Erfahrungsbericht: Beschwerdefreiheit nach knapp acht grauenvollen Jahren mit dem Reizdarmsyndrom

Therapie des Reizdarmsyndroms bei Thomas Struppe
Das Reizdarmsyndrom kann durch ganzheitliche, evidenz-basierte Methoden tatsächlich stark gelindert werden. Heute geben wir Ihnen einen knappen Einblick aus Sicht einer Klientin. Bild: Franzi H. via pixelio.de

Anhand meines Mailaccounts kann ich abschätzen, wie viele Menschen sich für meinen Therapieansatz zur Behandlung des Reizdarmsyndroms interessieren. Hier auf dem Blog haben sich zwar schon einige grundlegende Artikel versammelt, doch vielen unserer Leser fehlt der logische nächste Schritt: Die Integration der Erkenntnisse in ein stimmiges Therapiekonzept bzw. ein klinisches Manual. Doch genau hier liegt beim so genannten Reizdarmsyndrom ein riesiges Problem, denn kein Betroffener gleicht dem anderen. Schauen wir uns exemplarisch einige Faktoren an, die einem chronischen RDS-D, also der Variante mit regelmäßigen Durchfällen oder weichen Stuhlgängen, zugrunde liegen können (nicht müssen). Wir haben dort natürlich die Dünndarmfehlbesiedlung (bis zu 80% der Fälle), die IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien (annähernd ein Drittel der Fälle), das Gallensäureverlustsyndrom (ebenfalls bis zu einem Drittel der Fälle), Immunaktivierung mit Veränderungen der Mastzellfunktion und Serotoninproduktion (größter Teil), Fermentationsprozesse (FODMAP, Ballaststoffe), die Pankreasschwäche und zusätzlich die enge Verbindung zur Psyche (Hirn-Darm-Achse als bedeutendster Pathomechanismus) bzw. die Überschneidung mit Angststörungen, Depressionen und somatoformen Störungen (bis zu 98% der Patienten zeigen psychiatrische Symptome und dabei ist egal, was Huhn und was Ei ist, denn Angsterleben verändert das Mikrobiom und nimmt Einfluss auf die Stressachse, so dass ein "Teufelskreislauf" entsteht). Aus diesem Grund ist ein übergestülptes Manual eigentlich unvereinbar mit einer guten Therapie, denn natürlich ist es zielführend so individuell wie möglich auf die Beschwerden der einzelnen Patienten einzugehen. Was passiert, wenn man Therapieempfehlungen für eine solch heterogene Erkrankung wie das Reizdarmsyndrom verallgemeinert, sahen wir deutlich an der lange gängigen Empfehlung der Ärzte: Ballaststoffe hoch um jeden Preis und ansonsten hat Ernährung keinen Einfluss auf die Beschwerden. Dumm nur, dass einige Jahre später Meta-Analysen zeigten, dass Ballaststoffe kaum Wirkung zeigen und bei RDS-D die Beschwerden sogar verstärken können und dass heute diätetische Maßnahmen sozusagen an erster Front bei der Behandlung der Störung stehen (siehe Forschung zu low-FODMAP etc.)

 

Um dem Wunsch meiner Leser dennoch zu entsprechen, möchte ich hier eine kurze Zusammenfassung einer Klientin posten. Bitte denken Sie daran, dass diese Übersicht meines Vorgehens eng an die Bedürfnisse eben genau dieser Patientin angepasst war und sich somit nicht automatisch übertragen lässt. Dies gilt auch bei ähnlichen Beschwerden.

 

Jetzt aber genug der Vorrede.

 

[Enter Jennifer]


Acht Jahre Horrorshow

Studien zufolge ist die Lebensqualität beim Reizdarmsyndrom stärker herabgesetzt als bei anderen vergleichbaren Erkrankungen. Dies geht so weit, dass immerhin jeder dritte Patient schon einmal über Suizid nachgedacht hat. Bild: Jorma Bork via pixelio.de
Studien zufolge ist die Lebensqualität beim Reizdarmsyndrom stärker herabgesetzt als bei anderen vergleichbaren Erkrankungen. Dies geht so weit, dass immerhin jeder dritte Patient schon einmal über Suizid nachgedacht hat. Bild: Jorma Bork via pixelio.de

