Wer profitiert am meisten von einer low-FODMAP-Ernährung?

Die low-FODMAP-Diet hilft besonders bei einem Reizdarm mit Durchfall und Verstopfung und einer Fruktosemalabsorption
Bild: Bernd Wachtmeister via pixelio.de

Die low-FODMAP-Diät wird inzwischen von vielen Gastroenterologen und Ernährungsberatern als Standardempfehlung bei einem Reizdarmsyndrom gesehen. Das ist auch verständlich, denn die FODMAP-Reduktion ist der "einzige wissenschaftlich-fundierte Ernährungsansatz beim Reizdarmsyndrom" (Studien zur SCD gibt es hauptsächlich bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa; Untersuchungen zum Fast-Tract-Programm laufen aktuell) und seit der Jahrtausendwende wurde viel geforscht bzw. wurden viele praktische Erfahrungen gesammelt. Doch trotz dieser Lobgesänge gibt es auch Schattenseiten: So zeigte bspw. ein schwedisches Forscherteam, dass die low-FODMAP-Diät in ihrer Untersuchung den klassischen Ernährungsrichtlinien bei RDS (regelmäßige, leichte Mahlzeiten, gut kauen ...), welche man auch salopp als Esshygiene bezeichnen könnte, nicht überlegen war. Und auch in einer neueren Untersuchung schnitt die low-FODMAP-Diät eher durchschnittlich ab. Obwohl alle Teilnehmer ihre Beschwerden lindern konnten (an hohe Placeboeffekte beim Reizdarm denken!), konnten nur 31% als Responder vermerkt werden (sprich: berichteten eine Symptomreduktion um 50 Punkte bei einem Maximalscore von 500).

 

Wie kommt es zu dieser klaffenden Lücke zwischen eher moderaten Effekten in Studien und teils ganz außergewöhnlichen Erfolgsgeschichten in Foren etc? Gibt es vielleicht einen "Modellbetroffenen", welcher von dieser Reizdarm-Ernährung am meisten profitiert, während andere Patienten eher leer ausgehen?

 

Dieser Frage widmete sich eine Forschergruppe aus Großbritannien.

 


Wer profitiert von einer low-FODMAP-Diät?

 

Anna Cox und ihre Forscherkollegen präsentierten ihre spannenden Daten auf dem jährlichen Kongress der Gastroenterologischen Gesellschaft Großbritanniens. Die Wissenschaftler setzten 228 Patienten mit dem Reizdarmsyndrom auf eine strenge low-FODMAP-Diät. Zu Beginn und nach durchschnittlich zwei Monaten wurden die Symptomscores neu bestimmt. Alle Patienten wurden einem der Subtypen zugeordnet und außerdem einem Laktose- und Fruktoseatemtest unterzogen. Die Ergebnisse der letzteren wurden vor den Patienten geheim gehalten, um das Ergebnis nicht zu beeinflussen.

 

Zentrale Ergebnisse

 

  • 36% positiv auf Laktose, 35% positiv auf Fruktose, 17% positiv auf Laktose und Fruktose

 

  • alle Patienten erzielten Verbesserungen ihrer Symptomscores (durchschnittlich -36 Pkt.)

 

  • nur 31% galten als Responder (Reduktion des Scores um mindestens 50 Pkt.)

 

  • der "klassische" Reizdarmsubtyp (Verstopfung und Durchfall im Wechsel, blähdominant) profitierte mit Abstand am meisten (mittlere Reduktion im Responderbereich [-56]), während Patienten mit Durchfall (-37) und Verstopfung (-29) als alleiniges dominantes Symptom eher marginale Verbesserungen erzielten

 

  • Patienten mit einem positiven Fruktoseatemtest profitierten stärker (-47) als Betroffene ohne positiven Test (-33). Dabei gab es keinen solchen Zusammenhang für Laktose.

 

  • Eine weitere Korrelation bestand zwischen dem berichteten Schweregrad und der Effektivität.

 

Die Überschrift des Artikels lautete übrigens "Fructose-Malabsorption and IBS-subtype predict response to low-FODMAP-diet". Mein erster Gedanke beim Lesen derselben war: Natürlich profitieren Betroffene mit einer Fruktose-Malabsorption (FM) von einer Reduktion der FODMAPs, denn eine deutliche Verminderung der Fruktosemenge ist ja ein bedeutender Teil des Konzepts. Allerdings war ich dann doch sehr überrascht, dass nicht der selbe Zusammenhang für Laktose, also Milchzucker, berichtet werden konnte, denn auch dieses fermentierbare Kohlenhydrat wird während der Kostumstellung stark reduziert. Eigentlich ist dies sogar mehr als beim Fruchtzucker der Fall, denn während man letzteren nur reduzieren kann, meidet man die Laktose anfangs vollständig. Die Fruktosemalabsorption scheint also ein zentraler Bestandteil oder eher ein Indikator für die allgemeine FODMAP-Verträglichkeit zu sein.

 

Bei der Analyse der Subtypen war ich hingegen weniger überrascht, denn die Ergebnisse bestätigten meine persönlichen Erfahrungen mit Leserzuschriften und an meinen Klienten. Generell scheinen besonders die klassischen Reizdarmfälle (falls es so etwas wie "klassisch" bei unserer Erkrankung überhaupt gibt) von einer FODMAP-Reduktion zu profitieren, insbesondere wenn sie unter starken Blähungen leiden, oder berichten sie könnten nichts gesundes essen bzw. vertragen.

Mit den Durchfallpatienten ist meiner Meinung nach eine weitere Ballaststoff- und Kohlenhydratreduktion nötig. Oft führt eine Verknüpfung aus SCD oder Steinzeiternährung mit dem low-FODMAP-Prinzip zum Erfolg. Grundsätzlich muss man natürlich sagen, dass eine FODMAP-Diät sehr viele Variablen offen lässt, welche beim Reizdarmsyndrom eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen: Dazu gehören u.a. Ballaststoffgehalt, Fettmenge, Mahlzeitenfrequenz, Nährstoffdichte, Zuckeranteil usw.

 

Die Untersuchung von Cox und Kollegen war sehr interessant, um einen kleinen Teil des Ernährungsansatzes etwas näher zu beleuchten, doch es kommt auf weitere Spezifika an, um die oben genannten Variablen wenigstens etwas standardisieren zu können. Bis dahin lohnt sich definitiv die Zusammenarbeit mit einem versierten und erfahrenen Ernährungsmediziner bzw. -berater.