Ramosetron wirkt auch bei Frauen mit Durchfall!

Ramosetron ist ein Serotonin-Rezeptorantagonist und hilft bei Reizdarm mit Durchfall.

In unserem Artikel zu Pathomechanismen und Behandlung des durchfallbetonten Reizdarmsyndroms sind wir u.a. auf die medikamentösen Möglichkeiten das enternische Nervensystem zu beeinflussen eingegangen. Zu diesem Zweck werden heute hauptsächlich sog. Serotonin-Rezeptorantagonisten eingesetzt. Diese Wirkstoffgruppe hemmt aktiv das Erbrechen und wird aus diesem Grund u.a. in der Begleitung einer Chemotherapie eingesetzt. Außerdem verlangsamen die Medikamente den Transport des Stuhls, verlängern somit die Transitzeit und dem Stuhl kann mehr Wasser entzogen werden. Ein beschleunigter Transit ist einer der Hauptmechanismen bei RDS-D.

 


Aus dem letzten genannten Grund ist verständlich, warum die Medikamente früh auch für die Behandlung des Reizdarms mit Durchfall interessant wurden. Inzwischen sind mit Ramosetron in Japan, Indien und einigen anderen asiatischen Staaten und Alosetron in den USA zwei Vertreter zur Behandlung des RDS-D zugelassen. In den deutschsprachigen Ländern wird manchmal das ebenfalls verwandte Ondansetron "off-label" von den Ärzten eingesetzt. Einige Patienten berichteten von einer guten Wirksamkeit. 

 

 

Was ist das Besondere an dieser neuen Generation von Medikamenten?

 

Mit den Setronen steht nun eine Wirkstoffgruppe bereit, welche sehr effektiv ist und vor allem langfristig eingesetzt werden kann. Da es mit dem standardmäßig eingesetzten Antidiarrhoikum Loperamid unseren Lesern nach mit der Zeit häufig zu Problemen wie Toleranzbildung und damit verbundener Dosiserhöhung mit starken Nebenwirkungen kommt und bei einigen das Mittel leider gar nicht erst wirkt, scheinen die neueren Medikamente eine gute Alternative zu sein. Bedenken sollte man auch, dass obwohl viele Hausärzte die Langzeiteinnahme von Loperamid empfehlen und auch Sätze wie "Sie können die Dosis bedenkenlos ihren Symptomen anpassen" fallen, viele Wissenschaftler und Fachgesellschaften eben jene Langzeiteinnahme ablehnen, da keine qualitativ-hochwertigen Studien über deren Konsequenzen und Sicherheit vorliegen. Ebenso verhält es sich mit Einnahmen oberhalb der empfohlenen Tagesdosis von 16mg.  

 

Unerwünschte Nebenwirkungen

 

Alosetron geriet in die Schlagzeilen, da es zu einigen schwerwiegenden Nebenwirkungen (Ischämische Colitis in 0,1% der Anwenderinnen) kam. Die Ischämische Kolitis kann u.a. dazu führen, dass ein Darmabschnitt chirurgisch entfernt werden muss. Das Medikament wurde infolgedessen vom Markt genommen und später auf Druck der Patientinnen wieder unter speziellen Sicherheitsvorgaben freigegeben.

Die bisherigen Studien zeigen ein ungleich besseres Nebenwirkungsprofil für Ramosetron. Die mit Abstand häufigste (zu erwartende) Nebenwirkung ist Verstopfung (ca. jeder fünfte Anwender). Es kam bisher zu keinen ernsthaften Nebenwirkungen vergleichbar denen von Alosetron.

 

 

Alosetron für Frauen und Ramosetron für Männer?

 

Interessant ist der Fakt, dass Alosetron für Frauen mit RDS-D zugelassen wurde, während dies bei Ramosetron für Männer der Fall war. Allerdings lag dies weniger an einer tatsächlich nicht vorhandenen Wirkung für das jeweils andere Geschlecht. Bei Alosetron waren die ersten Studienergebnisse an Männern inkonsistent, so dass man auf die Durchführung weiterer Untersuchungen erst einmal verzichtete und später nur verwertbare Daten für Frauen hatte.

Ganz ähnlich verhielt sich das beim Ramosetron, nur umgekehrt. Die Wissenschaftler bügeln diesen Makel aber gerade konsequent aus.

 

Anfang des Jahres 2016 berichteten Fukudo und Kollegen über eine Langzeitstudie an 151 Frauen mit durchfallbetontem Reizdarmsyndrom. Die Patientinnen erhielten über 52 Wochen jeweils 2,5 Mikrogramm Ramosetron, bei Nichtansprechen 5 Mikrogramm.

Es kam in dem gesamten Jahr zu keinen ernsthaften Nebenwirkungen (vor allem auch keiner Ischämischen Colitis). Allerdings "litten" insgesamt knapp 20% der Teilnehmerinnen an Durchfall.

Der Gesamtsymptomscore, die Stuhlkonsistenz, Bauchschmerzen und die Lebensqualität verbesserten sich deutlich.

Die Autoren schließen, dass die Langzeiteffektivität und vor allem -sicherheit von Ramosetron auch für Frauen mit RDS-D gegeben sei, obwohl die Nebenwirkung Verstopfung bei ihnen häufiger aufzutreten scheint, als bei Männern.

 

 

Hoffnung auch für deutsche Betroffene?

 

Aufgrund der positiven Erfahrungen in Japan scheint es möglich, dass die Zulassung von Ramosetron auch in Deutschland erwogen werden könnte. Dann stünde den Betroffenen ein relativ sicheres und vor allem effektives Dauermedikament zur Verfügung, um ihre Beschwerden aktiv zu managen. Auch den Frauen unter uns. ;)