezogenem Subtyp einhergehen (Verstopfung, Durchfall oder beide Symptome im Wechsel) oder eben für sich allein stehen, denn viele Wissenschaftler und Praktiker beschreiben einen "Schmerz- und Blähtyp", welcher keine klassischen Stuhlveränderungen zeigt, dessen Beschwerden sich aber mit dem Stuhlgang bessern oder sogar verschlimmern.

 

Viele Betroffene versuchen leider immer noch, diese Beschwerden mit traditionellen Schmerzmitteln zu besänftigen, was nicht nur wenig zielführend und effektiv, sondern auch mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden ist. In meiner heutigen Übersicht möchte ich deshalb die Medikamente vorstellen, welche sich in klinischen Studien als wirkungsvoll gegen Bauchschmerzen im Rahmen des Reizdarmsyndroms herausgestellt haben. Ich folge dabei einem Review von Chen, Ilham und Feng im Fachjournal "Anesthesiology and Pain Medicine" (2017).

 

So lernen Sie hoffentlich sinnvollere Methoden kennen, um den Schmerzkreislauf zu durchbrechen.

 


Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom: Eine Begegnung der anderen Art

Nicht strukturelle Veränderungen sind beim Reizdarm für die quälenden Bauchschmerzen verantwortlich, sondern eine chronische Veränderung der Hirn-Darm-Achse. Darmsensationen werden eher wahrgenommen, die Schmerzschwelle sinkt. Bild:Stefan Heinz/pixelio.de
Nicht strukturelle Veränderungen sind beim Reizdarm für die quälenden Bauchschmerzen verantwortlich, sondern eine chronische Veränderung der Hirn-Darm-Achse. Darmsensationen werden eher wahrgenommen, die Schmerzschwelle sinkt. Bild:Stefan Heinz/pixelio.de

Normalerweise gehen Schmerzen mit strukturellen Veränderungen am entsprechenden Gewebe einher. Doch dies ist beim Reizdarmsyndrom nicht der Fall. Wir finden oft keinerlei Anzeichen für Verletzungen des Gewebes oder für Entzündungsprozesse, welche die Bauchschmerzen erklären könnten (sehr wohl aber finden sich - vor allem bei Patienten, die zusätzlich unter Durchfall leiden - Anhaltspunkte für Mikroentzündungen, bspw. beim hs-CRP-Wert). Heute wissen wir, dass die so genannte "viszerale Hypersensitivität", also die veränderte Wahrnehmung von Darmsensationen und eine herabgesetzte Schmerzschwelle, durch Veränderungen der Hirn-Darm-Achse hervorgerufen wird. Doch was bedeutet das genau? Vereinfachend könnte man sagen, dass die Kommunikation (und zwar bidirektional - also in beide Richtungen) zwischen Gehirn und Darmnervensystem (unseren Darm durchzieht ein dichtes Netz von Nervenzellen) nicht mehr richtig funktioniert. Eben so, wie bei einem Ehepaar, dass nach vielen Jahren des Nebeneinanderherlebens nichts mehr mit sich anzufangen weiß. Diese Kommunikationsstörung hat mehrere Gründe. Unter anderem spielt die pathologische Veränderung des Mikrobioms (der Darmflora) eine Rolle. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Darmbakterien als "Moderatoren" zwischen den beiden Nervensystemen vermitteln. Kommt es zu schwerwiegenden chronischen Veränderungen in deren Zusammensetzung ist die Kommunikation nachhaltig gestört. Stellen Sie sich einmal ein Gespräch zwischen einem Japaner und einem Deutschen vor, welche der jeweils anderen Sprache nicht wirklich mächtig sind. Die ersten Minuten läuft alles prima, doch plötzlich erhält der Dolmetscher einen dringenden Anruf und muss überraschend verschwinden. Egal ob mit Gesten oder holprigem Englisch, die Kommunikation klappt nicht mehr reibungslos und Missverständnisse sind vorprogrammiert! Die Darmflora von Reizdarmpatienten unterscheidet sich in Untersuchungen deutlich von der gesunder Vergleichspersonen. Ihre Artenvielfalt ist viel geringer (75% eines gesunden westlichen Mikrobioms) und einige fermentationsfreudige (gasbildende und endotoxinproduzierende) Bakterienstämme dominieren das geschwächte Ökosystem.

