Buchempfehlung: Das FODMAP-Konzept - leichte Küche bei Reizdarm von Carine Buhmann & Caroline Kiss

Die Reduktion fermentierbarer Kohlenhydrate (sog. FODMAPs) ist wissenschaftlichen Studien zufolge eine der effektivsten Methoden, um die lästigen Beschwerden des Reizdarms zu befrieden. Dieses Buch zeigt, dass dies auch Spaß machen kann!
Die Reduktion fermentierbarer Kohlenhydrate (sog. FODMAPs) ist wissenschaftlichen Studien zufolge eine der effektivsten Methoden, um die lästigen Beschwerden des Reizdarms zu befrieden. Dieses Buch zeigt, dass dies auch Spaß machen kann!

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Situation vor sechs oder sieben Jahren, als ich das erste Mal von der Hypothese der FODMAPs hörte. Damals öffneten mir die Ideen der an der Forschung beteiligten Wissenschaftler die Augen, warum viele Anwender der Speziellen Kohlenhydratdiät (SCD) große Erfolge erzielten, während andere kläglich scheiterten. Bereits die SCD wollte durch den Ausschluss bestimmter schwer verdaulicher Kohlenhydrate aus der täglichen Ernährung Fermentation (Gasbildung) und Dysbiose (verändertes mikrobielles Darmmilieu) mindern und Darmerkrankungen erträglicher machen. Doch schnell griffen sich SCD-Praktiker gegenseitig unter die Arme und empfahlen den eher zurückhaltenden Einsatz von bspw. Honig und Früchten, Linsen, blähenden Gemüsesorten und Mandeln. Einige dieser Lebensmittel wurden innerhalb der SCD-Gemeinde sogar in extremen Mengen genutzt (etwa Honig und Mandeln zum Backen) und durch die FODMAP-Theorie erhielt nun alles seinen Sinn.

Zu dieser Zeit gab es noch kein deutschsprachiges Buch auf dem Markt und ich musste mich erst mit der Forschungsliteratur auseinandersetzen und gestaltete quasi meinen eigenen low-FODMAP-Ernährungsplan, indem ich die SCD einfach mit der FODMAP-Reduktion verband, was mir und vielen meiner Klienten und Mitstreiter gute Erfolge bescherte. Später kamen noch die (englischsprachigen) Bücher von Patsy Catsos und natürlich Sue Shepherd hinzu, doch irgendwie fehlte mir immer ein Leitfaden, welchen ich interessierten Neulingen empfehlen konnte. Er sollte praxisnah sein und leckere Rezepte bieten, welche auch noch einfach sein sollten. Und vor allem sollte er auch noch an den deutschen Markt angepasst sein, denn natürlich essen US-Amerikaner deutlich anders als wir.

Inzwischen gibt es zum Glück einige Bücher zum Thema FODMAPs und ein ganz besonders schönes und nützliches liefern die beiden Autorinnen Carine Buhmann und Caroline Kiss. Mit einem solchen Buch, den wunderschönen Fotos und den bewusst einfach gehaltenen Theorieteilen macht der Einstieg in eine solche Ernährung gleich doppelt Spaß.

 

Ich persönlich wünschte mir, dass es dieses Buch schon vor einigen Jahren gegeben hätte. Aber zumindest profitieren ich und meine Familie auch heute noch von den tollen Rezepten. Ananascake mit Zitronenmelisse, mhhh.

 


Was macht dieses Buch besonders?

Den beiden Autorinnen ist meiner Meinung nach im Theorieteil etwas ganz besonders gut gelungen. Denn obwohl beide absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet sind, Carine Buhmann ist Diplom-Gesundheitsberaterin für Ernährung mit Schwerpunkt Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Caroline Kiss hat einen Doktortitel in klinischer Ernährung und leitet die Ernährungsberatung des Unispitals in Basel, haben sie es geschafft, die komplexen Sachverhalte hinter dem FODMAP-Konzept auf das wesentliche herunterzubrechen. Das ist etwas, was mir oft nicht gelingt und ich ziehe meinen Hut vor den beiden. Die LeserInnen werden gerade am Anfang ihrer aufgregenden Reise nicht überfordert und bekommen grundlegende Dinge zum Thema Ernährung und Verdauung erklärt. Auch dies ist mir sehr positiv aufgefallen, denn es geht den Autorinnen nicht nur darum, FODMAP-reduziert, sondern FODMAP-reduziert UND gesund zu essen. Es wird u.a. auch besprochen, wie oft man essen sollte oder wie eine gesunde Mahlzeit zusammengestellt wird. Schließlich geht es natürlich auch in die FODMAP-Theorie, welche ebenfalls gut verständlich und übersichtlich abgehandelt wird. Abschnitte mit häufig auftretenden Fragen ("Darf ich in der Eliminationsphase zu besonderen Anlässen eine Ausnahme machen?") ergänzen die einzelnen Kapitel.

 

Für die ersten beiden Wochen der Diät findet sich im Buch ein exemplarischer Mahlzeitenplan. Toll ist, dass dieser in zwei Versionen, omnivor und vegetarisch, vorliegt, denn immer wieder schreiben mir LeserInnen, dass ihnen als VegetarierInnen besonders schwer falle. So verbreitet wie diese Ernährungsform aus ethischen und gesundheitlichen Gründen heute ist, sollte dies endlich zum Standard in Ernährungsratgebern gemacht werden!

 

Das Glanzstück dieses wunscherschön gestalteten Buches, welches sich nicht hinter anderen hochwertigen "normalen" Kochbüchern verstecken muss, ist aber ganz sicherlich der Rezeptteil. Sage und schreibe 170 FODMAP-reduzierte Rezepte wurden hier zusammengestellt und mit tollen Fotos in Szene gesetzt, welche einem das Wasser im Munde zusammenfließen lassen. Damit gehört auch endlich die Klage "Ich weiß einfach nicht, was ich zum Frühstück essen soll" der Vergangenheit an: Crepes, Müsli, Smoothie, Rösti, Porrigde - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch tolle Backrezepte finden sich. Generell kann man sagen, dass die einzelnen Mahlzeiten von schnell und simpel (für die tägliche Zubereitung) bis raffiniert reichen. Genial finde ich auch die Ideen für unterwegs bzw. auf der Arbeit (Sandwich, Salate usw).

Die einzelnen Rezepte werden anhand ihrer Farbe kategorisiert (grün=geringer FODMAP-Gehalt und orange=mittlerer FODMAP-Gehalt), so dass man sehr gut die Übersicht behält und auch in der Provokations- und Austestphase recht sicher ist.

 

Am Ende findet sich natürlich auch eine Übersicht mit FODMAP-armen und -reichen Lebensmitteln.

 

Ich kann es nicht anders zusammenfassen: Dieses Buch ist wirklich super gelungen und gehört in jede Küche eines RDS-Betroffenen oder -Angehörigen! Und nicht vergessen die Brownies und den Ananascake zu probieren. ;)