Reine Männersache Teil II: Erektile Dysfunktion und Reizdarmsyndrom

Mit dem Reizdarm hängen auch sexuelle Dysfunktionen bzw. Störungen zusammen, u.a. vorzeitiger Samenerguss (PED) und Erektile Dysfunktion (ED).
Bild: Wolfgang Dirschl via pixelio.de

In unserem ersten Artikel über Männergesundheit im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom berichteten wir, dass die Betroffenen auch nach Korrektur für Begleiterkrankungen übermäßig häufig über Premature Ejaculation (also den frühzeitigen Samenerguss) klagen.

Nach der Veröffentlichung ließ sich ein sehr interessantes Phänomen beobachten, denn der Artikel wurde von unserer Leserschaft "links liegen gelassen". Es gab weder Kommentare in den Sozialen Netzwerken noch Leserbriefe. Hatte die angesprochene Studie kein Interesse geweckt?

Demgegenüber stand aber die recht hohe und beständige Zahl an Zugriffen, so dass wir vermuten müssen, dass es sich einfach um ein zu sensibles Thema handelt. Dies wird bei dem heutigen Beitrag wohl nicht viel anders werden. Denn neben dem frühzeitigen Samenerguss ist mit einem Reizdarm auch das Risiko an einer erektilen Dysfunktion zu leiden stark erhöht.

 

Wir stellen hier die relevanten Untersuchungen vor. Keine Sorge: Es wird auch einen "Reine-Frauen"-Sache Part geben.

 


Männer mit einem Reizdarm leiden 3x häufiger an erektiler Dysfunktion

Im Jahr 2013 publizierten Chao und Kollegen eine Forschungsarbeit, in welcher die Wissenschaftler über 17.500 männliche Reizdarmbetroffene mit 70.000 gesunden Kontrollpersonen verglichen. Patienten mit einem RDS, welche zusätzlich unter einer erektilen Dysfunktion litten wurden aus der Analyse ausgeschlossen.

Die Probanden wurden vom Tag der Analyse bis ins Jahr 2010 überwacht. Die Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine erektile Dysfunktion zu entwickeln war in der RDS-Gruppe dreimal höher als in der Kontrollgruppe (30 vs 10 per 10.000 Personenjahren). Das Risiko erhöhte sich in beiden Gruppen weiterhin durch steigendes Lebensalter und andere Begleiterkrankungen (vor allem Depressionen).

 

 

Oft steckt die Psyche dahinter ...

 

Hsu und Kollegen (2015) gingen mit ihren Daten ganz ähnlich vor und verglichen wiederum über 15.000 Männer mit Reizdarmsyndrom mit einer Kontrollgruppe aus ca. 60.000 gesunden männlichen Vergleichspersonen. In dieser Analyse wurde allerdings auf die Ursache der erektilen Dysfunktion fokussiert. Erst einmal stellten die Forscher erneut fest, dass das Risiko für eine erektile Dysfunktion auch für Männer unter 49 Jahren mit einem Reizdarmsyndrom erhöht ist. Beide Erklärungsmuster (organisch vs. psychisch) trugen zur Entstehung des Phänomens bei, wobei die psychischen Ursachen leicht in der Menge überwogen.

 

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ärzte hierüber Gesprächsbereitschaft signalisieren sollten und vor allem auch die Möglichkeit psychischer Ursachen im Auge haben sollten (Angst, Depressionen) etc.

 

 

Sex, Potenz und Lebenszufriedenheit

 

Wie bereits beim frühzeitigen Samenerguss können wir Sie nur bitten, sich vertrauensvoll an Ihren Arzt oder Psychologen zu wenden, denn es gibt inzwischen viele medikamentöse und psychotherapeutische Hilfen, um Ihr Sexualleben wieder in den Griff zu bekommen. Die Last, welche gerade junge Männer mit sexuellen Störungen tragen (auch bzgl. Selbstbild etc.) ist enorm.

 

Denken Sie immer daran, dass diese Spannungen weiter zu Stress, Ängstlichkeit etc. beitragen und damit den Teufelskreis RDS noch weiter anheizen.

 

Ihr Thomas Struppe