Ich will ganz ehrlich sein: Als ich das erste Mal Kontakt mit Thomas aufnahm, hatte ich nicht viel Hoffnung, dass er mir irgendwie helfen könnte (Nichts für ungut, Thomas!). In einer Facebook-Gruppe hatten einige Leute ihn immer mal wieder positiv erwähnt und seine Artikel geteilt. Die dort beschriebenen Hintergründe klangen auch ziemlich ansprechend und gut recherchiert, wenn auch vielleicht manchmal etwas trocken. (Na kommt schon, ich weiß, dass es euch genauso geht, grins) Doch so war es mir auch schon vorher oft ergangen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits acht verfluchte Jahre (und damit viel zu viel Zeit) mit meinen täglichen Begleitern Durchfall, Bauchkrämpfen, Erschöpfung, Müdigkeit und Angstzuständen verbracht. In dieser langen Phase habe ich eigentlich nach jedem Strohhalm gegriffen, vom spirituellen Heilen über hunderte von Kilometern über Akupunktur und chinesische Tees bis hin zu verschiedenen Gastroenterologen und einer Uniklinik. Das erste zentrale Ergebnis dieser Bemühungen: Nichts half wirklich langfristig und die Symptome wurden über die Jahre eigentlich immer schlimmer. Ein zweites zentrales Ergebnis: Meine Geldbörse (und vor allen Dingen die meiner Mutter) wurde immer schmaler, denn viele Naturärzte und Heilpraktiker verlangten ein hohes Honorar und ließen noch teurere Tests durchführen. Einige Zutaten der chinesischen Tees schienen, am Preis gemessen, direkt von Shaolin-Mönchen bei Vollmond aus einem sonst vereisten Bergbach geholt worden oder per Hand einem Sibirischen Tiger abgejagt worden zu sein. Kurz und knapp hatte ich schon viele Enttäuschungen erlebt. Als kurze Anmerkung sei mir hier noch erlaubt, dass die Schulmedizin in meiner Rückschau kaum besser abschneidet. Sie war zwar annähernd kostenfrei, doch wenigstens nahmen sich die Naturheilkundler Zeit um mir zuzuhören. Das hätte ich übrigens auch getan, bei bis zu 150€ pro Zeitstunde ... Naja.

 

Die Krankheit hatte mir jedenfalls die Abizeit genauso verhagelt wie meine erste Beziehung. So schlug ich mich erschöpft und deprimiert durch eine Ausbildung und hasste dabei jeden einzelnen Tag. Ich hasste die peinlichen Toilettengänge in der Berufsschule so sehr, wie den strafenden Blick meiner Ausbilderin, wenn ich aufgrund einer morgendlichen Attacke wieder einmal zu spät kam. Niemand in meinem Umfeld schien mich zu verstehen.

 

Trotz meiner Zweifel besuchte ich Thomas also in seiner Praxis, denn so konnte es ja auch nicht weiter gehen. Zumindest, so dachte ich, könnten wir gemeinsam an meinen psychischen Beschwerden arbeiten.

 

Es steigerte meine niedrigen Erwartungen nicht gerade, als mir Thomas nach dem ersten Smalltalk erklärte, dass er mir nicht garantieren könne, ob mir seine Therapie bzw. seine Empfehlungen bei meinen Beschwerden helfen würden. Damals dachte ich eher: "Na toll und dafür bist du viereinhalb Stunden mit dem Zug unterwegs gewesen, hast ein Zimmer gebucht und musstest sogar zwei Mal die Zugtoilette der DB benutzen!"

Später wurde mir klar, dass Thomas eigentlich der erste Therapeut war, der mir zu verstehen gab, dass es keine einfache Lösung geben würde. Meinen Reizdarm würden keine noch so teuren Tees und auch keine Homöopathika besänftigen. Es stand ein richtiger Haufen harter Arbeit vor mir. Ich würde mich, meine Lebensweise, meine Gedanken und meine Wünsche gnadenlos hinterfragen müssen. Liebgewonnene Dinge hinter mir lassen und neugierig neue gesündere Alternativen erkunden. Inzwischen habe ich verstanden, dass die Suche nach einer schnellen und möglichst bequemen Lösung mich jahrelang blockiert hatte. Ich bin selbst für meine Gesundheit verantwortlich. (Hätte mir das mal jemand sechs oder sieben Jahre früher beigebracht ...)

 

Kognitive Umstrukturierung, Entspannungstraining, Körperarbeit

Psychotherapeutische Verfahren wie die Kognitive Verhaltenstherapie, die körperorientierte Psychotherapie oder auch Entspannungsmethoden gehören zu den effektivsten Therapieansätzen bei einem Reizdarmsyndrom.
Psychotherapeutische Verfahren wie die Kognitive Verhaltenstherapie, die körperorientierte Psychotherapie oder auch Entspannungsmethoden gehören zu den effektivsten Therapieansätzen bei einem Reizdarmsyndrom.