Doch noch weitere Veränderungen tragen zur gestörten Reizwahrnehmung und -weiterleitung bei. So zeigen sich vor allem beim postinfektiösen Reizdarmsyndrom (einer Unterart des Reizdarmsyndroms, welche nach einer akuten Infektion - etwa einer Magen-Darm-Grippe - entsteht) vermehrte und veränderte Darmnervenzellen, welche sich im Sinne der Neuroplastizität neu ausformen und verbinden. Dies ist am ehesten Folge von Entzündungsprozessen, welche durch Mastzellmediatoren und vermehrte Serotoninausschüttung aus enterochromaffinen Zellen hervorgerufen werden. Die akute Infektion aktiviert Immunprozesse. Kommt es zu keiner geeigneten Regulierung, können Mastzellen, Eosinophile etc. dauerhaft aktiviert sein und schütten ihre entzündlichen Mediatoren aus.

 

Die Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom sind also nicht nur Folge einer "Verarbeitungsstörung" des zentralen Nervensystems. Auch die peripheren Neuronen spielen eine zentrale Rolle. Dies verdeutlichen sehr schön Studien, bei denen Anästhektika per Infusion in den Darm eingebracht werden. Andersherum können wir aber auch gesunde Menschen ganz schnell zu Reizdarmpatienten "mutieren", indem wir ihnen rektal Glycerol verabreichen, welches eine Reizung der Darmschleimhaut provoziert. Die Versuchspersonen erleiden dann die für den Reizdarm typische Hypersensitivität. Sie bemerken Gasansammlungen, Muskelkontraktionen etc. deutlich eher und leiden dann unter - richtig, Bauchschmerzen und zwar ohne strukturelle Veränderung.

 

Aufgrund dieser Besonderheiten müssen die Bauchschmerzen im Rahmen des RDS anders behandelt werden, als beispielsweise Zahnschmerzen oder Kopfschmerzen.

 

 

Historischer Überblick: Aspirin, Ibuprofen etc. helfen nicht, sondern schaden!

NSAID wie Aspirin und Ibuprofen werden von vielen Bauchschmerzen-Geplagten verwendet. Doch diese sind nicht nur wenig wirksam, sondern scheinen tatsächlich ein Risikofaktor für den Reizdarm zu sein. Bild: Gerhard Redmann/pixelio.de
NSAID wie Aspirin und Ibuprofen werden von vielen Bauchschmerzen-Geplagten verwendet. Doch diese sind nicht nur wenig wirksam, sondern scheinen tatsächlich ein Risikofaktor für den Reizdarm zu sein. Bild: Gerhard Redmann/pixelio.de

In den Anfangszeiten der Diagnose Reizdarmsyndrom (einheitlich wurde die Erkrankung erst ab 1947 von Ärzten in den USA beschrieben) wurden zur Therapie des Bauchschmerzes sehr häufig Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika eingesetzt. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Pharmaka gehören sicherlich Aspirin und Ibuprofen. Auch heute noch werden diese Medikamente von Ärzten empfohlen, weitaus häufiger ist jedoch die Selbstmedikation durch unwissende Betroffene, denn die Versuchung ist natürlich groß. Jeder kennt die schmerzlindernde Wirkung dieser Medikamente bei Kopfschmerzen und ähnlichen Plagen. Sie sind preisgünstig und ohne Rezept zu haben und in beinahe jeder Haus- oder Reiseapotheke zu finden. Warum also nicht auch die Bauchschmerzen mit diesen Medikamenten dämpfen? Ganz einfach: Zum einen zeigt keine einzige systematische Studie oder wenigstens Fallsammlung eine positive Wirkung dieser Medikamente auf die Symptome des Reizdarmsyndroms. Aber wir haben Daten, welche den langfristigen Konsum von NSAID mit Durchfall und der Entwicklung eines Reizdarmsyndroms in Verbindung bringen. Sie scheinen also eher ein Risikofaktor für unsere Erkrankung zu sein, als die erhoffte Lösung! Zu den ungünstigen Effekten für uns Darmpatienten gehören beispielsweise das Begünstigen einer durchlässigen Darmwand ("Leaky Gut Syndrome"), Schädigungen der Darmmukosa und unter Umständen das Auslösen einer Kolitis. Fazit: Hände weg von diesen Medikamenten für das Reizdarmsyndrom!

