Reizdarm-Patienten sind eine Risikogruppe für Vitamin-D-Mangel und somit ernste Folgeschäden!

Gerade eben brachte mir der Lieferdienst ein großes Paket mit Supplementen für die Praxis und den Eigenbedarf. Darunter befanden sich neben vielen antientzündlichen und krampflösenden Substanzen auch einige Dosen hoch-dosiertes Vitamin-D plus Vitamin K2, denn schon vor einigen Jahren las ich sehr vielversprechende Forschungsarbeiten, welche den positiven Einfluss von Vitamin-D auf u.a. die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen schilderten (bspw. zusammengefasst im Review von Mouli und Anantakrishnan, 2014). Auch bei meinen eigenen Klienten mit einem Reizdarmsyndrom konnte ich immer wieder per Laborbefund nachweisen, dass diese unter einem Vitamin-D-Mangel litten.


War das nur ein "Zufallstreffer"?

Leiden vielleicht auch die meisten Nicht-RDSler in den Industrieländern an einem solchen Mangel?


Mit dem Ausgleich des Mangels trat eigentlich auch immer eine Besserung ein. Nur: Dieser positive Effekt ließ sich nicht allein dem Vitamin-D zuschreiben, da ich mit meinen Klienten parallel natürlich auch an anderen Faktoren (Mikrobiom, Mikroentzündungen etc.) arbeitete.


Umso erfreuter war ich, als ich gerade als der Lieferdienst klingelte, über einer neuen Studie zum Thema Reizdarm und Vitamin-D brütete. Im folgenden Blogbeitrag werde ich die zentralen Ergebnisse kurz vorstellen.


Reizdarm-Patienten sind sehr häufig von einem Vitamin-D-Mangel betroffen!

Khayyat und Attar (2015) untersuchten 60 RDS-Patienten (basierend auf ROM-III-Kriterien) und 100 gesunde Kontrollpersonen hinsichtlich des individuellen Vitamin-D-Spiegels.


82% der Reizdarm-Betroffenen litten unter einem Vitamin-D-Mangel, während es in der Kontrollgruppe "nur" 30% waren. Es fand sich ein signifikanter Unterschied für den mittleren Vitamin-D-Spiegel.


Lassen wir uns das noch einmal auf der Zunge zergehen: Mehr als 4 von 5 von einem Reizdarm betroffene Menschen leiden unter einem Vitamin-D-Mangel!


Der ein oder andere mag jetzt vielleicht denken: "Was soll das schon heißen? Wir RDSler leiden aufgrund eingeschränkter Ernährung und mangels normaler Nährstoff-Resorption wahrscheinlich unter vielen Mangelerscheinungen."

Aber dann sollten wir uns noch einmal ganz genau anschauen, was Vitamin-D eigentlich tut.


Vitamin D - ein potentes Prohormon

Die Bezeichnung "Vitamin" ist eigentlich nicht korrekt, denn eher handelt es sich um ein so genanntes Prohormon, welches später in das Hormon Calcitriol umgewandelt wird. Vitamin-D hat eine Vielzahl gesundheitserhaltender Funktionen. Um Sie jedoch nicht mit biochemischen Abhandlungen zu langweilen, möchte ich hier kurz die Folgen eines Vitamin-D-Mangels anführen.


Zuerst widmen wir uns dabei den möglichen Symptomen:


  • Müdigkeit
  • verlangsamtes Denken
  • Depression
  • Schmerzen in Gelenken und Muskeln
  • Schlafstörungen
  • Immunschwäche und oft wiederkehrende Infekte



Diese Auflistung klingt wahrscheinlich für viele von uns schon bedrückend genug, doch damit ist es leider nicht getan. Besteht der Mangel nämlich langfristig, ist er als Risikofaktor für die unterschiedlichsten Störungsbilder zu bewerten:


  • Bluthochdruck
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Metabolisches Syndrom
  • Osteoporose und Verformungen der Wirbelsäule
  • Infektionskrankheiten
  • Asthma
  • Allergien
  • Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Lupus
  • Demenz
  • Parkinson
  • Fibromyalgie
  • verschiedene Krebsarten, v.a. Dickdarmkrebs


Wir kennen nun also den Befund, dass mehr als 4 von 5 Patienten mit RDS an einem Vitamin-D-Mangel leiden. Damit setzen wir uns einem Risiko für die aufgeführten Erkrankungen aus, wobei natürlich zu beachten ist, dass viele weitere Faktoren (bspw. die genetische Prädisposition etc.) eine zentrale Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen.

Dennoch erachte ich es als sinnvoll, den eigenen Vitamin-D-Spiegel hinsichtlich eines Mangels bestimmen zu lassen. Dies ist unkompliziert bei Ihrem Hausarzt oder bei einem Privatlabor möglich!


Helfen Vitamin-D-Gaben auch gegen die RDS-Symptome?

Zuerst einmal sollten Sie prüfen, ob Sie unter den oben geschilderten häufigen Symptomen eines Vitamin-D-Mangels leiden! Die Supplementation eines entsprechenden Produktes kann sich auf diese bei einem nachgewiesenen Mangel nämlich sehr positiv auswirken. Aus meiner eigenen Praxis kenne ich die häufig zu hörende Aussage meiner Klienten, dass Sie teilweise mehr unter den Symptomen eines "Chronic Fatigue Syndromes - CFS" leiden (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche, Antriebslosigkeit), als unter den eigentlichen RDS-Beschwerden (bspw. Durchfall)!


Doch auch wenn dieser Fall auf Sie persönlich nicht zutrifft, kann ein Ausgleich des Vitamin-D-Spiegels mehr als sinnvoll sein. So berufen sich die Forscher der weiter oben angeführten Studie u.a. auf Ergebnisse, welche eine gesteigerte Immunaktivierung, eine Vermehrung von Mastzellen und eine gesteigerte Permeabilität der Darmschleimhaut (Leaky Gut) bei einem Reizdarm nahe legen (Matricon und Kollegen, 2012).

Aufgrund dieser Mechanismen berufen sich die Autoren auf die Möglichkeit des therapeutischen Einsatzes von Vitamin-D für das Reizdarmsyndrom und fordern placebo-kontrollierte Studien.


Wie gleiche ich einen Mangel aus?

Hier helfen verschiedene Strategien:

 

  • Tägliche kurze Sonnenbäder
  • Günstige Ernährung (Lebertran, Lachs, Sardine, Eier, Kalb etc.)
  • Supplemente

 

 


Also setzen Sie sich bitte nicht der Gefahr eines Vitamin-D-Mangels aus, denn ab jetzt gehören Sie zu einer Risikogruppe. Gehen Sie bitte einen sicheren Weg und lassen Sie sich testen, um ernste Folgeschäden zu vermeiden! Und wenn die Forscher recht behalten, dann tun Sie damit sogar Ihren Darmsymptomen einen Gefallen ...