Die praktische Arbeit mit Thomas könnte ich eigentlich in zwei größere Bereiche unterteilen. Im ersten Bereich, der für mich von heute aus gesehen, der vielfach wichtigere war, ging es um alle Dinge, die irgendwie mit meiner Psyche zusammenhingen. Zuerst wurde mir der Zusammenhang zwischen Psyche und RDS erklärt. Dies war für mich gut nachvollziehbar, da ich seit langem unter heftigen Angstattacken litt, welche manchmal schlimmer waren, als die Erkrankung selbst. Ich lernte also viel über die "Hirn-Darm-Achse", die "Stressreaktion" und wie diese bösartigen Kerle meine Schmerzwahrnehmung und Motilität manipulieren können (Lasst das gefälligst!).

Nach diesem theoretischen Teil sprachen wir über das Gedankentagebuch und wie ich meine eigenen Gedanken ordnen, erkennen und neu strukturieren würde. Dies war für mich ein langer (und manchmal schmerzhafter) Prozess, den ich aber als sehr befreiend und effektiv erlebt habe. Weiterhin wurde ich in das Autogene Training eingeführt, um selbst ein Werkzeug an der Hand zu haben und Thomas arbeitete mit mir körperpsychotherapeutisch (Haltung, Atmung, Lösen von Blockierungen) und erklärte mir die Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem usw.

Heute kenne ich viele "falsche Gedanken", welche mir damals großen Druck erzeugt haben. Ich lebe mehr im Hier und Jetzt und mache mir nicht mehr so viele Sorgen um meine Zukunft und die Erwartungen anderer. Außerdem habe ich verschiedene Strategien gelernt, wie ich eine schlechte Phase aktiv überwinden kann, besser auf meinen Körper höre und meine eigenen Bedürfnisse anderen gegenüber durchsetze.

 

Ernährung, Supplemente, Bewegung, Lifestyle

Beim Reizdarmsyndrom haben sich unterschiedliche diätetische Ansätze bewährt (low-FODMAP, SCD, Fast Tract Diet). Auch Faktoren wie Mahlzeitenfrequenz, Bewegung und Schlafbverhalten spielen eine wichtige Rolle.
Beim Reizdarmsyndrom haben sich unterschiedliche diätetische Ansätze bewährt (low-FODMAP, SCD, Fast Tract Diet). Auch Faktoren wie Mahlzeitenfrequenz, Bewegung und Schlafbverhalten spielen eine wichtige Rolle.

War die Psychotherapie subjektiv für mich wichtiger, so war der zweite Bereich, nämlich Änderungen im Lifestyle mit Abstand schwieriger. Ich wurde auf eine glutenfreie und "fermentationsarme" Kost gesetzt und musste mir meinen geliebten Kaffee abgewöhnen!

In Zusammenarbeit mit einer Heilpraktikerin wurden noch einige zusätzliche Tests veranlasst und mir wurden daraufhin von ihr einige Supplemente überreicht. Unter anderem sollten Verdauungsenzyme dafür sorgen, dass mein Körper auch etwas von meinen Mahlzeiten hat und nicht nur die bösen Jungs der Darmflora. Außerdem musste ich etwas mehr auf meinen Fettkonsum achten (und das als Süßigkeitenjunkie ...).

Später kamen noch einige weitere Mittelchen hinzu (Präbiotika und Probiotika) und Thomas besprach mit mir einige Dinge, welche besonders wichtig für die psychische und körperliche Gesundheit sind (etwa Omega-3 zur Linderung von Entzündungen, Vitamin D usw.).

Neben der Ernährung und den Supplementen spielten die Bewegung und der Schlaf eine zentrale Rolle. Wir arbeiten also kontinuierlich an der Optimierungen meines Tagesablaufs. (Das war ja kein Problem, ohne meinen Kaffee wollte ich die ersten zwei bis drei Wochen ohnehin nicht länger aufbleiben als nötig). Ich verbannte sogar mein Smartphone aus dem Schlafzimmer und verzichtete auf abendliche Social-Media und Skype-Sessions.

 

Und auf einmal wurde Licht ...

Oft wird aus einer erzwungenen Intervention, z.B. aufgrund einer Erkrankung, ein neuer gesünderer und freudespendender Lebensstil. Bild: Tim Reckmann via pixelio.de
Oft wird aus einer erzwungenen Intervention, z.B. aufgrund einer Erkrankung, ein neuer gesünderer und freudespendender Lebensstil. Bild: Tim Reckmann via pixelio.de

Jetzt wird euch sicher alle interessieren, was sich in den vergangenen Monaten getan hat? So einiges würde ich mal behaupten. Am Anfang war die Zusammenarbeit mit Thomas natürlich sehr intensiv. Er instruierte mich täglich mehrere Stunden, als ich in seiner Praxis war und dann eigentlich wöchentlich per Skype. Mit der Zeit schraubten wir aber diese Frequenz herunter, denn ich bekam mehr und mehr den Dreh heraus.