 

Ebenfalls eine Tradition bei der Behandlung chronischer Bauchschmerzen haben Opioid-Analgetika (Tramadol, Codein, Morphin etc.) Neben den ohnehin möglichen bedenklichen Langzeitfolgen - Toleranzbildung, Abhängigkeit - können diese Medikamente negative Auwirkungen auf den Gastrointestinaltrakt zeigen, zumeist Übelkeit und Erbrechen, sowie Verstopfung. Weiterhin ist das Induzieren eines so genannten "narcotic bowel syndromes" möglich, was letztendlich noch stärkere Bauchschmerzen verursachen kann.

Auch Benzodiazepine wurden zur Therapie des Reizdarms versuchsweise eingesetzt, sollten aber generell nur phasenweise Verwendung finden, um kognitive Auswirkungen und weitere negative Begleiteffekte auszuschließen.

 

Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt vom Arzt ein Antidepressivum her!

Vor allem Trizyklische Antidepressiva zeigen eine günstige Wirkung auf Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom. Dies hat nichts mit ihrer antidepressiven Wirkung, sondern mit Effekten auf Serotoninrezeptoren zu tun. Bild: Petra Bork/pixelio.de
Vor allem Trizyklische Antidepressiva zeigen eine günstige Wirkung auf Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom. Dies hat nichts mit ihrer antidepressiven Wirkung, sondern mit Effekten auf Serotoninrezeptoren zu tun. Bild: Petra Bork/pixelio.de

Obwohl wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bis zu 94% der Reizdarmbetroffenen zusätzlich unter psychischen Abweichungen wie Angsterleben, depressiven Verstimmungen und somatoformen Störungen leiden, reagieren die Patienten häufig sehr sensibel auf den Rat vom behandelnden Arzt, sich ein Antidepressivum verschreiben zu lassen. Zu groß ist die Angst vor der "Alles-spielt-sich-ja-nur-in-deinem-Kopf-ab-Ecke", was ich nur allzu gut nachvollziehen kann.

Was viele Betroffene des Reizdarms allerdings nicht wissen ist, dass verschiedene Antidepressiva erfolgreich in Studien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms eingesetzt wurden, und zwar weit unter den für die Depression wirksamen Dosierungen! Der schmerzlindernde Effekt war also nicht durch eine Stimmungsaufhellung oder ähnliche Phänomene erzielt worden. Ein Grund für diese beeindruckenden Ergebnisse ist die Wirkung der Antidepressiva auf verschiedene Serotonin- und auch andere Mediatorrezeptoren. Wie schon weiter oben beschrieben, spielt eine Veränderung des Serotoninhaushaltes bzw. der Rezeptorendichte eine große Rolle bei der Pathophysiologie des Reizdarmsyndroms. Es klingt dann rational nachvollziehbar, dass diese Wirkstoffe ein Nutzpotenzial für Bauchschmerzen aufweisen.

 

Nun gibt es bei den Antidepressiva zwei größere Gruppen, welche auch am meisten verordnet werden. Wir unterscheiden dabei zwischen Trizyklischen Antidepressiva (TZA) und Serotonin(-Noradrenalin)Wiederaufnahmehemmern (SS[N]RI). Zur letzten Gruppe gehören Psychopharmaka der neueren Generation. Sie weisen deutlich weniger Nebenwirkungen auf als ihre älteren Geschwister, die TZAs. Unter anderem aus diesem Grund wurden sie intensiv auch für das RDS erforscht. Doch sowohl Fluoxetin, als auch Citalopram und Paroxetin lieferten keine konsistent guten Ergebnisse. Ganz im Gegensatz zum Trizyklischen Antidepressivum Amitryptilin, welches in niedrigen Dosen sehr wohl deutliche Reduzierungen des Bauchschmerzes zeigte. Besonders profitierte der Reizdarmsubtyp mit Durchfall.

 

Halten wir also fest: Niedrig dosierte Trizyklische Antidepressiva sind den üblichen Schmerzmitteln bei der Behandlung des RDS-Bauchschmerzes in soweit überlegen, dass sie tatsächlich eine positive Wirkung erzielen und sich kaum negative Auswirkungen auf die Darmschleimhaut aufzeigen lassen. Allerdings finden sich aufgrund ihrer systemischen Wirkung zahlreiche unangenehme Begleiterscheinungen - vom niedrigen Blutdruck, über Schwindel bis hin zu sexuellen Funktionsstörungen.

 

 

Die neue Generation: Mittel der Wahl zur Behandlung der RDS-Bauchschmerzen nach Subtyp

Nach langer Wartezeit seitens der Patienten stehen nun potente Wirkstoffe in den Startlöchern, um die quälenden Bauchschmerzen ein für alle mal zu beenden. Bild: Martin Gapa/pixelio.de
Nach langer Wartezeit seitens der Patienten stehen nun potente Wirkstoffe in den Startlöchern, um die quälenden Bauchschmerzen ein für alle mal zu beenden. Bild: Martin Gapa/pixelio.de

Was haben wir aus dem bisherigen Überblick über die Genese der Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom und die traditionellen Behandlungsmethoden also gelernt? Um einen möglichst potenten Wirkstoff zur Behandlung des Leidens zu kreieren, muss dieser erstens zielgerichtet wirken. Klassische Schmerzmittel wirken nicht oder kaum, da sie nicht gezielt an Faktoren wirken, welche die Pathogenese des Reizdarms (mit-)bestimmen (z.B. Serotoninrezeptoren). Trizyklische Antidepressiva hingegen wirken aufgrund der Beeinflussung der genannten Rezeptoren, weisen jedoch häufig starke systemische Nebenwirkungen auf, welche eine dauerhafte Therapie stark erschweren können.

 

Was ist also die Lösung für unser Problem? Wir benötigen neue Wirkstoffe. welche sehr wohl auf die Darmrezeptoren einwirken, dabei aber ausschließlich, oder zumindest annähernd ausschließlich, peripher und nicht zentral wirken. Wir möchten lediglich eine Wirkung auf Zellen im Darm.

Seit einigen Jahren gibt es diese Wirkstoffe, welche jeweils für unterschiedliche Subtypen des RDS konzipiert wurden. Viele davon sind in Deutschland noch nicht erhältlich oder befinden sich noch in den Testphasen. Doch zumindest einige der nun vorgestellten Wirkstoffe werden vermutlich ihre Markteinführung noch 2017 erleben dürfen.

 

Die effektivsten Schmerzmittel für den Reizdarm mit Durchfall

Für die Therapie des Reizdarms mit Durchfall haben sich zwei Trends durchgesetzt. Zum einen wird dieser Subtyp mit Serotoninrezeptorantagonisten behandelt. Besonders die Antagonisten des 5-HT3-Rezeptors, welcher im Normalfall Kontraktionen der glatten Muskulatur provoziert, sind bereits erfolgreich zur Behandlung des RDS-D im Einsatz. Dazu gehören die Wirkstoffe:

  • Alosetron (USA)
  • Ramosetron (Japan)
  • Ondansetron (u.a. Deutschland off-label)
  • Granisetron

Besonders Alosetron, der stärkste Wirkstoff dieser Aufzählung, hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Trotz enorm guter Datenlage (das Medikament reduzierte nicht nur Bauchschmerzen, sondern verbesserte auch deutlich den Stuhlgang und -drang, indem es Wasser aus dem Stuhl zog und die Darmpassagezeit verlängerte) wurde es kurze Zeit nach Markteinführung wieder vom US-Markt genommen und nur auf den enormen Druck der Patientengemeinde unter strengeren Bedingungen wieder zugänglich gemacht. Dies lag an Fallbeschreibungen mit starken Nebenwirkungen wie ischämischer Kolitis und schwerer Verstopfung. Zumindest in einigen Fällen wurde das Medikament auch an Patientinnen mit dem Mischtyp ausgegeben.