Allerdings stand davor noch eine handfeste Krise, wobei ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Ich aß nach Plan, ging zeitig ins Bett, machte meine Entspannung. Es war einfach so viel Arbeit am Anfang, dieses Kochen und Vorbereiten. Trotzdem hatte ich Ängste und Durchfall und konnte noch nicht einmal in meine alten Bewältigungsstrategien (Koffein und Zucker) zurück. Ich sprach mit Thomas und ich hielt weiter durch. Zum Glück! Denn nach etwa einem Monat stellten sich tatsächlich die ersten Verbesserungen ein. Zuerst bemerkte ich, dass ich immer entspannter und gelassener wurde. Ich traute mir plötzlich Dinge zu, die ich vorher noch vermieden hatte. Doch auch eine Wirkung auf den Darm ließ sich bemerken, denn ich hatte erst einmal deutlich weniger Blähungen und Krämpfe.

Über die Monate normalisierte sich auch mein Stuhlgang immer mehr und ich wurde, so blöd das vielleicht klingen mag, eine neue Jennifer, oder eben die alte, wenn man so will. Noch vor einem Jahr hätte ich mir das niemals zu träumen gewagt. Darmbeschwerden habe ich nur noch gelegentlich und dann lässt sich meistens auch schnell der Grund des Übels ermitteln (bspw. zu viel Stress).

 

Die Dinge, welche mir am Anfang so schwer fielen, gehen mir heute problemlos von der Hand. Ich weiß, was ich einkaufen kann, wie ich es vorbereite, welche Snacks ich mit in die Uni nehme. Aufgaben wie die täglichen 15 Minuten Autogenes Training und das Fitnessstudio sind zu Routinen geworden, die ich lieben und schätzen gelernt habe. (So gesehen bin ich vielleicht doch nicht ganz die Alte ...) Dieser ganze Prozess hat wohl viel in mir verändert und ich bin sehr froh darüber, denn ich glaube dass ich heute ein glücklicheres, bewussteres und sinnerfüllteres Leben führe. Beim Schreiben dieser Zeilen merke ich gerade, wie stark mich das Nachdenken über die vergangenen Jahre und Monate emotional berührt.

 

Was soll ich noch schreiben? Thomas ist ein toller Kerl und eigentlich so, wie er in den Videos und durch seine Artikel rüberkommt: Kompetent, nett, empathisch, oft lustig, aber auch mal mit klaren Ansagen. Durch seine eigene Betoffenheit hat er glaube ich einen ganz anderen Blickwinkel als andere Therapeuten und das Wissen darum hat mir in einigen Momenten sehr geholfen, da es doch seltsam war mit einem jungen "fremden" Mann über manche Dinge zu sprechen. Thomas weiß einfach unheimlich viel über unsere Erkrankung (weshalb man manchmal auch nur die Hälfte versteht, grins), aber er schafft es eben auch, diese Dinge in die Praxis zu übersetzen. In der Psychotherapie und Körperarbeit gibt er einem das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, so dass man wirklich loslassen kann. 

Besonders angenehm fand ich persönlich, dass man nie das Gefühl hatte, dass es ums Geldverdienen ging. Wir haben auch darüber offen gesprochen und ich weiß, dass er die selbe Tortur durchlaufen musste, wie ich und in viele Fettnäpfchen getreten ist.

 

Ich möchte diese Erfahrung keinesfalls missen und bin unheimlich dankbar für alles Erreichte! Außerdem möchte ich zum Abschluss allen Mitbetroffenen ordentlich Mut machen: Das Reizdarmsyndrom ist keine Bestie, die uns in ihren unerbittlichen Klauen gefangen hält! Viele von uns können diese Kreatur abschütteln, wenn wir nur bereit sind an und mit uns zu arbeiten und die Hoffnung auf die "effektive Therapie ohne Anstrengung" aufgeben. Davon bin ich fest überzeugt. Was man dabei gewinnen kann ist ein zufriedeneres Leben mit vielen tollen neuen Erlebnissen!

 

Sie interessieren sich ebenfalls für eine psychotherapeutische Zusammenarbeit bzgl. des Reizdarmsyndroms oder eine Lifestyleberatung?

Einige Vorinformationen:

Ein Besuch in der Praxis in Zittau (Ostsachsen) ist aus heilkunderechtlichen Gründen unumgänglich! Erst dann ist u.U. eine Nachbetreuung via Skype oder per Mail möglich.

Die Arbeitsstunde wird mit 50,00€ berechnet (wobei auch Befundeinsichten etc. Arbeitzeit sind).

Eine Erstattung durch die Krankenkassen ist im Normalfall nicht möglich.