Ramosetron ist ebenfalls schon mehrere Jahre im ostasiatischen Raum im Einsatz. Bei vergleichbarer Wirkung zeigte es keine schweren Nebenwirkungen und wird von den Patienten dauerhaft eingesetzt. Ondansetron wird in Deutschland als Antiemetikum verordnet und wirkt gegen Übelkeit und Erbrechen. In ersten Studien beim Reizdarmsyndrom sind seine schmerzhemmenden Eigenschaften sehr positiv und die Nebenwirkungen überschaubar.

 

Die zweite Gruppe Wirkstoffe für die Behandlung des Bauchschmerzes bei RDS-D sind die so genannten peripheren Opioide. In Deutshland schon lange geläufig ist der Mü-Rezeptor-Agonist Loperamid, besser bekannt unter dem Markennamen Immodium akut. Das Antidiarrhoikum wirkt peripher im Darm und kann nur schwer die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Es verlangsamt den Stuhltransport und entzieht dem Stuhl überschüssige Flüssigkeit. In Studien an Reizdarmpatienten mit Durchfall zeigte Loperamid positive Wirkungen vor allem auf die Stuhlkonsistenz und -frequenz. Leider geht das Medikament mit häufigen Nebenwirkungen, zumeist Krämpfen, Verstopfung und Übelkeit, einher.

Auf den Wirkungen von Loperamid aufbauend, ist in den USA seit einiger Zeit der Wirkstoff Eluxadolin verfügbar. Neben der Wirkung als Mü-Rezeptor-Agonist veranlasst er auch eine Hemmung des Delta-Rezeptors. Eluxadolin verbindet damit das beste aus beiden Welten: es zeigt eine schmerzlindernde und antidiarrhoische Wirkung, ohne dabei die Nebenwirkungen von Loperamid aufzuweisen. Durch die erfolgreichen Studien beim Reizdarmsyndrom erfolgte eine Zulassung 2017 auch in Europa. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Wirkstoff unter dem Namen Truberzi auch nach Deutschland kommt.

 

 

Die effektivsten Schmerzmittel für den Reizdarm mit Verstopfung

Zur Behandlung der Bauchschmerzen beim Verstopfungstyp hat sich vor allem der Einsatz von Chlorid-Kanal-Aktivatoren bewährt. Der am besten untersuchte Wirkstoff dieser Gruppe ist Lubiproston. Dieser bewirkt eine Sekretion chloridhaltiger Flüssigkeiten, was wiederum dazu führt, dass der Stuhl deutlich weicher wird und die Motilität ansteigt. Mehrere Studien zeigen eine imposante Wirkung auf nahezu alle Symptome des Reizdarms mit Verstopfung. Lubiproston ist, vergleichbar mit den neueren Durchfallmitteln, hauptsächlich im Darm wirksam. Trotz der möglichen Nebenwirkungen (hauptsächlich Übelkeit und Durchfall) zeigte sich in Langzeitstudien eine gute Verträglichkeit und Sicherheit.

Seit 2009 ist das Medikament in der Schweiz zugelassen.

 

Ein zweiter Wirkstoff, Linaclotid, bewirkt ebenfalls eine Sekretion von Chlorid- und Bicarbonationen und hemmt die Absorption von Natrium. Die Motilität wird angeregt und der Stuhl weicher. In den vorliegenden Studien zeigte Linaclotid positive Wirkungen bei der Behandlung des RDS mit Verstopfung. Als typische Nebenwirkung wurde Durchfall beobachtet, was aber von den Patientinnen gut toleriert und "gern" in Kauf genommen wurde.

Ende 2014 wurde der Vertrieb von Linaclotid in Deutschland überraschend eingestellt. Grund waren diesmal nicht überraschende Nebenwirkungen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen und der Hersteller konnten sich nicht auf eine einheitliche Preispolitik einigen.

 

Mastzellen: Ein weiterer vielversprechender Ansatzpunkt

Ebenfalls zu den vielversprechenden neuen Ansätzen zur Behandlung von Bauchschmerzen im Rahmen des Reizdarmsyndroms gehören die so genannten Mastzellstabilisatoren. Aufgrund der vermehrten Dichte von Mastzellnestern bzw. der Überaktivierung der Immunzellen beim Reizdarm, fanden in den letzten Jahren einige klinische Untersuchungen mit diesen Zielzellen statt. Bisher erforscht wurde die Wirkung von Ketotifen und Cromoglicinsäure. Beide Wirkstoffe zeigten sehr gute Auswirkungen auf die globalen Reizdarmbeschwerden und reduzierten signifikant Bauchschmerzen, bei annähernd ausbleibenden Nebenwirkungen. Aufgrund fehlender Studien an anderen Subtypen ist die Gabe der Wirkstoffe bisher nur für Patienten mit Reizdarm und Durchfall zu empfehlen. 

 

 

 

Zusammenfassung: Die besten Medikamente gegen Bauchschmerzen nach Subtyp

Medikamente gegen Bauchschmerzen beim Reizdarm mit Durchfall
 Wirkstoff  geeignet bei und Bemerkungen
Amitryptilin trizyklisches Antidepressivum mit möglichen systemischen Nebenwirkungen, nur niedrige Dosierung nötig; in Deutschland aufgrund umfassender Studien meist unproblematisch vom Gastroenterologen zu bekommen
Loperamid und Eluxadolin Loperamid zeigt vor allem Wirkung gegen den Durchfall, reduzierte bei Langzeiteinnahme in einigen Studien aber auch Bauchschmerzen; einige Nebenwirkungen sind recht häufig (Übelkeit, Bauchkrämpfe); Eluxadolin ist eine Erweiterung und eliminiert die Nebenwirkungen bei stärkerer Schmerzlinderung - Markteinführung in Deutschland vermutlich 2017 (Truberzi)
Ondansetron 5-HT3-Rezeptor-Antagonist; wie seine "Geschwister" Ramosetron und Alosetron, welche schon zur RDS-D-Behandlung zugelassen sind, reduziert der Wirkstoff Bauchschmerzen und Durchfall durch die Einflussnahme auf periphere Serotoninrezeptoren im Darm; zielgerichtet und nebenwirkungsarm; kann in Deutschland off-label verordnet werden
Cromoglicinsäure und Ketotifen Mastzellstabilisatoren; hindern die Immunzellen am Ausschütten entzündlicher Botenstoffe; waren in mehreren Untersuchungen effektiv bei der Linderung von Bauchschmerzen und Durchfall; zielgerichtet und nebenwirkungsarm; off-label bzw. privat; am ehesten bei mastzell- oder allergietypischen Veränderungen (IgE, Histamin, Tryptase usw.)
Medikamente gegen Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom mit Verstopfung
Wirkstoff geeignet bei und Bemerkungen
Lubiproston Chlorid-Kanal-Aktivator; bessert Verstopfung und Bauchschmerzen, Nebenwirkungen vor allem Übelkeit und Durchfälle; Langzeitsicherheit in Studien geprüft; in der Schweiz seit 2009 zugelassen - Handelsname Amitiza
Linaclotid Guanylat-Zyklase-C-Rezeptor-Antagonist; gute Wirksamkeit gegen Verstopfung und Bauchschmerzen; günstiges Nebenwirkungsprofil - möglich: Durchfall; Marktrücknahme in Deutschland 2014 aufgrund von Preispolitik (Markenname Constella), in der Schweiz seit 2013 registriert